Viel Wasser trinken ist gesund, das weiß mittlerweile jeder. Doch Wasser kann nicht nur körperliche Beschwerden lindern, auch auf unsere Seelehat es eine heilende Wirkung, so Yogalehrerin und Autorin Annika Isterling. Wie wir Wasser für unser Wohlbefinden nutzen können, erklärt sie hier.
Dampfsauna oder lieber Schwimmbad? Wenn ich für einen Kurzurlaub ein Hotel zum Entspannen aussuche, dann schaue ich vor allem auf den Spa-Bereich. Und das noch viel mehr, seitdem ich weiß, wofür der Begriff SPA steht: Sanum per aqua (Gesundheit durch Wasser). Das hat man schon 23 vor Christus rausgefunden, damals allerdings waren es die kalten Wassergüsse, die für Genesung und Schutz vor Krankheiten sorgten. Die Römer und Griechen bauten ganze Badehäuser, und auch heute pilgert der ein oder andere von uns noch gern in Kur- und Badeorte.
Viel Wasser trinken ist gut für Kreislauf, Stoffwechsel und Hautbild
Auch wenn Wassertreten, Blitzgüsse und Bewegungsbad nicht jeden aus der Reserve locken, kann man beim Planschen im Schwimmbad, beim Schwitzen im Hamam oder beim puren Duschen gleichwohl feststellen, dass es einem dabei richtig gut geht und vor allem auch danach ein Wohlgefühl bleibt. Wasser hat die Qualität, Beschwerden zu heilen und unsere Gesundheit zu optimieren. Sowohl von außen als auch von innen.
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Da wir zu 50 bis 70 Prozent (je nach Alter) aus Wasser bestehen, ist es ein wichtiger Grundbaustein unseres Organismus. Mit dem Trinken von Wasser aktivieren wir unseren Kreislauf und den Stoffwechsel. Vor allem verbessert sich jedoch unser Hautbild, fast ein Drittel unserer Flüssigkeiten sind im größten Organ gespeichert. Wer die Durchblutung der Haut steigern und die Sauerstoffversorgung optimieren möchte, der sollte eineinhalb bis zwei Liter Wasser pro Tag zu sich nehmen.
Wasser und Spiritualität: Chance für Gewohnheitsmenschen
Wasser kann aber nicht nur körperliche Beschwerden lindern, es hat auch eine spirituelle Bedeutung. Es ist dem zweiten Energiezentrum (Chakra) zugeschrieben und bezeichnet die Fähigkeit, sich einlassen zu können und mitzufließen. Das zweite Chakra sitzt im unteren Bauch auf der Höhe der inneren Fortpflanzungsorgane. Es ist der Sitz der Kreativität, der Wünsche und Träume. Häufig haben wir eine uns unbewusste innewohnende Angst, Veränderungen und Neues anzunehmen und zuzulassen. Als Gewohnheitsmenschen gibt uns das Bekannte Sicherheit und Vertrautheit. Ein Verlust von dem, was wir kennen, löst daher bei vielen erst mal Panik und Unwohlsein aus. Wer sich mehr mit dem Element Wasser verbindet, der steigert die Fähigkeit, das Unbekannte anzunehmen und seine Zukunft neu zu gestalten. Wasser kann sich immer wieder neu anpassen und verändern: Es gibt drei Aggregatzustände, die es auf natürliche Art und Weise annehmen kann.
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Auch in anderen Bereichen findet Wasser eine besondere Bedeutung. Der amerikanische Schauspieler und Kampfkünstler Bruce Lee hat uns allen einen einprägsamen Satz hinterlassen: "Be water, my friend." Werde gestaltlos, formlos und konturlos, um dich deiner Umgebung anzupassen. Für einen Kampfsportler gilt es, wie Wasser zu werden, denn Wasser kann man nicht wirklich greifen und festhalten, und was man nicht greifen kann, das kann man nicht besiegen. Wer das berühmte Zitat von Bruce Lee bis zum Ende gehört hat, der kann sich auch noch an den letzten Satz erinnern, in dem es heißt: "Now water can flow – or it can crash."
Wasser hat zum einen die Fähigkeit, sich anzupassen, aber es kann auch Schaden anrichten. Wer verstanden und angenommen hat, dass sich alles im Leben stets verändern wird, der ist genauso überaus kraftvoll und überlegen, wenn er einfach mitfließt.
