"Clean" ist gerade das Buzzword in der Beauty-Industrie. Doch was steckt dahinter? Ist der Trend am Ende doch nur eine geschickt vermarktete Image-Politur, verpackt in hübschen Creme-Tiegeln?
Sucht man "Clean Beauty" bei Google, liefert die Suchmaschine 1,4 Milliarden Treffer innerhalb von 0,4 Sekunden. Kein Wunder, denn immer mehr Beauty-Brands labeln ihre Produkte als clean. Doch was versteckt sich hinter dem Trend-Begriff? Wichtig: Clean Beauty ist klar zu trennen von Naturkosmetik, denn nicht alles, was drin ist, ist natürlich. Vielmehr steht der zugegebenermaßen schwammige Begriff für den bewussten Verzicht auf gewisse kritische Inhaltsstoffe.
Die Anfänge der Sauber-Kosmetik
Auf amerikanischen INCI-Listen finden sich davon nämlich ganz schön viele, ganz im Gegensatz zu Europa. So sind in der EU im Kosmetik-Bereich mehr als 1300 Inhaltsstoffe verboten – in den USA sind es gerade mal elf. Verständlich, dass die Clean-Beauty-Bewegung ihre Ursprünge in Nordamerika hat, denn wenn es keine offiziellen Regeln gibt, müssen inhaltsbewusste Hersteller diese selbst schreiben.
Ein millionenschwerer Trend
Aus den USA kommt auch die angesagte Skincare-Brand Drunk Elephant, die für satte 845 Millionen Dollar an den Kosmetikkonzern Shiseido verkauft wurde. Es war einer der größten Branchen-Deals des vergangenen Jahres, der zeigt, dass clean nicht nur ein Trend, sondern momentan das Maß aller Dinge in der Beauty-Industrie ist. Tiffany Masterson, die Drunk Elephant gegründet hat, ahnte das schon, bevor alle anderen auf den Zug aufgesprungen sind: Mit ihrer bunten Wirkstoffkosmetik traf sie den Nerv der Zeit – 2018 betrug der geschätzte Umsatz ihrer Clean-Beauty-Pioniermarke 150 Millionen Dollar.
Mittlerweile sieht Tiffany Masterson den überstrapazierten Begriff clean jedoch kritisch: „Es ist nicht alles so schwarz oder weiß, wie es scheint. Nur weil ein Produkt ein cleanes Label trägt, bedeutet das nicht, dass die Haut es gut aufnehmen kann“. Deshalb will sich die Beauty-Unternehmerin auch langsam von der Bezeichnung distanzieren: „Ich glaube, dass clean nicht ausreicht. Als ich meine Formulierungen entwickelt habe, habe ich mich auf Sicherheit, hautfreundliche pH-Werte, effektive Aktivstoff-Level und Biokompatibilität fokussiert – ich habe also nur Inhaltsstoffe verwendet, die die Haut erkennt, sie sie aufnehmen, verarbeiten und positiv nutzen kann. Alle biokompatiblen Inhaltsstoffe sind clean, aber nicht alle cleanen Inhaltsstoffe sind biokompatibel.“
Deshalb verbannt Tiffany Masterson die eigens definierten „verdächtigen 6“ aus ihren Formulierungen:
- ätherische Öle
- austrocknende Alkohole
- Silikone
- chemische Sonnenschutzfilter
- Duft- und Farbstoffe
- Sodium Lauryl Sulfate
Wegweiser durch den INCI-Dschungel
Wenn Marken nun clean für sich definieren, ist es gar nicht so einfach, sich zurechtzufinden, schließlich gibt es noch kein Siegel. In einem sind sich aber alle einig: Sie verzichten bewusst auf Inhaltsstoffe, die im Verdacht stehen, hautirritierend, hormonell wirksam oder krebserregend zu sein. Das sind u.a.:
- Silikone
- Parabene
- Mineralöle
- Sulfate
- Formaldehyde
Shops wie Douglas oder Niche Beauty wollen es Konsument*innen durch Kateogorien einfacher machen. Die selbst auferlegten Regeln sind jedoch sehr individuell – so verbannt Douglas zyklische Silikone, Niche Beauty auch Silikonöle. Deshalb gilt: Am besten selbst recherchieren und nachchecken, schlussendlich ist es ja eine Frage der eigenen Prinzipien. So sind cleane Produkte durch den Verzicht von Silikonen oft auch besser für die Umwelt.
Beim INCI-Liste-Check sollten wir nur eines nicht verlernen: auf unser Hautgefühl zu vertrauen. Denn unser größtes Organ zeigt uns ganz genau, was es braucht – ob nun clean draufsteht oder nicht.