"Wir sind für dich erreichbar!" Oder auch: "Ми доступні для Вас!". Bei "Krisenchat" finden junge Menschen rund um die Uhr psychologische Hilfe. Das niedrigschwellige Chat-Angebot ist wie eine junge und zeitgemäße Version der Telefonseelsorge.
Es gibt unzählige Situationen, in denen man nicht alleine sein möchte: Mit einer Angst- oder Essstörung oder auch bei familiären Streitigkeiten oder Liebeskummer. Die Liste ist unendlich viel länger. In manchen Lagen ist das Leben eine Zumutung und man wünschst sich vielleicht jemanden, der oder die kurzfristig erreichbar ist: "Hallo, ist da jemand?"
Dafür wurde während der Pandemie der "Krisenchat" gegründet. Während Schulen und alle möglichen Angebote auf unbestimmte Zeit schlossen, nahm der Wunsch nach psychologischer Unterstützung nicht ab. Im Gegenteil. "Krisenchat" ist niedrigschwellig und immer erreichbar. Eine Anfrage läuft einfach per WhatsApp oder SMS. Und: Aufgrund des Krieges in der Ukraine und dem Erdbeben in der Türkei, besteht das Angebot auch auf Ukrainisch, Russisch und Türkisch. Dort ist psychologische Hilfe gerade enorm wichtig. Привіт є хтось? Merhaba orada biri var mı? Привет есть кто-нибудь?
Wer steht dahinter?
Das Team von "Krisenchat" setzt sich aus professionellen und geschulten Menschen zusammen, wie etwa Psychiolog:innen, Sozialarbeiter:innen sowie Informatiker:innen zusammen. Sie arbeiten rund um die Uhr. Gegründet wurde die psychosoziale Beratung von Melanie Eckert und Kai Lanz. Gemeinsam mit ihrem Team haben sie bis Februar dieses Jahrs bereits über 80 000 Beratungen durchgeführt. Globale Krisen wirken sich schließlich derzeit auf das Leben vieler junger Menschen aus – seien es aktuelle Notlagen oder Zukunftsängste.
Aber … hilft das wirklich?
"Krisenchat" darf nicht als Ersatz für eine Therapie verstanden werden, sondern eher als Präventionsarbeit oder junge und digitale Telefonseelsorge. Die Mitarbeiter:innen helfen auch gerne bei einer Vermittlung in eine Therapie oder zu entsprechenden Stellen. Darum arbeiten sie auch mit Kliniken, Anlaufstellen, Ärzt:innen und der Jugendhilfe zusammen.
In Deutschland werden vor allem Menschen bis zum 25. Lebensjahr angesprochen. In den Krisenregionen wie dem Erdbegeben- oder Kriegsgebiet fällt diese Altersbeschränkung weg.
In einem Interview mit DLF Nova meint Gründerin Melanie Eckert, dass der Chat als Medium immer noch kritisch beäugt würde. Doch sei es gerade dieser Kanal, mit dem man junge Menschen erreicht. Die meisten erfuhren über TikTok von diesem Angebot. Eckert meint: "Kinder und Jugendliche telefonieren heute nicht mehr. Die gehen auch nicht mehr zu einer Beratungsstelle an der Ecke. Das ist viel zu hochschwellig."
Ein Griff zum Handy ist da eine weniger schwere Hürde, die man nehmen muss, um sich an Helfende zu wenden.
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