Die Coronakrise dominiert gerade alles. Und trifft vor allem kleine Unternehmen und Selbstständige wirtschaftlich hart. Wir haben Frauen gefragt, die kleine Labels haben, wie es ihnen gerade geht…
Johanna Schoemaker, Quite Quiet
Was für ein Business hast du?
Zusammen mit meinem Partner habe ich das Schmucklabel Quite Quiet gegründet. Wir setzen unseren Fokus auf zeitloses, raffiniertes Design und hochwertige, verantwortungsvolle Materialien wie beispielsweise Fairtrade Gold und laborgezüchtete Edelsteine.
Hast du einen Laden?
Ja, wir haben einen wunderschönen Laden mit angrenzender Werkstatt in der Auguststraße 74 in Berlin Mitte. Hier kann man die Schmuckstücke anschauen und anprobieren.
Wie hart hat dich die Coronakrise schon getroffen?
Um die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen ist auch unser Ladengeschäft geschlossen. Dort machen wir normalerweise den Großteil unserer Umsätze im Schmuckbereich, daher ist die Schließung für uns natürlich ein großes Problem. Auch erwarten wir, dass viele Paare ihre Hochzeitspläne ändern werden und rechnen so über das ganze Jahr mit einem starken Rückgang von Trauringen. Die Auguststraße liegt in einem Teil von Berlin, der im Sommer viele internationale Touristen anzieht. Auch diese werden leider sicher ausbleiben.
Was passiert gerade täglich bei dir?
Ich bin im Moment mit unserem jüngsten Sohn in Elternzeit. Durch die Schließungen von Schule und Kitas sind gleichzeitig nun auch unsere anderen beiden Kinder zu Hause. Dennoch muss ich natürlich gleichzeitig viel mit meinem Partner besprechen, da die Coronakrise auch für uns existenziell ist und uns dazu auffordert unsere Pläne anzupassen.
Hast du aktuell einen Plan B oder produzierst gerade etwas anderes?
Wir sind froh, dass wir uns früh entschieden haben unsere Kollektionen nicht an den saisonalen Kalender zu binden. Unsere Kollektionen sind zeitlos und werden auch nach der Krise Bestand haben. Unser Online Shop, in dem man eine sehr große Auswahl unserer Schmuckstücke auffinden kann, ist nach wie vor offen und wir bauen diesen gerade noch etwas aus. Auch haben wir über die letzten Jahre nebenher erfolgreich beratend als Produktdesigner gearbeitet, und werden dies wenn möglich auch weiterhin tun.
Was wünschst du dir gerade an Unterstützung?
Ich wünsche mir, dass alle diese Krise ernst nehmen und durch ihr eigenes Verhalten mithelfen, die Pandemie schnellst möglichst einzudämmen. Unsere gesamte Gesellschaft beruht auf einem gemeinsamen Miteinander und eine langfristige soziale Distanz wird emotional und wirtschaftlich sehr problematisch werden. Ich denke nach ersten schnellen Rettungshilfen für Unternehmen muss gezielt gefördert werden, um nachhaltige Entwicklungen zu stärken.
Wie geht es für dich weiter?
Wir schauen nach vorne und passen unsere Pläne für dieses Jahr an. Wir sind uns aber auch bewusst, dass wir flexibel bleiben müssen. Die Situation wird sich sicher noch sehr kurzfristig immer wieder ändern.
Was gibt dir gerade den Mut, weiterzumachen?
Wir haben in der letzten Zeit gemerkt, dass Quite Quiet’s nachhaltige Ausrichtung sehr relevant und gefragt ist und glauben deshalb fest, dass es auch in Zukunft einen Platz für uns geben wird! Die gesellschaftlichen Veränderungen werden wahrscheinlich sehr groß sein. Trotz der vielen negativen Auswirkungen muss man es auch gleichzeitig als Chance begreifen, die Zukunft neu zu gestalten.
Elise Seitz, HEY SOHO
Was für ein Business hast du?
Mit meinem Statement-Label HEY SOHO vertreibe ich nachhaltige Shirts, Sweater, Hoodies und Bags aus 100% Bio Baumwolle für Männer, Frauen und Kinder. Dabei tragen alle Produkte Statement-Aufschriften die eine positive Botschaft nach Außen tragen, wie bspw. "Catch the Sun", "To me you are Perfect" oder "Stay Home".
Hast du einen Laden?
Nein, ich vertreibe meine Produkte über meinen Onlineshop. Allerdings arbeite ich eng mit dem Einzelhandel zusammen und beliefere diesen. Beispielsweise findet man unsere Kollektionen auch in dem Hamburger Store Anita Hass.
Wie hart hat dich die Coronakrise schon getroffen?
Bis jetzt bin ich noch verschont geblieben. Allerdings wird sich die wirtschaftliche Krise sicherlich früher oder später auch auf meinen Onlineshop auswirken. Ich sehe dem Ganzen jedoch positiv entgegen und werde jetzt erst recht Vollgas geben.
Was passiert gerade täglich bei dir?
Bei uns läuft es zurzeit sehr gut. Nächste Woche wird auch unsere neue Kollektion online gehen. Ich glaube das wir uns zudem in einem Preissegment bewegen welches nicht so stark von der Krise betroffen ist. Außerdem kann man T-Shirts und Sweater wunderbar zu Hause tragen und verbreitet dabei noch gute Stimmung.
Hast du aktuell einen Plan B oder produzierst gerade etwas anderes?
Wir machen einfach weiter wie bisher. Zusätzlich haben wir einen Sweater mit dem Slogan "Stay Home" kreiert, um ein Statement für mehr Solidarität und Nächstenliebe zu setzen. Dieser war bspw. innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.
