Macht Sport glücklich? Kurze Antwort: Ja. Wenn man die richtige Sportart für sich findet. Zwei Experten verraten, wie's geht.
Sport macht glücklich – aber warum eigentlich?
Alles eine Frage der Hormone? Macht Sport uns dank biochemischer Vorgänge und der Ausschüttung von Serotonin und Dopamin glücklich? Kann Sport funktionieren wie ein Anti-Depressivum? Wie gut uns Bewegung tun kann, verraten uns Psychologin Petra Jansen und Andreas Ströhle, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité.
Nach dem Sport fühlt man sich meistens gut. Woran liegt das?
Petra Jansen: Der Körper schüttet währenddessen vermehrt Neurotransmitter wie Dopamin aus, die das Glücksempfinden regulieren. Als Botenstoff zwischen Nervenzellen des Belohnungssystems unseres Gehirns steigert es unsere Motivation. Darüber hinaus entstehen auch vermehrt Serotonin, Oxytocin, Noradrenalin und Phenethylamin, die positiv auf die Psyche wirken.
Kann Sport vor einer Depression schützen?
Andreas Ströhle: Ja. Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen, die regelmäßig Sport treiben, ein um 30 Prozent geringeres Risiko haben, daran oder auch an anderen psychischen Leiden zu erkranken.
Eignen sich bestimmte Sportarten besser als andere, damit wir uns gut fühlen?
Petra Jansen: Für unser Buch haben meine Kollegin und ich mit unseren Studierenden Studien zu verschiedenen Sportarten untersucht – von Karate bis Krafttraining. Aber sie waren leider so unterschiedlich, dass sie sich nicht miteinander vergleichen ließen. Doch einzelnen Studien zufolge hat zum Beispiel Schwimmen besonders große Effekte, was aber nicht heißt, dass Schwimmen per se glücklicher macht als Laufen. Es kann nur sein, dass es manche glücklicher macht als andere.
Andreas Ströhle: Wichtig ist, einen Sport zu finden, der einem liegt und Spaß macht, egal ob es Tanzen ist, Volleyball oder Bouldern. Studien haben übrigens gezeigt, dass die Umgebung, in der ein Sport ausgeübt wird, das Wohlbefinden beeinflusst. Probanden, die beim Laufband-Training auf ein großes Foto von einem Wald oder dem Meer schauten, ging es besser als denjenigen, die beim Sport auf das Foto einer Stadt sahen.
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Ist Gruppensport für das Wohlbefinden eigentlich günstiger?
Andreas Ströhle: Es muss keine Mannschaftssportart sein, doch prinzipiell wirkt es sich positiv auf die Stimmung aus, wenn man sich einer Gruppe anschließt. Wir können uns sehr gut vorstellen, dass auch bei Menschen mit Depression gemeinschaftliche körperliche Aktivität die Teilnahmeraten erhöht.
Petra Jansen: Ich glaube, dass man sich die Frage stellen muss, was einen vom Sporttreiben abhält. Vielleicht kommen Sie zu der Erkenntnis, dass Sie nicht gerne in einer Gruppe sind. Dann wird es Ihnen immer schwerfallen, einen Sportkurs zu besuchen. Aber Sie werden vielleicht herausfinden, dass das Sporttreiben allein gut ist und fan- gen damit an. Wenn das so wäre, dann hat alles Bitten einer Freundin, mit Ihnen Sport zu machen, keinen Sinn.
Petra Jansen ist Psychologin und Professorin am sportwissenschaftlichen Institut der Uni Regensburg. Im Juni erscheint ihr Buch „Glücklich durch Sport?“ beim Hogrefe Verlag.
Andreas Ströhle ist leitender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité in Berlin. Er entwickelt eine App, die u. a. Depressive motivieren soll, Sport zu treiben.
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