Sustainability ist der Leitsatz unserer Zeit. Diese findet nun auch einen Weg in unseren Schlaf – denn nachhaltige Bettwäsche macht umweltbewusstes Schlummern möglich.
Nachhaltige Bettwäsche – Was ist der Unterschied?
Im Vergleich zu herkömmlicher Bettwäsche wird nachhaltige Bettwäsche fair und möglichst klimaneutral oder sogar –positiv hergestellt. Die meisten Bettwäschen sind aus Baumwolle, die besonders für ihre atmungsaktiven und saugfähigen Eigenschaften bekannt ist. Der Herstellungsprozess von Baumwolle wird aber teilweise stark kritisiert. Konkret werden der enorme Wasserverbrauch (laut WWF 11.000 Liter Wasser für ein Kilo Baumwolle), der Einsatz von Pestiziden und die Verwendung von gentechnisch veränderten Baumwollpflanzen bemängelt. Für den Schutz der Baumwollpflanzen wird beispielsweise das Pestizid Paraquat verwendet. Paraquat ist zwar sehr wirksam, für Menschen aber hochgiftig. Erst diesen März sorgten Medienberichte um ein vom Unternehmen Syngenta vertriebenes Paraquatpestizid für Schlagzeilen. Ein ehemaliger Mitarbeiter warf dem Chemiekonzern vor, trotz der hohen Giftigkeit nicht genug Brechmittel beizumischen. Das Unternehmen wehrte sich gegen die Vorwürfe: eine Erhöhung des Brechmittels sei nach klinischen Erkenntnissen nicht rechtzufertigen. Giftigen Stoffen wie Pestiziden mischt man Brechmittel bei, damit jemand, der die Flüssigkeit konsumiert, sofort erbricht. In der EU ist Paraquat aufgrund seiner gesundheitlichen Risiken verboten, es wird aber immer noch in großen Mengen exportiert – großteils in Entwickluns- und Schwellenländer, wo der Schutz der Arbeiter gesetzlich schlechter oder gar nicht gesichert ist. Eine Alternative zu Baumwolle ist Biobaumwolle.
Biobaumwolle spart Wasser und kommt ohne Pestizide aus
Laut dem Organic Cotton Market Report aus dem Jahr 2020 stieg die Produktion von Biobaumwolle im Jahr 2018/2019 um 36% im Vergleich zum Vorjahr. Ist die Bioalternative wirklich besser? Im Vergleich zu herkömmlicher Baumwolle braucht Biobaumwolle um ein Vielfaches weniger Wasser. Ein Bericht von „Textile Exchange“ aus dem Jahr 2017 gab an, dass Biobaumwolle 91% weniger blaues Wasser braucht als herkömmliche. Als blaues Wasser bezeichnet man Grund- oder Oberflächenwasser, das zur Herstellung eines Produktes genutzt wird. Graues Wasser nennt man die Mengen an Wasser, die während des Herstellungsprozesses verschmutzt werden. Auch hier schneidet Biobaumwolle deutlich besser ab: Die Wasserverschmutzung bei Biobaumwolle ist im Vergleich zu herkömmlicher um bis zu 98% reduziert. Weiters verzichtet man beim Anbau auf Pestizide und Düngemittel. Biobaumwolle ist allerdings kein perfekter Ersatz für die beliebte Baumwolle. Kritiker bemängeln, dass der Ertrag pro Hektar niedriger ist und der Wasserverbrauch deshalb nicht direkt verglichen werden kann. Das Umweltbundesamt hingegen empfiehlt, Textilien aus Baumwolle in Bioqualität zu kaufen.
Bettwäsche aus nachhaltiger Baumwolle – darauf solltest du achten
- Zertifizierte Siegel: Unser Tipp: Obwohl sie nicht komplett umweltfreundlich ist, greift lieber zu Bio-Baumwolle anstatt zu herkömmlicher. Siegel bestätigen die Bio-Qualität des Produkts und erleichtern den nachhaltigen Einkauf. Bei Bettwäsche aus Biobaumwolle sollte man beispielsweise nach dem „GOTS“-Siegel (Global Organic Textile Standard) Ausschau halten. All jenen, die Hilfe brauchen, um sich im Nachhaltigkeitssiegel-Dschungel zurechtzufinden, empfiehlt das Umweltbundesamt das Informationsportal Siegelklarheit, das Siegel auf Glaubwürdigkeit und Umweltfreundlichkeit prüft.
