Der auf den Philosophen Aristippos zurückgehende Hedonismus strebt Glück, Lust und Genuss als höchstes Lebensziel an. Was können wir uns noch heute von dieser antiken Lebensphilosophie abschauen?
Was genau bedeutet Hedonismus?
Der Begriff "Hedonismus" stammt von dem altgriechischen Wort "hēdoné" ab, was soviel wie Genuss, Freude oder auch Lust bedeutet. Allgemein ist damit eine Lebenseinstellung gemeint, die auf Glück, Genuss und die Freude des Augenblicks abzielt. Für den Begründer des Hedonismus, den Philosophen Aristippos, lag der Weg zum Glück darin, seiner Lust (oder auch: "Lebensfreude") zu folgen und jegliches Leid oder Schmerz zu vermeiden. Heute wird ein solches lustgetriebenes Leben häufig mit Egoismus und Eigennutz in Verbindung gesetzt – Hedon:istinnen werden dafür kritisiert, dass sie ihr eigenes Glück zu sehr priorisieren und sich kaum Gedanken um das Leid anderer Menschen sowie Folgen ihres Verhaltens machen.
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Im eigentlichen philosophischen steht Hedonismus aber keinesfalls für ein egoistisches Leben und Maßlosigkeit, sondern bei vielen Vertretern sogar für das Gegenteil. Der bekannte Hedonist Epikur beispielsweise lehnte die Vorstellung ab, dass die menschliche Lust uneingeschränkt ausgelebt werden sollte und plädierte dafür, die Folgen des eigenen Handelns stets abzuwägen.
Moderner Hedonismus: Hilft er uns, das Glück zu finden?
Auch wenn die philosophische Lehre des Hedonismus viele tausende Jahre alt ist, so ist das menschliche Bedürfnis nach einem Leben voller Glück und Genuss doch aktueller denn je. Daher können wir uns auch heute noch Ideen der hedonistischen Lehre auf unser Leben übertragen.
1. Das Glück in den kleinen Dingen suchen
Im Mittelpunkt des Hedonismus steht die Suche nach dem Glück und nach der Lust. Und die lässt sich laut Epikur gar nicht in den großen, materiellen Dingen finden – sondern ist leicht verfügbar, wenn man lernt, schon an den kleinsten Dingen Freude zu finden. Statt unserem vermeintlichen Glück in Onlineshops hinterher zu laufen und von der Idee besessen zu sein, dass Glück viel Geld kosten muss, sollten wir unsere Bedürfnisse reflektieren und unsere Konsumgetriebenheit mäßigen. Wir können uns durch "vernünftigen Verzicht" darin üben, unseren Blick für die einfachen und schönen Dinge zu schulen: Die leckere Tasse Kaffee am Morgen, die kurze Unterhaltung mit dem Nachbarn, das Vogelgezwitscher am Morgen.
2. Im Hier und Jetzt leben
Der Tatsache, dass unsere Lebenszeit auf dieser Erde endlich ist, waren sich auch schon die frühen Hedonist:innen bewusst. Und genau aus dieser Erkenntnis heraus entwickelten sie ein verstärktes Bedürfnis über das Diesseits. Hedonist:innen wollen ihre Lebenszeit optimal zu nutzen, um das Maximum an Lebensfreude und Genuss zu erfahren. Sie wollen in hohem Alter auf ihr Leben zurückblicken und sagen können, dass sie ihr Leben nicht verschwendet haben, sondern alle Möglichkeiten genutzt haben. Klar ist auch: Wer mit seinen Gedanken nur in der Vergangenheit oder der Zukunft festhängt, verpasst die schönsten Momente in der Gegenwart und ist unglücklicher – das zeigen Studien. Häufig hält uns ständiges Grübeln davon ab, die Gegenwart wirklich zu genießen – mehr Achtsamkeit im Alltag kann dabei Abhilfe schaffen.
3. Sich selbst treu bleiben
Anhänger:innen des Hedonismus streben an, maximale Lebensfreude zu empfinden und alle Möglichkeiten, die das Leben bietet, voll auszuschöpfen: Sie sind auf der Suche nach Erfüllung im Beruf, in Freundschaften und romantischen Beziehungen, in alltäglichen Tätigkeiten und in der Freizeit. Daher haben sie auch verstanden, dass sie dies nur erreichen können, wenn sie sich und ihren eigenen Interessen, Fähigkeiten und Vorlieben treu bleiben. Nur, wer sich nicht für andere verbiegt oder sich an den Maßstäben anderer misst, kann auf Dauer wirklich glücklich sein. Das bedeutet nicht, das Hedonist:innen eigennützig handeln und keine Rücksicht auf andere nehmen können, sondern vielmehr, dass sie sich immer wieder neu mit ihren eigenen Werten auseinandersetzen und ihr Handeln danach abwägen.
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