Hand aufs Herz: Haben wir nicht alle mal was nachgekauft, was auf Instagram als Allheilmittel angepriesen wurde und sich dann als Griff in die Tonne rausgestellt hat? Damit das nicht mehr passiert, gibt es jetzt den De-Influencing-Trend. Doch auch der hat seine Fehlerchen.
Der vermutlich meistgesagte Satz auf Social Media: "Weil so viele gefragt haben, woher (hier bitte Produkt xy einfügen) ist: Ich habe einen Code für euch, mit dem ihr 10 Prozent sparen könnt!" Werbung und das Anpreisen der neuesten Marken-Artikel ist das täglich Brot von Influencer:innen. Doch genau das wird jetzt kritisiert – und zwar auf denselben Plattformen, auf denen es stattfindet.
De-Influencing heißt der Gegentrend zum Influencing, der gerade TikTok erobert und bereits über 114 Millionen Aufrufe hat. Statt Produkte zu bewerben, geht es beim De-Influencing darum, aufzuzeigen, wofür es sich eben nicht lohnt, Geld auszugeben. Hauptsächlich ist es Beauty-Ware, die in diesen Videos ihr Fett weg bekommt. "Braucht ihr nicht", lautet das vernichtende Urteil der De-Influencer:innen, von denen viele früher mit genau dem Geld gemacht haben, was sie jetzt kritisieren.
Influencing und Inflation
Die Gründe für diesen neuen Trend sind so vielfältig wie einleuchtend. Der offensichtlichste, den wir auch alle gerade zu spüren bekommen (Stichwort "Inflation Creep"): die Krisenzeiten, in denen wir uns aktuell befinden. Da bleibt kein Geld, um sich jede Woche eine neue angesagte Gesichtscreme zu kaufen. Zumal Trends durch TikTok kurzlebig und schneller vorbei sind, als man "Rabattcode" sagen kann. Da hinterherzukommen kann ziemlich teuer werden. Das Überangebot an Beauty-Artikeln – gefühlt hat mittlerweile selbst jede:r Prominente eine eigene Skincare-Linie – macht es nicht besser.
Noch dazu achtet die Generation Z immer mehr auf Nachhaltigkeit und hinterfragt den Überkonsum, dem die Menschheit verfallen ist und der natürlich extrem umweltschädlich ist. (Auch ein Grund, wieso Influencer:innen gerade so zu kämpfen haben?) Viele der De-Influencer:innen, die früher selbst jedes gehypte Produkt nachgekauft haben, erzählen, wie sich die Döschen, Flaschen und Flakons mit der Zeit in ihrem Badezimmerschrank gehäuft haben und bei ihnen irgendwann die Frage aufkam: "Wer braucht schon 32 verschiedene Arten von Concealer?"
Der Wolf im Schafspelz
Klingt erst mal gut: Menschen, die auf Überkonsum aufmerksam machen und das Bewusstsein dafür schärfen, achtsamer mit der Umwelt umzugehen. Das Problem ist nur, dass einige Content Creators auf den De-Influencing-Zug aufspringen, um stattdessen andere Produkte zu bewerben, die ja sooo viel besser funktionieren als das Mittelchen, das sie gerade schlecht gemacht haben. Garniert wird das Ganze dann gerne mit – na klar! – dem guten alten Rabattcode – und wir sind wieder da, wo wir angefangen haben.
Natürlich kann man den Influencer:innen nur bedingt die Schuld daran geben, dass wir so verschwenderisch leben, schließlich entscheidet jede:r selbst, was er oder sie nachkauft. Doch der Jobtitel Influencer:in (dt.: Beeinflussende:r) kommt nun mal nicht von irgendwo. Und auch De-Influencer:innen beeinflussen letztendlich das Kaufverhalten ihrer Follower:innen.
Brauchst du das wirklich?
Der De-Influencing-Trend ist aber insofern förderlich, als er bestimmt einige Menschen zum Nachdenken bewegt: Ist das, was ich da nachkaufen will, wirklich ein Must-Have? Oder doch eher ein Will-ich-haben-um-dazuzugehören?
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