Umweltfreundlich essen: Diese 5 Lebensmittel sind die schädlichsten für's Klima und so kannst du sie ersetzen...
Umweltfreundlich essen: Genuss & Nachhaltigkeit
Nachhaltige Ernährung ist mit Verzicht verbunden? Von wegen – wenn man nur weiß, wie es richtig geht. Mit diesen Innovationen und Tipps esst ihr richtig lecker UND umweltfreundlich!
Umweltfreundlich essen: Diese 5 Lebensmittel sind richtig schlecht fürs Klima
Jeder Schritt zu einer umweltfreundlichen Ernährung zählt! Diese Lebensmitteln verbrauchen ganzheitlich betrachtet, von der Produktion über den Transport bis hin zur Verpackung und Lagerung, besonders viel CO2:
1. (Rotes) Fleisch
Die Deutschen lieben ihr Fleisch: Im Durchschnitt isst jede:r von uns 59,9 kg Fleisch im Jahr, davon 10 kg Rindfleisch – die klimaschädlichste Fleischsorte. Pro Kilogramm werden hier 13,3 kg CO2 freigesetzt, das ist etwa viermal so viel, wie bei Geflügel- oder Schweinefleisch. Doch auch deren CO2-Bilanz ist nicht gerade rosig.
Fleisch ersetzen – aber wodurch?
Der niederländische Forscher Mark Post hat eine Vision: Fleisch, das sich umweltfreundlich und ohne Tierleid genießen lässt. Schon 2013 präsentierte er erstmals einen Burger, der im Labor gezüchtet wurde: Aus tierischen Zellen wird in Petrischalen Fleischgewebe gezüchtet, was bei einfachen Strukturen wie einem Burgerpatty besser funktioniert als bei einem Steak. Die Herstellung kostete damals allerdings mehr als 270 000 Euro und der Geschmack war auch noch nicht überzeugend. Seitdem entwickelt Mark Post mit seinem Unternehmen Mosa Meat die Prozedur immer weiter und ist zuversichtlich, 2021 die ersten Restaurants mit In-vitro-Fleisch beliefern zu können.
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Klingt noch ein bisschen zu sehr nach Science-Fiction? Dann sind Insekten vielleicht eine bessere Lösung. Die enthalten viel Protein und haben eine viel höhere Futterverwertungseffizienz als Säugetiere. Um beispielsweise ein Kilo essbare Grillen zu züchten, braucht man zwölfmal weniger Futter, als um ein Kilo Rindfleisch zu produzieren. Auch der Wasserbedarf, der benötigte Platz und der CO2-Ausstoß sind geringer als bei Rindern. In asiatischen Ländern sind Insekten schon lange fester Bestandteil des Speiseplans. Für Deutsche ist es jedoch immer noch sehr ungewohnt, krabbelnde Tierchen zu essen. Zu Burgerpattys verarbeitet sind Insekten allerdings auch schon in deutschen Supermärkten zu finden.
Wer sich nicht rein vegetarisch ernähren möchte und den Insekten noch skeptisch gegenübersteht, tut dem Klima aber auch mit möglichst wenig rotem Fleisch und ökologischen Produkten mit Bio-Siegel schon einen Gefallen.
2. Käse, Butter und Sahne
Eine ernüchternde Erkenntnis für viele Vegetarier:innen: Nicht nur Fleisch, auch Käse und andere Milchprodukte verursachen ziemlich viel CO2. Die Kühe, die für die Milchproduktion benötigt werden, stoßen hohe Mengen an Methan aus, das einen 25-mal höheren Einfluss auf die globale Erwärmung hat als Kohlendioxid. Auch die Produktion des Futters für die Kühe schlägt in der CO2-Bilanz zu Buche. Noch schlechter als Käse ist Butter für das Klima, für 1 kg werden hier etwa 18 Liter Milch benötigt. Besser: Vegane Butteralternativen auf Basis von pflanzlichen Fetten (aber bitte ohne Palmöl).
Milch-Alternativen: Welche gibt es?
Soja-, Mandel- oder Hafermilch sind etablierte Alternativen zur Kuhmilch. Während man für die Herstellung eines Liters Kuhmilch fast 150 Liter Wasser braucht, sind es für einen Liter Hafermilch nur um die 20 Liter. Da Hafermilch aber im Vergleich zur Kuhmilch mehr Kohlenhydrate und weniger Proteine enthält, ersetzt sie nicht die Nährstoffe der tierischen Variante. Nussmilche enthalten zwar viel Proteine, sind für Allergiker:innen aber nicht geeignet. Die Umweltbilanz von Sojamilch hängt davon ab, wo das verwendete Soja angebaut wird (die meisten Hersteller setzen hier aber auf Soja aus Europa, was gut ist).