- Baumwolle vermeiden, die mit synthetischen Fasern gemischt ist: Viele Bettwäschen bestehen nicht aus reiner Baumwolle, sondern sind aus einem Baumwoll-Polyester-Mix oder ganz aus Polyester hergestellt. Die Kunstfaser ist in der Textilindustrie weit verbreitet. Polyester verbraucht zwar in der Herstellung weniger Wasser als der Anbau von Baumwolle, beim Waschen der Textilien geben diese allerdings Mikroplastik an unsere Umwelt ab. Monomaterialien sind grundsätzlich ökologisch gesehen besser, weil man sie auch wieder recyceln kann.
- Weniger, dafür besser kaufen: Wer einmal in gute Bettwäsche investiert hat, sollte sie vor allem auch lange benutzen. So spart man nicht nur langfristig Geld, sondern hat lange Freude an der qualitativ hochwertigen Bettwäsche. Und man tut der Umwelt etwas Gutes.
Nachhaltige Bettwäsche aus Eukalyptus (Tencel) oder Hanf
Wer ganz auf Baumwolle verzichten möchte, ist mit Bettwäsche aus Eukalyptusfasern gut beraten. Tencel, ein Material, das immer mehr an Bedeutung gewinnt, besteht aus Buchen- oder Eukalyptusfasern. Es zeichnet sich durch seine atmungsaktiven Eigenschaften und Umweltfreundlichkeit aus. Das Forschungslabor Organic Waste Systems und der TÜV bestätigten die biologische Abbaubarkeit von Tencel, außerdem verbraucht es ca. 10-20 mal weniger Wasser als Baumwolle und ist im Anbau trotzdem effektiver. Wie bei Bio-Baumwolle wird beim Anbau von den Ausgangsstoffen Eukalyptus und Buche auf Pestizide verzichtet. Tencel ist noch nachhaltiger als Bio-Baumwolle, denn das Material ist effektiver bei weniger Wasserverbrauch. Zudem könnte der Platz, auf dem die Rohstoffe für Tencel wachsen, nicht für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden – die Felder, auf denen Bio-Baumwolle angebaut wird, theoretisch schon. Ähnliche Vorteile hat die Verwendung von Hanffasern für Bettwäsche. Der Anbau von Hanf ist wassersparend, effektiv (da Hanf sehr schnell wächst) und kommt ohne Pestizide aus.
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3 Fragen an die Expertin
Cordula Kehrmann ist Category Manager für Home & Wäsche bei hessnatur.
Frau Kehrmann, ist die Kritik, dass Bio-Baumwolle durch den niedrigeren Ertrag nicht so nachhaltig ist wie oft angepriesen, berechtigt?
Cordula Kehrmann: Bio-Baumwolle ist mit konventioneller Baumwolle in der gesamten Bilanz und in ihrem positiven Effekt nicht zu vergleichen. Durch den biologischen Anbau werden bis zu 91% Wasser und 46% CO2 gespart. Zudem bleiben die Böden fruchtbar und weisen eine deutlich höhere Artenvielfalt auf.
Ökologisch bietet sie also viele Vorteile. Und gesundheitlich?
Sie wirkt sich für die Landwirte im Anbau und der Ernte positiv auf ihre Gesundheit aus, da diese nicht in Kontakt mit schädlichen Substanzen wie Pestizide kommen. Aber auch auf die Gesundheit von uns allen, da keine Pestizide in unsere Nahrung gelangen können und auch unsere Haut von giftigen Stoffen verschont bleibt. Es kommt zudem darauf an, wie die Bio-Baumwolle weiterverarbeitet wird. Wir schließen schädliche Chemikalien im gesamten Prozess aus.
Welches Material würden Sie für Sustainability-Einsteiger:innen empfehlen, die zum ersten Mal nachhaltige Bettwäsche kaufen?
Da eignet sich unsere Perkal-Bettwäsche-Serie aus reiner Bio-Baumwolle. Sie ist durch die feine und dichte Webart herrlich leicht. Ich schlafe selbst in der Perkal Bettwäsche und konnte auch meine Familie von der Qualität überzeugen.
Wer jetzt Lust auf nachhaltig produzierte Bettwäsche bekommen hat, findet hier unsere Favoriten.
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