Selten hatten wir so viel Zeit zum Lesen – und die nutzen wir auch fleißig! Zum Welttag des Buches am 23. April kommen hier die heißesten Lese-Tipps der Redaktion: Bücher zum Abtauchen in fiktive Geschichten, andere Zeiten und gesellschaftliche Diskurse.
Lea liest: "How Do We Know We’re Doing It Right? Essays On Modern Life" von Pandora Sykes
Darum geht’s: Es gibt so viele Dinge, die wir tun, und Wege, die wir einschlagen können – wie weiß ich als Millennial, welcher der richtige für mich ist? Wer bin ich überhaupt? Und weiß überhaupt jemand wirklich, was sie/er tut? Diesen Fragen geht die britische Journalistin Pandora Sykes in ihrer Essay-Sammlung auf den Grund und behandelt dabei Medien, Gesellschaft, Konsum, Mental Health, Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Freundschaften und vieles mehr. Die Erkenntnisse sind mal zum Kaputtlachen, mal zum Begeistert-mit-dem-Kopf-Nicken, mal schmerzhaft, immer weise.
Die perfekte Lockdown-Lektüre, weil… klar ist, dass es gar nicht den einen richtigen Weg gibt, es darum aber auch gar nicht geht. Es tut so gut, zu wissen, dass man in dieser schnelllebigen Welt voller Reizüberflutungen mit seinen Sorgen nicht allein ist. Dieses Buch ist wie eine gute Freundin, die das alles mit mir gemeinsam durchsteht.
Für Fans von: Dolly Alderton zum Beispiel. Die beiden Freundinnen haben jahrelang gemeinsam den erfolgreichen Podcast "The High Low" gemacht und teilen den gleichen scharfsinnigen, manchmal platten und auch mal ziemlich bösen Humor.
Lies auch:
- Vorlesen: Warum wir das auch als Erwachsene tun sollten
- Gerade jetzt! Warum Lesen so wichtig für uns ist
Judith liest: "Sprache und Sein" von Kübra Gümüşay
Darum geht’s: Die Macht der Sprache. Darum, wie Sprache unser Denken prägt (und spätestens beim Lesen merkt man, wie sehr sie das tatsächlich tut) und unsere Politik mitbestimmt. Um die Grenzen, die Sprache in unseren Köpfen zieht und darum, wie wir einander besser verstehen können. Wie wir Menschen als Individuen auf Augenhöhe und nicht als Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie begegnen. Es geht um Lösungen für hasserfüllte Diskurse unserer Zeit, die wir so eigentlich nicht führen sollten. Dabei schreibt Kübra Gümüşay so eindrücklich und klar, dass in jedem Kapitel der Aha-Effekt einsetzt und man eigene Denkmuster hinterfragt.
Die perfekte Lockdown-Lektüre, weil... Sprache und Sein zwar schon lange kein Geheimtipp mehr ist, ich aber im Lockdown endlich die Zeit gefunden, es mit voller Aufmerksamkeit zu lesen. Ich schaffe auch immer nur ein Kapitel zur Zeit – dann muss ich erst mal sacken lassen. So viele wahnsinnig kluge und aufweckende Ansätze und Gedankenanstöße. Ich habe das Gefühl, gerade ist eine Zeit des (dringend notwendigen) Wandels und dieses Buch trägt definitiv dazu bei, darüber nachzudenken, wie wir als Gesellschaft zusammenleben und miteinander umgehen möchten – und wie nicht (mehr).
Für Fans von: Egal, was ihr mögt, das müsst ihr lesen!
Kathi liest: "Schwarzpulver" von Laura Lichtblau
Darum geht’s: Laura Lichtblaus Debüt spielt in einer nicht so fernen Zukunft in Berlin, in der ein autoritäres Regime an die Macht gelangt ist. In dieser homo- und xenophoben Welt versuchen die drei etwas schrägen Protagonist:innen ihren Platz zu finden: Da ist Burschi (Elisa), die sich in eine Widerstandskämpferin verliebt, der Freigeist Charlie, der in anarchistischen Künstlerkreisen unterwegs ist, und dessen Mutter Charlotte, die sich der rechtspopulistischen Bürgerwehr angeschlossen hat.
