Die Greenwashing-Skandale der jüngsten Vergangenheit werfen erneut die Frage auf, wie man vorgegaukelte Nachhaltigkeit erkennt. Wir verraten, wie du grüne Versprechen hinterfragen und Greenwashing erkennen kannst.
Greenwashing als Unternehmensstrategie
Wer Produkte kauft, die mit Nachhaltigkeit und fairen Herstellungsbedingungen beworben werden, kauft sich auch ein Stück weit ein reines Gewissen. Wenn es schon die neue Bluse und nicht eine aus dem Secondhandshop sein muss, dann wenigstens eine, die mit minimaler Umweltbelastung und unter fairen Bedingungen für die Arbeiter:innen hergestellt wurde. So weit, so gut – dagegen spricht natürlich nichts. Selbstverständlich wissen auch die Unternehmen, die besagte nachhaltige Produkte verkaufen, dass man dieses reine Gewissen prima vermarkten kann. Dagegen spricht per se auch nichts, so funktioniert Kapitalismus nun mal. Problematisch – und zwar nicht nur rechtlich, sondern allen voran auch moralisch – wird es dann, wenn Firmen die Nachhaltigkeitsversprechen, aufgrund derer sich ihre Produkte so gut verkaufen, gar nicht halten können. Dann betreiben sie nämlich Greenwashing – stellen sich also nach außen hin viel umweltfreundlicher dar, als sie in Wahrheit sind.
Greenwashing: Müssen Konsument:innen jetzt Hobbydetektiv:in spielen?
Zwei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit: Zusammen mit dem Unternehmen Global Tactics hat Musiker und Influencer Fynn Kliemann Masken beworben und verkauft, die angeblich fair in Europa produziert wurden – in Wahrheit wurden sie zumindest teilweise in Bangladesch und Vietnam hergestellt. Die Brand Got Bag warb währenddessen mit Rucksäcken, die angeblich aus 100 Prozent recyceltem Plastik aus dem Meer bestehen. Journalist:innen deckten jetzt allerdings auf, dass der Anteil an Meeresplastik wohl weitaus niedriger ist als kommuniziert. Darüber hinaus sind Meeresbiolog:innen und Textilforscher:innen der Auffassung, dass es umwelttechnisch wenig Sinn macht, Plastik aus dem Meer zu fischen und weiterzuverarbeiten. Dass Konsum an sich schon nicht nachhaltig ist, ist klar. Aber wenn das Vertrauen von Menschen, die, wenn sie schon etwas kaufen, ein wenig Gutes tun wollen, dermaßen missbraucht wird, ist das moralisch sehr fragwürdig. Und Konsument:in drängt sich natürlich die Frage auf, welchem Unternehmen man überhaupt noch trauen kann und ob man sich ab jetzt jedes Mal auf Investigativrecherche begeben muss, bevor man einen Rucksack kauft. Die gute Nachricht: Nein, natürlich nicht. Es gibt einige simple Tricks, mit denen man Nachhaltigkeitsversprechen von Unternehmen hinterfragen kann, um nicht auf Greenwashing hereinzufallen.
Lies auch:
- Vegane Kochbücher – das sind unsere Favoriten
- Zero Waste Mode – revolutioniert dieser Ansatz die Modebranche?
- Nachhaltige Ernährung – diese 20 Tipps machen's einfach!
- Neue Gewohnheiten etablieren: 6 Tipps aus der Wissenschaft, mit denen es klappt
- Vegane Snacks: Das sind die besten Stärkungen für zwischendurch
Greenwashing erkennen: 5 Tipps, wie du falsche Umweltversprechen entlarvst
Tipp #1 – Konkrete Zahlen recherchieren: Finde heraus, ob das Unternehmen, bei dem du einkaufen möchtest, tatsächlich mit konkreten Zahlen auf der Website wirbt und auch transparent darlegt, wie diese zustandekommen. Ist das nicht der Fall, ist Vorsicht geboten. Je transparenter ein Unternehmen Lieferketten und Produktionsbedingungen kommuniziert, desto höher ist die Chance, dass die Beschreibungen auch stimmen.
Tipp #2 – Auf Zertifizierungen und Siegel achten: Je strenger die Voraussetzungen für Nachhaltigkeitssiegel und -zertifizierungen sind, desto eher kannst du ihnen auch vertrauen. In der Modewelt sind das GOTS-Label (Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern) und das IVN Best-Siegel (für Naturtextilien und Naturleder) die strengsten Siegel. In der Lebensmittelindustrie sind es Demeter, Bioland und Naturland. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du einem Siegel vertrauen kannst, schlage es auf Plattformen wie siegelklarheit.de nach.
Tipp #3 – Nicht auf schwammige bzw nicht geschützte Formulierungen hereinfallen: Begriffe wie "klimafreundlich", "klimaneutral" oder "umweltschonend" hören sich zwar beeindruckend an, sind aber weder genau definiert, noch geschützt. Im Grunde darf sie also jedes Unternehmen verwenden.
Tipp #4 – Nicht auf einzelne Kollektionen oder Aspekte, sondern das Gesamtbild achten: Besonders Bekleidungsmarken haben vereinzelt nachhaltige Kollektionen und stellen sich nach außen als besonders grünes Unternehmen dar, obwohl der Großteil ihres Sortiments alles andere als umweltfreundlich und fair produziert wird. Achte deshalb auf den gesamten Impact des Unternehmens, anstatt dich nur auf einen kleinen Aspekt oder eine Kollektion zu fokussieren.
Tipp #5 – Den App-Check machen: Apps wie "Good on you" nehmen dir die Arbeit ab und schätzen Brands und Unternehmen bezüglich ihrer Nachhaltigkeit und ihres Impacts ein. Wenn du dich nicht alleine auf die Apps verlässt, sondern parallel auch noch Siegel und die Infos auf der Website des Unternehmens überprüfst, kann das eine hilfreiche Orientierung sein.
Mehr Themen: