Wenn es um Geld geht, klafft eine ziemlich große Lücke zwischen den Geschlechtern. Die Gender Gaps von Lohn bis Vermögen: Wir haben in den Abgrund geschaut und liefern die Zahlen zur Misere.
Einkommen, Rente, Vermögen: Männer haben im Durchschnitt einfach mehr Geld als Frauen. Und die Lücken vertiefen sich im Laufe des Lebens: Wenn Frauen im Schnitt weniger verdienen als Männer, werden sie am Ende ihres Erwerbslebens deutlich weniger Geld angehäuft haben und noch dazu eine geringere Rente bekommen. Frauen haben weniger Geld als Männer zur Verfügung um zu investieren und Vermögen zu bilden.
Wir haben die neuesten Untersuchungen, die die Gender Gaps vermessen.
Gender Gap mit fatalen Folgen: Der Gender Pay Gap
Aktuelle Zahlen geben traurige Gewissheit: Der Gender Pay Gap wird einfach nicht kleiner. Noch immer verdienen Frauen 18 Prozent weniger. Im Schnitt pro Stunde sind es 20,05 Euro für Frauen und 24,36 Euro pro Männer. In diesem Jahr erstmals nach neuer Berechnungsmethode, die aber auch am Ergebnis nichts ändert: Auch in den Vorjahren hatte das Statistische Bundesamt den Gender Pay Gap auf 18 Prozent beziffert.
Auch die Gründe sind geblieben: Frauen arbeiten öfter in Teilzeit und übernehmen den Löwenanteil der unbezahlten Care-Arbeit für die Familie. Sie sind häufiger in Branchen, Berufen und auf Anforderungsniveaus beschäftigt, in denen die Vergütung geringer ist.
Für gleiche Bezahlung: Der Equal Pay Day
Der Equal Pay Day ist in diesem Jahr am 7. März 2023. Der Tag soll auf die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern aufmerksam machen. Bis zu diesem Tag arbeiten Frauen nämlich umsonst – wenn man es mit dem Jahreseinkommen von Männern vergleicht. Bis zu diesem Tag sind nämlich 18 Prozent des Jahres verstrichen.
Das erste Mal fand der Equal Pay Day in Deutschland im Jahr 2008 statt – damals noch am 15. April. Eine ganz kleine Verbesserung gab es also in den vergangenen Jahren. Bis sich diese Lücke schließt, dürften aber noch Jahrzehnte vergehen, wenn es mit dem Wandel weiter so im Schneckentempo vorangeht.
Sieben Prozent allerdings sind durch diese Faktoren nicht zu erklären, sondern wohl nur durch Lohndiskriminierung. Frauen wird damit nach wie vor ein Grundrecht verwehrt – mit gravierenden Folgen. Zuletzt haben Frauen, die mutig ihre Arbeitgeber:innen auf gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen verklagt haben, vor Gerichten erste Erfolge erzielen können, die Signalwirkung haben könnten. So hat das Bundesarbeitsgericht zum Beispiel gerade kürzlich den Anspruch von Frauen auf gleiche Bezahlung gestärkt.
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Die TV-Journalistin Birte Meier hat ihren Arbeitgeber verklagt, als sie herausfand, dass sie deutlich schlechter bezahlt wurde als männliche Kollegen. Über ihren Kampf für Lohngerechtigkeit hat sie ein Buch geschrieben – und uns ein Interview gegeben.
Exkurs: Gute Nachrichten vom Gender Taschengeld Gap
Immer wieder gab es Hinweise darauf, dass Söhne mehr Taschengeld bekommen als Töchter. Aber dieser Gap existiert in Deutschland nicht (mehr). Das ist das erfreuliche Ergebnis einer aktuellen Studie des Deutschen Institute für Wirtschaftsforschung (DIW).
Bei anderen finanziellen Zuwendungen von Eltern an ihre Kinder, etwa bei Schenkungen und Erbschaften, gibt es aber sehr wohl geschlechtsspezifische Unterschiede, schreibt das DIW.
