Aus unserer Rubrik Beziehungsfragen: "Seit der Trennung von ihrem Freund klammert sich meine Mutter, 54, an mich. Ich kann aber nicht ihre beste Freundin sein. Wie kann ich Abstand schaffen, ohne sie zu verletzen?" Ricarda, 28
In unserer Rubrik "Beziehungsfragen" beantwortet die Diplompsychologin sowie Paar- und Sexualberaterin Berit Brockhausen eure Fragen! Dieses Mal: Wie sagt man der eigenen Mutter, dass man nicht ihre beste Freundin sein kann – und will? Hier kommen ihre Tipps.
Distanz zur Mutter schaffen, ohne sie zu verletzen
Was unsere Psychologin Berit Brockhausen rät
Was stimmt bloß mit uns Frauen nicht, dass wir immer denken, die Welt geht unter, sobald wir jemanden enttäuschen? Und wie viel Schaden richten wir an, wenn wir uns bemühen, nicht zu enttäuschen? Im Ernst: Enttäuschung ist was Gutes. Sie beendet eine Täuschung. Und Täuschungen führen immer zu Leiden – spätestens, wenn die Realität die Täuschung mal wieder auffliegen lässt. Nehmen wir Ihre Mutter. Natürlich wäre es der am liebsten, dass der regelmäßige enge Kontakt zur Tochter über die Trennung hinwegtröstet und ihr all der die schmerzhaften Momente erspart, in denen der Verlust des Partners einfach nur wehtut. Und jedes Mal, wenn Sie versuchen, sie Ihrer Mutter zu ersparen, verpasst diese eine Gelegenheit, sich dem Schmerz zu stellen und die Erfahrung zu machen, dass sie ihn überleben und daran wachsen kann.
Natürlich wäre es fein, wenn Ihre Mutter sich nicht um die Wiederbelebung alter Freundschaften kümmern müsste, weil ja Sie da sind. Fakt ist aber: Sie haben eigene Freund:innen und andere Interessen. Und Ihre Mutter verpasst jedes Mal eine Gelegenheit, neue Freund:innen zu finden. Also, wenn Sie ihre Mutter lieben, enttäuschen Sie sie! Sagen Sie ihr, dass Sie bei allem Verständnis und Mitgefühl weder den Partner noch eine gute Freundin ersetzen können und wollen. Weisen Sie darauf hin, dass es für solche Lebenskrisen sowohl Beratungsstellen als auch die Möglichkeit einer Psychotherapie gibt. Und jetzt das Wichtigste: Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Ihre Mutter von Ihnen enttäuscht ist. Oder noch besser: Begrüßen Sie die schmerzhafte Realität. Ja, Ihre Abweisung tut Ihrer Mutter weh. Und gleichzeitig ist es das Beste, was Sie aktuell für Sie tun können, wenn Sie es gut mit ihr meinen.
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