Die besondere Empfänglichkeit des Wassers
Ich bin ein absoluter Wasserliebhaber. Im Sommer fahre ich lieber ans Meer als in die Berge, ich liebe es, in Städten zu wohnen, die am Wasser liegen. Wasser ist Leben und birgt Leben. Es wirkt regenerativ und erholsam. Dabei lassen sich auch viele wunderbare Kraftorte finden, denn die Oberfläche unseres Planeten besteht zu 72 Prozent aus Wasser.
Ob nun das Meer, der See oder der Fluss: Wasser hat eine besondere Empfänglichkeit. Wir wissen, dass der Mond die Meere durch die Gezeiten beeinflusst. Aber auch sonst ist Wasser sehr empfänglich, wie der japanische Forscher Masaru Emoto in seinen Experimenten rausgefunden hat. Worte, Emotionen, Musik, Gedanken, Schriftzeichen und Symbole übertragen sich auf das Element Wasser. Besonders beeindruckend dabei ist, dass das Wasser nicht nur auf die Information reagiert, sondern vor allem auch auf die Qualität: Wasser reagiert auf negativen Input mit molekularer Deformierung, also Unordnung, und auf positiven Input mit Ordnung der molekularen Struktur.
Das Wasser in uns reagiert auf negative Emotionen
Wer sich also noch mal bewusst macht, dass wir zum größten Teil aus Wasser bestehen, kann daraus ableiten, dass negative Emotionen und Gedanken uns und unseren gesamten Organismus weitaus mehr beeinflussen können als gedacht. Und dass es sich überaus lohnt, eine Kultur der positiven und höher schwingenden Gedanken wie Dankbarkeit, Freude, Glücklichsein und Liebe sowohl selbst zu erschaffen als auch innerlich zu bewahren.
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Die Qualität der Empfänglichkeit ist etwas, was wir sowohl dem Wasser als auch der Weiblichkeit zuschreiben. Wasser ist zusammen mit dem Erdelement bezeichnend für die weiblichen Attribute und wird dem chinesischen Element Yin zugeordnet. Männliche Elemente hingegen wären Luft und Feuer. Empfänglichkeit, Bewahren und Hingabe sind keine Wesenszüge, die uns Frauen durch die Gesellschaft oder von Männern zugeordnet wurden, sondern ergeben sich vielmehr aus der Form und Funktion der Geschlechtsteile und der Rolle, die wir im Leben einzigartig einnehmen können. Als Frau, mit dem Wasserelement verbunden, fällt es uns wesentlich leichter, uns hinzugeben und anzupassen, wir sind gleichzeitig wandlungsfähig sowie auf natürliche Art und Weise mit dem Leben verbunden. Das darf man tatsächlich als Stärke sehen und verwenden.
Langsame, fließende Bewegungen beruhigen den Körper nach einem stressigen Tag
Wer viel Verantwortung trägt, stets in Bewegung ist, Stress erfährt, hohe Ansprüche und Erwartungen an sich selbst hegt, der erzeugt viel innere Hitze und muss für einen kühlenden, ruhigeren Ausgleich sorgen. Restoratives Yoga oder Yin Yoga mit langsamen, fließenden Bewegungen sorgen dafür, sich wieder mehr mit dem Wasserelement zu verbinden. Eine bewusste, langsame Atmung stimmt uns darauf ein, uns vertrauensvoll aufs Leben einzulassen. Atmung passiert, wir müssen nicht viel dafür tun. Nimm dir einen Moment und versuche, deine Atmung nicht zu kontrollieren. Tauche vielmehr ein in die Qualität, den Atem lediglich zu empfangen, so wie wir das Leben mit all seinen Eindrücken und Erlebnissen empfangen sollten: hingebungsvoll, vertrauensvoll und fließend.
Über die Autorin: Annika Isterling ist Yogalehrerin, Buchautorin sowie Coach und Dozentin für Unternehmen. Sie gibt Retreats in aller Welt und hat mehrere Bücher geschrieben: Das zweite Buch gibt Anleitungen für Relax-Wochenenden daheim: "Wohlsein. Yoga-Retreats für zu Hause". (Theseus Verlag, 29,95 Euro)
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