Weltfrauentag am 8. März: ein Tag, an dem auf Gleichberechtigung und Frauenrechte aufmerksam gemacht werden soll. Wieso das immer noch so wichtig ist, erklären wir hier.
Weltfrauentag am 8. März: Feiertag in Berlin
Der Weltfrauentag wird am 8. März gefeiert. 2019 gab es eine Neuheit in Deutschland: In Berlin ist der internationale Frauentag seit 2019 ein gesetzlicher Feiertag. Der Weg für den arbeitsfreien Tag wurde schnell geebnet: Im November erstmals zur Diskussion gebracht, stimmte das Berliner Abgeordnetenhaus am 24. Januar 2019 der Gesetzesänderung zu.
Der EMOTION Women's Day wurde auf den 19. Oktober 2020 verschoben. Die wichtigsten Fragen und Antworten findest du hier.
Debatte um neuen Feiertag in Berlin
Weitere Vorschläge in der Debatte um den neuen Feiertag in Berlin waren der 9. November (Tag des Mauerfalls), der 18. März (Märzrevolution), der 8. Mai (Tag der Befreiung) und der 31. Oktober (Reformationstag). Angestoßen wurde die Debatte, weil die nördlichen Bundesländer den Reformationstag als zusätzlichen Feiertag eingeführt hatten. Berlin gehört zu den Bundesländern mit den wenigsten Feiertagen, 10 sind es jetzt (zum Vergleich: Bayern hat 13).
Weltfrauentag: aufmerksam machen auf fehlende Gleichberechtigung
Für den Kampf um die Gleichberechtigung ist es ein Erfolg, dass in Berlin der Weltfrauentag als neuer Feiertag eingeführt wird, denn so bekommt die Thematik eine ganz neue Aufmerksamkeit. Wichtig ist es aber auch, auf die lange Geschichte hinzuweisen, die sich hinter diesem Tag verbirgt.
Lies auch: 10 Tipps für mehr Gleichberechtigung
Erster Weltfrauentag: vor über hundert Jahren
Denn es ist bereits über 100 Jahre her, dass der Weltfrauentag eingeführt wurde: Initiiert von Clara Zetkin, einer deutschen Frauenrechtlerin und Sozialistin, fand der Frauentag zum ersten Mal am 19.03.1911 statt, ein paar Jahre später wurde er auf den 8. März gelegt. Clara Zetkin ging es nicht nur um die Gleichberechtigung, sondern auch um das Wahlrecht für Frauen. Anfang des 20. Jahrhunderts durften Frauen in nahezu keinem Land der Welt wählen.
Ein Tag für Frauen - auf der ganzen Welt
Das Frauenwahlrecht wurde in Deutschland acht Jahre später, 1919, eingeführt und der Frauentag etablierte sich, wurde ab 1933 wieder verboten. Das nationalsozialistische Regime strich den Tag, anschließend geriet er in Vergessenheit. Erst Ende der 1960er Jahre rückte er durch das Wiederaufkommen der Frauenbewegung erneut in den Fokus.
Wieso man den Weltfrauentag feiern sollte
Ihr fragt euch, wieso ihr am 8. März den Weltfrauentag feiern sollt? Hier sind 6 Gründe, weshalb der internationale Frauentag wichtig ist und man sich für Frauenrechte und die Gleichberechtigung einsetzen sollte:
Grund 1: Frauenrechte sind Menschenrechte
Jeder Mensch sollte die gleichen Rechte haben und dazu gehören auch Frauen. Bereits 1993 wurde auf der Menschenrechtsweltkonferenz festgelegt, dass die volle und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am politischen, bürgerlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben, auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene, und die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts vorrangige Ziele der internationalen Gemeinschaft sind. Es wurde zwar schon Einiges erreicht, aber es gibt trotzdem noch viel zu tun!
Lies auch: 9 junge Frauen, die 2020 die Welt verändern
Grund 2: Frauenwahlrecht
Politische Mitbestimmung für Frauen sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Doch noch immer haben nicht alle Frauen auf der Welt das Wahlrecht: Im Libanon dürfen Frauen nur wählen, wenn sie einen bestimmten Bildungsgrad nachweisen können. In Bhutan und Brunei haben Frauen bis heute kein Wahlrecht. In Saudi-Arabien wurde das Frauenwahlrecht erst 2015 eingeführt.