Gender Lifetime Earnings Gap: Was in einem Erwerbsleben rumkommt
679.000 Euro mehr als Frauen verdienen Männer im Laufe ihres Erwerbslebens, sie bringen es nämlich im Schnitt auf 1,5 Millionen Euro. Dieser Gender Lifetime Earnings Gap beträgt 45 Prozent. Noch weiter klafft die Lücke auf, wenn Frauen Kinder haben: 62 Prozent weniger als Männer werden sie am Ende ihre Erwerbsleben verdient haben, wie Forscher:innen ausgerechnet haben.
Gender Investment Gap: Mach mehr aus deinem Geld!
Von den 830.000 neuen Aktionär:innen im Jahr 2022 sind mehr als die Hälfte Frauen. Damit holen sie etwas auf, aber das ändert insgesamt noch nichts daran, dass Frauen an der Börse nach wie vor in der Minderheit sind. Nur ein Drittel der Aktionär:innen in Deutschland ist weiblich. Laut dem Deutsche Aktieninstitut (DAI) gibt es mit knapp 13 Millionen nun so viele Aktionär:innen in Deutschland wie nie zuvor. Etwa jede:r Fünfte (ab 14 Jahren) ist am Aktienmarkt aktiv.
Gender Pension Gap: Altersarmut ist weiblich
Wer im Laufe eines Arbeitslebens weniger verdient, muss mit Einbußen auch bei der Rente rechnen. Die jüngste ausgiebige Untersuchung stammt aus dem Jahr 2020 vom WSI: Der Gender Pension Gap lag in Deutschland im Jahr 2019 bei 49 Prozent. Das bedeutet, dass Frauen im Durchschnitt ein um 49 Prozent niedrigeres Alterssicherungseinkommen beziehen als Männer. Bei der Bestimmung des Gender Pension Gap werden alle drei Säulen der Alterssicherung berücksichtigt: die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) bzw. Beamtenversorgung (BV) sowie betriebliche Alterssicherung und private Alterssicherung. Innerhalb des Beobachtungszeitraums von 1992 bis 2019 hat sich der Gender Pension Gap in Deutschland um 20 Prozent verringert – von 69 auf 49 Prozent.
Die Untersuchung des WSI zeigt auch: Besonders groß ist der Gender Pension Gap bei verheirateten und verwitweten Personen, bei Personen mit niedrigem Berufsabschluss, bei älteren Rentner:innen. Entscheidend außerdem: Mutterschaft. Frauen, die Kinder bekommen haben, stehen vor einer noch größeren Lücke.
In den 26 Mitgliedstaaten der OECD in Europa haben Frauen im Durchschnitt ein um 25 Prozent geringeres Alterssicherungseinkommen als Männer. Deutschland liegt im Ländervergleich der OECD mit seinem Gender Pension Gap auf dem letzten Platz.
Betrachtet man nur die gesetzliche Rente zeigt sich ebenfalls eine große Lücke. Männer erhalten durchschnittlich 1.304 Euro gesetzliche Rente im Monat, Frauen nur 832 Euro.
Jede dritte Frau mit einer Vollzeitstelle in Deutschland steuert auch nach 40 Arbeitsjahren auf eine Rente von weniger als 1000 Euro netto zu. Das zeigen Daten, die das Bundesarbeitsministeriums kürzlich auf eine Anfrage der Partei Die Linke hin vorstellte.
Gender Wealth Gap: Die große Abrechnung
Was bedeutet das für das Vermögen? Frauen gehen im globalen Durchschnitt mit nur 74 Prozent des Vermögens der Männer in den Ruhestand. Weltweit betrachtet liegt der Gender Wealth Gap zwischen 60 und 90 Prozent. Das zeigt der "Global Gender Wealth Equity Report" von WTW in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum (WEF). In Deutschland beträgt die Lücke demnach 76 Prozent.
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