Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Kinder zu bekommen, ist für Mütter in Deutschland ein Job-Risiko. Das wollen wir ändern! Zur EMOTION Umfrage mit LinkedIn.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Die große EMOTION Umfrage
Frust statt flexibler Karriereplanung – Kinder zu bekommen, ist in Deutschland ein Job-Risiko. Das wollen wir ändern. Hier berichten unsere Speakerinnen auf dem EMOTION Women’s Day über ihre Erfahrungen mit der Vereinbarkeit. Zusammen mit LinkedIn haben wir Eltern nach ihren Konflikten gefragt.
Frauen sind gut darin, sich reibungslos einzufügen. Einige bemühen sich gar nicht erst, auf ihre alten Positionen zurückzukehren.
Zoe Young, Beraterin & SoziologinTweet
Repräsentative Umfrage zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Wie gehen Paare mit der Elternzeit um? Wie verteilen sie sie? Damit beschäftigt sich unsere repräsentative Umfrage, sie wir gemeinsam mit LinkedIn durchgeführt haben. 91 Prozent der befragten Mütter geben an, den Großteil der Elternzeit genommen zu haben. Bei den Vätern sind es 13 Prozent. Und nur 7 Prozent aller Befragten geben an, sich die Elternzeit gleichmäßig aufgeteilt zu haben. Interessant ist, dass jede*r Fünfte (21 Prozent) der Mütter und Väter, die bereits eine längere Elternzeit genommen haben, von negativen Auswirkungen auf ihre Karriere berichten.
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Von der Elternzeit bis zum Wiedereinstieg in den Job
Eine Tatsache, die Zoe Young für ihre Studie „Women’s Work“ (Bristol University Press) intensiv untersucht hat. Die Soziologin hat 30 Frauen ein Jahr lang beim Wiedereinstieg begleitet. „Frauen sind gut darin, sich reibungslos einzufügen. Einige wollen ihren Ruf als angenehme, anspruchslose Mitarbeiterin wahren und bemühen sich gar nicht erst, auf ihre alten Positionen zurückzukehren. Das Problem ist, dass es mittel- und langfristig schwer für sie sein wird, von ihren oft marginalen Positionen wieder zurück ins Zentrum des Geschehens zu finden.“ Als Beraterin unterstützt sie in Großbritannien nun Unternehmen bei der Integration von Frauen und insbesondere Müttern. Auf dem EMOTION Women’s Day wird sie ihre Learnings weitergeben.
Der EMOTION Women's Day wurde auf den 19. Oktober 2020 verschoben. Die wichtigsten Fragen und Antworten findest du hier.
Gleichberechtigung in der Elternzeit
Strukturelle Veränderungen brauchen Zeit. Umso wichtiger ist es, dass Frauen sich ihrer Rechte und Möglichkeiten bewusst sind, um für sich einstehen zu können. Veränderung beginnt zu Hause: Die Frage, wer den Großteil der Elternzeit absolviert, stellt laut unserer Umfrage mit LinkedIn in den seltensten Fällen einen Konflikt dar. Nur 14 Prozent der Befragten geben an, das Thema Elternzeit mit ihrem Partner kontrovers diskutiert zu haben.
Es gibt immer noch Kitas, die haben am Freitag gar nicht auf, und spätestens ab zwölf wird abgeholt - damit komme ich als arbeitende Mutter mit 80-Prozent-Stelle in einem Großunternehmen nicht weiter.
Karoline Iwersen, Brands for TalentsTweet
Partnerschaft braucht Kommunikation
Das bestätigt auch Karoline Iwersen von Brands for Talents aus ihrer Arbeit mit Müttern. Das Unternehmen begleitet Frauen während der Elternzeit und auf dem Weg zurück ins Unternehmen. Die Beraterin wird auf dem EWD eine Masterclass zum Thema geben. "Dass Paare zusammensitzen und sich gegenseitig fragen: Was willst du für eine Karriere? – das passiert fast nie. Das ist alles unausgesprochen, bleibt unter der Decke." Klar, dass es dann am häufigsten zum 12+2-Modell in der Elternzeit kommt: zwölf Monate die Mutter, zwei der Vater. Die Gründe erscheinen logisch: Wer verdient mehr, wer hat das größere Bedürfnis, sich um das Kind zu kümmern, wer kann die Elternzeit besser verargumentieren?
Es sollte selbstverständlich sein, als Frau die gleichen Chancen zu haben wie ein Mann!
Dr. Bahiyre Aktas, Leitende Ärztin Universitätsklinikum LeipzigTweet
Equal Pay als Aufgabe der Arbeitgeber*innen
Klingt nicht besonders modern – aber vor allem klingt es nach Handlungsbedarf bei den Unternehmen. Wenn der Gender Pay Gap sich schließt, ist die Frage, wer mehr Geld nach Hause bringt, nicht mehr mit dem Geschlecht verknüpft. 78 Prozent der befragten Männer und Frauen finden, dass Arbeitgeber*innen Maßnahmen ergreifen müssen, die es Eltern erleichtern, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Flexiblere Arbeitszeiten stehen mit 87 Prozent oben auf der Wunschliste. Zuschüsse zur Kinderbetreuung, Ferienbetreuung oder Belegplätze in der Kindertagesstätte folgen dicht darauf. 76 Prozent der Befragten finden, dass es grundsätzlich Nachholbedarf bei der Gleichstellung von Frauen in Unternehmen gibt. 63 Prozent sprechen sich für anonymisierte Bewerbungsverfahren aus. Gut die Hälfte wünschen sich, dass Geschlechterparität auf allen Hierarchieebenen als Unternehmensziel verankert wird.
Flexible und familienorientierte Arbeitsmodelle
Bahiyre Aktas, Gewinnerin des EMOTION.award 2019 in der Kategorie „Frauen in Führung“ findet: Auch diese Maßnahmen greifen zu kurz. Sie wird auf dem EWD über ihre Erfahrung als Führungskraft sprechen. „Es sollte selbstverständlich sein, als Frau die gleichen Chancen zu haben wie ein Mann! Eine Regelung über die Verankerung der Geschlechterparität auf allen Hierarchieebenen ist keine Lösung, da sich eine Frau auch bei gleicher Qualifikation immer dem Vorwurf stellen muss, die Position aufgrund ihres Geschlechts bekommen zu haben, selbst wenn sich keiner traut, es laut auszusprechen.“ Flexible und familienorientierte Arbeitsmodelle seien wünschenswert und wichtig, aber leider nicht in jedem Beruf möglich. „Auch anonymisierte Bewerbungsverfahren helfen nicht weiter, wenn Arbeitgeber grundsätzlich Vorbehalte gegenüber Frauen haben – das Umdenken muss von Grund auf erfolgen.“
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