Die Gründer von Vly haben noch eine weitere Basis gefunden: Erbsen. Die können regional angebaut werden, enthalten viel Protein und sind gut verträglich. Ihre Milchalternative wird aus gelben Spalterbsen hergestellt, hat eine ähnliche Farbe und Struktur wie Kuhmilch und schmeckt leicht nussig.
3. Schokolade
Jetzt müssen wir stark sein. Schokolade ist zwar gut für die Seele, aber nicht fürs Klima. Warum?
1. Schokolade enthält viel Kuhmilch und die hat, wie oben beschrieben, eine schlechte CO2-Bilanz.
2. Schokolade enthält häufig Palmöl, für dessen Anbau in vielen Gebieten Regenwald gerodet wird. Das in diesen Wäldern gespeicherte CO2 wird dabei in die Atmosphäre freigesetzt und es kann kein neues gebunden werden.
Also: Augen auf beim Schokokauf und darauf achten, dass kein Palmöl enthalten ist. Vegane oder möglichst dunkle Schokolade enthält außerdem weniger bzw. gar keine Milch und ist damit besser füs Klima.
4. Tiefkühlpommes
Jede:r mag Pommes, oder? Meistens sind die sogar vegan, tiefgekühlt aber trotzdem nicht sehr umweltfreundlich. Das liegt am aufwändigen Verarbeitungsprozess der Kartoffeln, die getrocknet, frittiert und dann tiefgekühlt werden müssen. Auch der Transport und die Lagerung müssen bei Minusgeraden erfolgen, das verbraucht Energie. Pommes also lieber selbst machen – schmeckt auch viel besser.
5. Obst und Gemüse aus Übersee
Viele Obst- und Gemüsesorten in unseren Supermärkten haben weite Transportwege hinter sich – häufig mit dem Flugzeug, damit sie frisch und reif bei uns im Regal liegen. Klar, dass das nicht gut fürs Klima ist. Der Blick auf die Herkunft der Produkte lohnt sich daher immer, vielleicht gibt es eine Alternative aus Europa? Oder wir können doch den Apfel aus regionaler Landwirtschaft statt der Mango aus Mexiko kaufen?
Umweltfreundlich essen: Davon bitte mehr!
Natürlich gibt es nicht nur Lebensmittel, die dem Klima schaden. Diese hier tun der Umwelt zum Teil sogar etwas Gutes, versorgen uns mit wichtigen Nährstoffen und schmecken dabei auch noch:
1. Hülsenfrüchte
Kichererbsen, Bohnen, Linsen und Co. sind nicht nur reich an Ballaststoffen, Eiweiß und Vitamin B, sie sind auch gut für die Umwelt. Hülsenfrüchte können Stickstoff aus der Luft so umwandeln, dass es von anderen Pflanzen aufgenommen werden kann. Win-Win für uns und die Natur.
2. Blattgemüse
Blattgemüse wie Spinat, Grünkohl, Rucola oder andere Salate gelten als umweltfreundlichstes Gemüse auf dem Markt. Manchmal wachsen die vitaminreichen Blätter sogar als Nebenprodukt anderer Pflanzen. So oder so verbraucht Blattgemüse sehr wenige Ressourcen und liefert uns gleichzeitig gesunde Vitamine.
3. Pilze
Pilze besitzen die Fähigkeit, auf vielen Untergründen zu wachsen, die andere Pflanzen verschmähen und sind auch häufig Nebenprodukte anderer Pflanzen. Sie benötigen verhältnismäßig wenig Energie und Wasser zum Wachsen, was ihre CO2-Bilanz niedrig hält. Gleichzeitig liefern uns Pilze wichtige Ballaststoffe, Eiweiß und Vitamine.