Was wünschst du dir gerade an Unterstützung?
Ich hoffe, dass die Menschen da draußen vor allem kleine Labels und Einzelhändler unterstützen, die es momentan durch Ladenschließungen und Umsatzeinbußen nicht leicht haben und ums Überleben kämpfen.
Wie geht es für dich weiter?
Wir behalten unseren Kurs bei - die neue Kollektion steht in den Startlöchern und mit unserer neuen Homepage geht alles diese Woche online. Jedoch stürzen wir uns gerade nicht in kostspielige Fotoshootings, canceln diese und überlegen strategisch welche Investitionen gerade am meisten Sinn machen.
Was gibt dir gerade den Mut, weiterzumachen?
Wir sind in einem sehr engen Austausch mit unseren Kunden, die uns jeden Tag Zuspruch und Mut geben weiterzumachen. Die Unterstützung, die wir durch zahlreiche Stammkunden und Neukunden erhalten, die sich in unseren Onlineverkäufen widerspiegeln, ist zudem sehr motivierend und stimmt mich jeden Tag aufs Neue positiv.
Hannah Kromminga, SILFIR
Was für ein Business hast du?
SILFIR ist ein Circular Fashion Startup. Wir fokussieren uns im weiteren Sinne darauf den Zugang zur Circular Fashion Economy für alle leichter zu machen. Letztes Jahr haben wir den Start mit einem Universal Outfit, der Soft Workwear Uniform, auf Kickstarter gestartet.
Hast du einen Laden?
Nein, wir verkaufen online über www.silfir.com. Vor der Krise konnte man aber bei uns im Studio in der Schönleinstraße 32 in Berlin vorbeikommen und unsere Uniform anprobieren.
Wie hart hat dich die Coronakrise schon getroffen?
Das ist noch unklar. Wir hatten in den ersten zwei Wochen starke Rückgänge im Online Verkauf, die jetzt aber wieder leicht anziehen. Unsere Einzelhandelsstrategie können wir jetzt erstmal an den Nagel hängen. Wir sind so gezwungen gleich von Anfang an unser Geschäft komplett online aufzubauen. Das ist jetzt eben so, und zwingt uns zukunftsgewandt zu denken. Eine App Lösung, die schon länger angedacht ist, bekommt nun in der Produktentwicklung außerdem Priorität.
Was passiert gerade täglich bei dir?
Ich bin im Moment für die Lieferungen zuständig, weil andere Team-Mitglieder in Quarantäne sind. D.h., dass ich aus unserem Studio heraus arbeite. Morgens gehe ich in der Regel joggen, abends koche ich etwas und bin in Video Calls. Ich habe auch schon ein paar Online Tanzstunden und Livestreams ausprobiert. Insgesamt gefällt mir mein Alltag, ich habe das Gefühl, ich habe endlich Zeit alles zu machen, was ich sonst wegen der Ablenkung durch das soziale Angebot nicht schaffe.
Hast du aktuell einen Plan B oder produzierst gerade etwas anderes?
Wie gesagt liegt mein Fokus jetzt noch mehr auf der App Entwicklung als zuvor. Ein Plan B ist das nicht, sondern eher Plan A, der jetzt trotz früher Entwicklungsphase, Vorrang hat.
Was wünschst du dir gerade an Unterstützung?
Wie bei allen Start-ups ist die finanzielle Unterstützung das A und O. Ich denke, für die Berliner Start-up Szene sind genauso Zuschüsse nötig wie für die Gesamtwirtschaft. Ich zähle hier auf die Berliner Politik entsprechende Programme durchzuführen.
Wie geht es für dich weiter?
Die erste Woche der Krise Mitte März war in meinem Kopf etwas turbulent. Jetzt steht aber ein Plan und ich freue mich auf die nächsten Schritte. Ein geregelter Alltag mit so wenig Entertainment, dass ich mich voll auf meine Entwicklungsprojekte fokussieren kann.
Was gibt dir gerade den Mut, weiterzumachen?
Die Tatsache, dass endlich etwas passiert, was den ganzen Wahnsinn unserer Gesellschaft zum Stillstand gezwungen hat. In dieser Situation steckt so viel Potenzial. Ich hoffe wirklich, dass jetzt breiter umgedacht wird und zum Beispiel das Argument, dass man den Flugverkehr oder Konsum nicht reduzieren könnte vom Tisch kommt. Alles ist möglich, wenn man muss (oder will!).
Auch wir sind ein kleines Unternehmen...
Die Coronakrise hat mittlerweile fast alle Branchen erreicht, auch die Verlagsbranche ist betroffen. Denn die wenigen Reisenden, die Schließung der Verkaufsstellen an Bahnhöfen und an Flughäfen führt natürlich dazu, dass viel weniger Zeitschriften gekauft werden. Dazu erreichen uns sehr viele Anzeigenstornierungen und wir mussten unseren größten Event, den EMOTION Women's Day, verschieben.
Was Corona für unseren Verlag bedeutet
Sieh dir das ganze Statement von Verlagsgründerin Kasia Mol-Wolf an:
Wie ihr uns unterstützen könnt
"Das ist sehr einfach," sagt EMOTION-Verlagsgründerin Kasia Mol Wolf: "Kauft eine EMOTION, eine HOHE LUFT, eine EMOTION SLOW oder eine Psychologie bringt dich weiter. Dafür müsst ihr nicht zum nächsten Kiosk, denn ihr könnt die Ausgaben ganz easy online bestellen oder digital lesen. In schweren Zeiten wie diesen ist es wichtig, dass wir zusammenhalten. Wir danken euch daher sehr für eure Unterstützung, dass es uns auch nach der Coronakrise weiterhin gibt. Bleibt gesund! Alles Gute für euch und eure Familien."