Grund 3: Gender Pay Gap
Ziemlich ungerecht: Der Gender Pay Gap beschreibt die Differenz zwischen dem Arbeitslohn von Männern und Frauen. Frauen verdienen für dieselbe Arbeit laut statistischem Bundesamt immer noch 21 % weniger als Männer. Damit ist Deutschland in der EU eines der Schlusslichter. Aktionen, die dem entgegenwirken wollen, sind z. B. der Equal Pay Day, der 2020 am 17. März ist.
Grund 4: Veraltete Rollenbilder nachteilig für Frauen
Die Mutter bleibt zu Hause beim Kind, der Vater bringt das Geld nach Hause: Immer noch wird dieses Modell in vielen Familien als "normal" angesehen und gelebt. In dieser Konstellation haben Frauen langfristig das Nachsehen: Nach einem längeren Ausstieg ist die Rückkehr in den alten Beruf meist schwierig, außerdem arbeiten Frauen mit Kindern sehr viel häufiger als Männer in Teilzeit und verdienen insgesamt weniger Geld.
Grund 5: Frauen sind von Altersarmut bedroht
Abhängigkeit oder Armut: Durch einen längeren Ausstieg aus dem Job sind Frauen viel öfter von Altersarmut bedroht als Männer - oder finanziell abhängig vom Ehemann. Auch das Steuerrecht begünstigt die Eigenständigkeit von Frauen nicht gerade: Ist man verheiratet, dann beschert einem das Ehegattensplitting erhebliche Vorteile bei der Besteuerung des Gehalts. Alleinerziehende haben das Nachsehen und müssen oft mehr Steuern zahlen. Reina Becker, die 2016 den EMOTION Award gewann, setzt sich für eine gerechtere Besteuerung ein.
Grund 6: Kaum Verbesserung bei Gleichstellung von Frauen und Männern in Führungspositionen
Frauen in deutschen Vorständen haben immer noch Seltenheitswert. Eine Studie der Allbright-Stiftung fand heraus, dass nur acht Prozent der Vorstände von börsennotierten Unternehmen in Deutschland weiblich sind – der Wert stieg lediglich um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Großteil der Börsenunternehmen hat bisher gar keine Frauen im Vorständen. In der Politik sieht es etwas besser aus, allerdings gibt es auch hier noch Einiges aufzuholen: So liegt im Bundestag der Frauenanteil bei den Abgeordneten etwa bei 30 %.
Historische Ereignisse zum Weltfrauentag
Kurze Haare tragen, ein eigenes Bankkonto eröffnen, den Nachnamen behalten, am Arbeitsplatz gleich behandelt werden: wir haben schon viel geschafft, aber es ist auch noch viel zu tun! Seit 99 Jahren feiern wir den Weltfrauentag. EMOTION-Autorin Lea Birke hat im aktuellen Heft (fast) 99 historische Ereignisse von Politik bis Popkultur gesammelt, die Frauen seither bewegt haben. Wir haben die Highlights für euch aufgelistet:
-
1921 ist das Jahr, seit dem der Weltfrauentag am 8. März gefeiert wird.
-
Short hair, don’t care: Kurze Haare sorgen in den 20ern für Freiheit auf Frauenköpfen
-
Lichtblick der 30er Marlene Dietrich macht Hosenanzüge salonfähig.
-
1946 Bauch frei! In Frankreich wird der Bikini erfunden.
-
1958 Das Gleichberechtigungsgesetz tritt in Kraft, ohne echte Verbesserungen im Alltag. Ausnahme: Frauen dürfen ohne Genehmigung ihres Mannes Auto fahren.
-
1962 Frauen dürfen ein eigenes Bankkonto eröffnen.
-
1960er Mit dem Mini beginnt eine neue Ära. Alice Schwarzer wird bei uns zur Symbolfigur des Feminismus. In den USA verbrennen Aktivistinnen ihre BHs.