4. Nachhaltige Alternative: Algen statt Fisch
Laut Greenpeace gibt es so gut wie keine Fischsorte mehr, die man mit gutem Gewissen essen kann (außer dem heimischen Karpfen). Rund 90 Prozent der Fischarten sind überfischt. Um trotzdem an die gesunden Nährstoffe zu kommen, können wir einfach essen, was der Fisch isst: Algen. Diese enthalten nur Gutes: Omega-3-Fettsäuren, Proteine, Vitamine – aber kein Mikroplastik. Für den Anbau sind weder Süßwasser, Dünger oder weitere Anbauflächen nötig. Nebenbei filtern Algen CO2 aus der Atmosphäre, ihr Anbau ist also auch noch gut fürs Klima. Der WWF bezeichnet Algen in seinem Report "Future Foods" als echte "Game Changer".
Zur asiatischen Küche gehören Algen in ihrer Reinform ganz selbstverständlich dazu, sie können aber auch zu veganen Fisch- und Meeresfruchtalternativen verarbeitet werden. In Deutschland können zurzeit noch nicht viele Algensorten angebaut werden, aber zwei davon verwenden Jacob von Manteuffel und Deniz Fiçicioglu, die Gründer:innen von Nordic Oceanfruit, für ihre Salate, die an Meeresfrüchte- und Fischsalate angelehnt sind.
Verpackung sparen? Kein Problem...
Algen werden nicht nur als Lebensmittel der Zukunft gesehen. Sie könnten sogar eine Lösung für das Mikroplastik-Problem in den Ozeanen sein, denn aus der Meerespflanze können plastikähnliche Materialien hergestellt werden. Das indonesische Start-up Evoware entwickelt Verpackungen aus Algen, die entweder direkt mitgegessen werden können (schmeckt und ist gut für's Klima) oder komplett kompostierbar sind. Auch die Restaurantkette Nordsee entwickelt gemeinsam mit der Hochschule Bremerhaven eine Algenverpackung für ihre Fischburger – in zwei bis drei Jahren sollen diese regulär angeboten werden können. Meeresmaterialien scheinen sich bestens für recycelbare Verpackungen zu eignen: Aus Fischresten entwickelte etwa die britische Studentin Lucy Hughes das flexible Einwegmaterial MarinaTex und gewann 2019 damit den James Dyson Preis für studentische Designerfindungen. Das Material, das sich nach vier bis sechs Wochen komplett zersetzt, könnte die Einwegtüten in Supermärkten ersetzen. Solche Erfindungen kommen gerade zur rechten Zeit: Ab Juli 2021 ist Einwegplastik EU-weit verboten. Unternehmen müssen sich also Alternativen für Plastiktrinkhalme und To-go-Behälter überlegen.
Eine davon könnte Recircle sein: Hier können Essbehälter in einem Pfandsystem ausgeliehen und an ein beliebiges Partnerlokal zurückgegeben werden – ähnlich funktioniert das System der Recup-Kaffeebecher. Für kleine Eisplastiklöffel haben die Spoontainable-Gründerinnen Julia Piechotta, Amelie Vermeer und Anja Wildermuth eine bessere Variante erfunden: einen essbaren Löffel aus Fasern der Kakaoschale, die in der Lebensmittelproduktion übrig bleiben. Damit wirken sie auch Food Waste entgegen.
Schluss mit Food Waste – so rettet ihr Lebensmittel
Lebensmittel retten und Verschwendung vermeiden, das geht mit der App Too Good To Go. Dort können Supermärkte und Restaurants essbare Waren, die sie bei Ladenschluss wegwerfen würden, zum günstigeren Preis anbieten. Viel essbarer Abfall entsteht aber schon, bevor die Nahrungsmittel im Geschäft landen. Oft bekommen wir als Endverbraucher:innen davon nichts mit. Zum Beispiel werden in der Schokoladenproduktion die Anlagen beim Sortenwechsel mit Schokolade gereinigt, die dann meist entsorgt wird, weil sie nicht sortenrein ist. Das Start-up Rettergut produziert daraus sogenannte Mixschokoladen. Für Allergiker:innen sind sie leider nicht geeignet, aber alle anderen können mit dem Kauf Schokolade retten. Auch im Cafébetrieb entsteht viel Food Waste. Beim Milchaufschäumen bleiben bei zwölf Litern aufgeschäumter Milch rund zwei Liter übrig, die meist entsorgt werden. Das Berliner Café Isla Coffee hingegen setzt auf nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Die Betreiber Peter Duran und Philipp Reichel machen aus den Milchresten Käse und Joghurt, züchten Pilze auf dem Kaffeesatz oder stellen Brotpudding aus Brotresten her. Und zeigen so, dass es eigentlich für alles noch eine Verwendung gibt.
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