Wenn du die Frage, ob du eher extrovertiert oder introvertiert bist, nicht klar beantworten kannst, könnte es sein, dass du zu den ambivertierten Personen zählst: Du bist ein bisschen von beidem. Woran du Ambiversion erkennst und warum sie von Vorteil sein kann.
Du bist gern allein, fühlst dich aber auch in Gesellschaft wohl? Manchmal genießt du es, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, an anderen Tagen soll dich bloß niemand ansprechen? Du bist sowohl kommunikativ als auch in dich gekehrt? Dann gehörst du vielleicht zu den Menschen, die weder introvertiert noch extrovertiert (bzw. extravertiert), sondern ambivertiert sind. Als ambivertiert bezeichnet man Menschen, die sowohl introvertierte als auch extrovertierte Charaktereigenschaften haben.
In sich gekehrt oder nach außen orientiert?
Die Begriffe Extraversion und Introversion gehen auf die psychologische Persönlichkeitstheorie des Schweizer Psychiaters C. G. Jung zurück. Dabei geht es darum, einzuordnen, wie sehr ein Mensch dazu neigt, sich nach außen zu wenden (Extraversion) oder eher in sich gekehrt ist (Introversion).
Introvertierte sind tendenziell ruhig, nachdenklich, beobachtend. Soziale Interaktion ist für sie oft anstrengend, sie schöpfen neue Energie eher in der Ruhe und im Alleinsein. Währenddessen beschreibt man Extrovertierte als kommunikativ, gesellig, aufgeschlossen. Sie haben kein Problem damit, aufzufallen und im Mittelpunkt zu stehen. Der Kontakt mit anderen ist für sie nicht erschöpfend, sondern energetisierend.
Weder noch oder sowohl als auch
Obwohl wir diese beiden Begriffe als Gegensätze verstehen, beschreiben sie eigentlich die jeweiligen Enden einer Skala. Der Übergang kann also fließend sein und viele Menschen sind nicht einem der beiden Extreme zuzuordnen, sondern sie befinden sich irgendwo in der Mitte. Deshalb gibt es seit einiger Zeit auch noch einen dritten Begriff: ambivertiert (aus dem Lateinischen, "ambi" bedeutet so viel wie doppelt oder beidseitig).
Ambivertierte sind entweder weder so richtig intro- noch extrovertiert, die jeweils typischen Eigenschaften sind bei ihnen einfach nicht so stark ausgeprägt. Oder aber sie sind mal extrovertiert, mal introvertiert, je nach Situation beziehungsweise Tagesform.
Typisch für eine ambivertierte Person könnte zum Beispiel sein, dass sie sich sowohl in Gesellschaft als auch alleine wohlfühlt. Als Ambivertierte magst du die Abwechslung und die Balance von beidem: Zu viel Gruppenaktivität ermüdet dich doch ganz allein wird dir auch schnell langweilig. Es kann auch gut sein, dass eine ambivertierte Person von ihren Mitmenschen je nach Kontext unterschiedlich wahrgenommen wird. Zum Beispiel finden Freund:innen dich vielleicht eher redselig und offen, während die Kolleg:innen dich als zurückhaltend erleben.
Ambivertierte können Vorteile haben
Weder das eine noch das andere, sondern irgendwo dazwischen zu sein, fühlt sich vielleicht erstmal komisch an. Aber Ambivertierte sind keineswegs lasche Persönlichkeiten. Es ist vielmehr so, dass man als ambivertierte Person den Vorteil hat, sich flexibel an Situationen anpassen zu können. Der US-Psychologe Adam Grant von der Wharton School der University of Pennsylvania hat in einer Studie zum Beispiel herausgefunden, dass Ambivertierte größeren Erfolg als Verkäufer:innen haben als Extrovertierte und Introvertierte. Grant führt dies auf die Anpassungsfähigkeit der Ambivertierten zurück: Sie können in seinen Augen sowohl Enthusiasmus versprühen als auch empathisch auf die Bedürfnisse der Kund:innen eingehen.
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