Die perfekte Lockdown-Lektüre, weil...
Warum ausgerechnet eine Dystopie lesen, wenn wir doch gerade selbst in einer leben? Ganz einfach: Was erstmal nach schwerer Kost klingt, steckt voller Ironie, Romantik, Poesie und auch Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Und die können wir momentan doch alle gut gebrauchen!
Für Fans von: Märchenhaften Sprachexperimenten und lyrischer Erzählkunst. Erinnert ein bisschen an Jelinek, ein bisschen an Munro.
Laura liest: "Conversations with Friends" von Sally Rooney
Darum geht’s: Um komplexe zwischenmenschliche Beziehungen zwischen der Studentin Frances, ihrer Freundin Bobbi sowie dem gut zehn Jahre älteren Ehepaar Melissa und Nick. Die vier lernen sich kennen, treffen sich bei Lesungen und führen intensive Gespräche. Die junge Studentin Frances entwickelt dabei Gefühle für den Schauspieler Nick, ihre Freundin Bobbi fühlt sich immer mehr zu Melissa hingezogen. Rooney schafft es, echte und psychologisch authentische Dialoge zu kreieren, die verblüffend nah an der Realität sind.
Die perfekte Lockdown-Lektüre, weil... das Buch eine vertraute Normalität vermittelt und einen perfekten Ersatz für all das liefert, was uns gerade in dieser Zeit fehlt: Intimität, Nähe, Austausch. Außerdem sind die Gespräche der Charaktere über Freundschaft, Feminismus, Politik, Liebe und das Leben so wahrhaftig geschrieben, dass man ganz schnell mit hinein flieht. Wenn wir "Gespräche mit Freunden" gerade schon nicht wirklich im echten Leben führen können, dann erinnert uns das Buch doch zumindest daran.
Für Fans von: Coming of Age-Literatur wie "Normal People" (ebenfalls lesenswerter Roman von Sally Rooney!) oder "Call me by your name".
Auf Kristinas Lese-Liste steht: "Just Kids" von Patti Smith
Darum geht's: Autobiografischer Roman der "Godmother of Punk" über das New York der 70er, ihre Freundschaft zum Fotografen Robert Mapplethorpe, eine Lebensgeschichte. Ein Report über eine Ära der Rockgeschichte, eine Elegie, heißt es in den Kritiken, über Liebe und Freundschaft.
Die perfekte Lockdown-Lektüre, weil...die 70er und NYC weit genug weg sind, um sich in fremde Sphären katapultieren zu lassen. Ich liebe "echt passiert"-Geschichten Rock 'n' Roll und Feminismus. In Just Kids ist das alles drin.
Für Fans von: Biografien, Rock 'n' Roll und Büchern wie "Clothes, Clothes, Clothes. Music, Music, Music. Boys, Boys, Boys" by Viv Albertine und "Born To Run" by Bruce Springsteen
Nina liest: "Career Suicide" von Bill Kaulitz
Darum geht’s: "Tokio Hotel" Lead-Sänger und Solo-Künstler Bill Kaulitz plaudert über Kindheit, das Berühmtwerden und auch die nicht so schönen Dinge, die dazugehören.
Die perfekte Lockdown-Lektüre, weil... ich plötzlich wieder 14 und Groupie bin. Gleichzeitig auch endlich Gewissheit habe, dass der plötzliche Erfolg für junge Erwachsene ganz schön hart und die Stars und Sternchen-Welt gar nicht so rosig sein sein kann.
Für Fans von: Bill, Autobiographien, Geschichten aus dem Musikbusiness