Von heute auf morgen auf Naturkosmetik umstellen? Ja, das wäre cool, aber Schritt für Schritt ist auch ein guter Weg.
Es ist natürlich okay, wenn du dein Lieblingsduschgel weiter benutzt, auch wenn es nicht bio ist. Und du musst auch nicht sofort deine Lieblingsmascara wegwerfen. Es gibt ein Limit, was Naturkosmetik kann (Menschen mit empfindlicher Haut können auf pflanzliche Stoffe sogar allergisch reagieren) und wie viel Gefährlichkeit man bestimmten Inhaltsstoffen zuweisen kann. Du wirst von deinem Shampoo vermutlich keinen Krebs bekommen. Doch geringe Dosen an schädlichen Chemikalien summieren sich. Und das tut weder der Haut noch der Umwelt gut.
Prüfsiegel checken
Wenn wir ehrlich sind und man sich die globale Landwirtschaft anschaut, ist es von den Rohstoffen her noch nicht ausreichend, dass wir ab sofort alle nur noch mit "Bio" cremen.
Was man wirklich sofort tun kann: auf Mikro- und Flüssigplastik verzichten. Das sind No-Gos!
Dr. Stefan Siemer, Head Corporate Sustainability der Weleda GroupTweet
"Was man wirklich sofort tun kann: auf Mikro- und Flüssigplastik verzichten. Das sind No-Gos", erklärt uns Dr. Stefan Siemer, Head Corporate Sustainability der Weleda Group. Die freiwillige Selbstverpflichtung zur Reduzierung von Mikroplastik in Kosmetika wird bereits von vielen umgesetzt (übrigens, es gibt auch Mikroplastik in Kleidung). Das gilt allerdings hauptsächlich für Mikroplastik mit Peelingfunktion. Bei Flüssigplastik, das die Konsistenz von Cremes und Co verbessert, leider noch nicht. Mittlerweile gibt es aber nicht nur Naturkosmetik, die auf Plastik verzichtet, auch Luxuspflege gibt es ohne, z. B. von Augustinus Bader. Um sicherzugehen, dass du ein plastikfreies Produkt erhältst, sollte man die Inci-Liste checken: Die häufigsten Abkürzungen für Kunststoffe in Kosmetika sind PE, PP und PET. Achtung, die wissenschaftlichen Namen natürlicher Inhaltsstoffe können sich verdächtig anhören. So versteckt sich etwa hinter 'Sodium Chloride' Meersalz. Da helfen Apps wie Codecheck, die haut- und umweltschädliche Inhaltsstoffe anzeigen. Zertifiziere Naturkosmetik – z. B. mit Kosmetiksiegel Natrue, BDHI, Ecocert – darf überhaupt keine Kunststoffe enthalten. Hans-Jörg Rösch, Leiter der Kosmetiksicherheit bei der Wala Heilmittel GmbH: "Es gibt viele Stoffe, denen eine schädliche Wirkung auf die Umwelt nachgesagt wird, die Kriterien hierfür variieren stark. Eine abschließende Liste der Stoffe ist deshalb schwer zu erstellen. Darum wurden mit dem Natrue-Standard auch solche Kriterien etabliert, damit Rohstoffe auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden können."
Lies auch: Hanfsamenöl – beruhigend für die Haut
Gibt es eine ideale Verpackung für Naturkosmetik?
Die Creme ist schadstofffrei, aber was ist mit dem Tiegel? Auch bei Naturkosmetik bestehen die Verpackungen häufig aus Plastik. "Der Trend geht stark dahin, dass man den recycelten Anteil von Verpackungen erhöht", sagt Stefan Siemer. Recycling weitergedacht: Aber ist das Material dann auch wieder recyclingfähig? "Wir brauchen einen Kreislauf, damit kein Müll entsteht." Recycling, also Einschmelzen, verbraucht aber viel Energie, ebenso wie Verpackungen aus Glas, die durch ihr höheres Gewicht beim Transport für mehr CO2-Emission sorgen. Siemer: "Aus heutiger Sicht gibt es noch keine ideale Verpackung für Naturkosmetik. Wir sind dabei, eine langfristige Verpackungsvision zu entwickeln, und die wird in Richtung zero waste gehen. Bis dahin müssen wir gute Kompromisse finden."
Nachhaltig konsumieren
Am besten also nur die Kosmetikprodukte kaufen, die du wirklich brauchst oder die große Freude bereiten. Nicole Wöhrle, Leitung der Kommunikation bei Dr. Hauschka, empfiehlt: "Nachhaltigkeit beginnt beim Konsum, denn die Herstellung von Kosmetikprodukten ist sehr aufwendig. Auch eine hygienische Entnahme sowie richtige Lagerung des Produkts sind entscheidend, um möglichst lange Freude daran zu haben." Die Mischung macht’s – genieß dein Lieblingsduschgel bis zum letzten Tropfen, wechsele bei anderen Produkten zu natürlichen Alternativen.