-
1971 374 Frauen – darunter Romy Schneider und Senta Berger – bekennen im Magazin Stern: „Wir haben abgetrieben!“
-
1974/75 Frauenzentren, Frauenbuchläden und Frauenkneipen werden eröffnet. Ab den 80ern werden „Frauenthemen“ auch von „normalen“ Buchhandlungen und Verlagen entdeckt.
-
1976 In Berlin öffnet das erste „Haus für geschlagene Frauen“.
-
1976 Männer dürfen den Nachnamen ihrer Frau annehmen.
-
1977 Das Eherecht schafft die „Hausfrauenehe“ ab. Bis dato war die Frau „zur Haushaltsführung verpflichtet“. Berufstätig durfte sie nur mit Einverständnis des Mannes sein und wenn sie ihre „familiären Verpflichtungen nicht vernachlässigt“. Auch das Scheidungsrecht wird reformiert. In diesem Jahr spricht der Deutsche Presserat erstmals eine Rüge wegen Sexismus aus.
-
1978 Für Vergewaltigungsopfer wird ein Notruf eingerichtet.
-
1970er Feministische Lehre und Forschung kommt an die Unis.
-
1980 Das Gesetz zur Gleichbehandlung am Arbeitsplatz wird im Bundestag verabschiedet.
-
1985 Der Begriff Gender-Mainstreaming fällt zum ersten Mal: Ungleichbehandlung aller Gender in allen Bereichen soll verhindert werden.
-
1986 Das erste Bundesfrauenministerium wird eingerichtet.
-
Zeigt her eure Unterwäsche! Madonnas Cone Bra wurde 1990 legendär
-
1993 Heide Simonis wird die erste Ministerpräsidentin.
-
1994 Frau und Mann dürfen nach der Heirat beide ihre Nachnamen behalten.
-
1997 Endlich ist Vergewaltigung in der Ehe als Straftat zu ahnden. Der Bundestag beschließt dies mit überwältigender Mehrheit.
-
1998 „Sex and the City“ läuft in den USA an: Weibliche Sexualität wird serientauglich.
-
2001 Der erste Girls’ Day findet bei uns statt! Die Zeitschrift „Emma“ hatte den Töchter-Tag gegen die „typischen Frauenberufe“ lange gefordert.
-
2001 In Deutschland wird die „eingetragene Partnerschaft“ Gesetz und die Rechte homosexueller Paare werden gestärkt.
-
2003 Die Sicherheitsverwahrung von Sexualstraftätern kann nachträglich angeordnet werden.
-
2005: Angela Merkel wird die erste Bundeskanzlerin
-
2006 Der Bundestag beschließt das Elterngeld.
-
2006 Die Bibel in „geschlechtergerechter Sprache“ erscheint.
-
2010 Die Deutsche Telekom führt die Frauenquote ein und entfacht damit die Diskussion um Frauen in Führungspositionen neu.
-
2013 #aufschrei-Debatte über Alltagssexismus.
-
2016 In DAX-Unternehmen gilt nun eine Frauenquote von 30 Prozent.
-
2016 wird das Sexualstrafrecht reformiert: Nein heißt Nein! Auch wenn Frauen es „nur“ sagen
-
2017 Weltweit gehen beim Women’s March am Tag nach Trumps Amtseinführung Hunderttausende auf die Straße.
-
Die Bräute dürfen sich jetzt küssen! Seit 2017 dürfen homosexuelle Paare bei uns endlich heiraten.
-
2017 Zahlreiche Frauen beschuldigen den Filmproduzenten Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung und Vergewaltigung. #MeToo und die Time’s-Up-Bewegung bringen das Thema sexualisierte Gewalt zurück auf die Tagesordnung.
-
2018 Island setzt sich als erstes Land zum Ziel, bis 2022 den Gender Pay Gap vollständig zu schließen.
-
2019 Diskussion um den Frauenanteil in unserem Bundestag.
-
Mission Tamponsteuer: Seit 2020 gelten Menstruationsartikel nicht mehr als Luxus
Mehr zum Thema Frauen auf Emotion.de:
Wir möchten euch darauf hinweisen, dass ihr bei Besuch und Nutzung der Plattform Disqus, den durch EMOTION.DE gewährleisteten Datenschutz verlasst.