Personal Branding gilt vielen als peinliche Selbstinszenierung am Arbeitsplatz oder auf LinkedIn. Dabei kann es jeder Karriere helfen, sich zu positionieren – findet unsere Autorin Andrea Alton. Sie ist Kommunikations- und PR-Coach und verrät hier ihre besten Tipps für mehr Sichtbarkeit am Arbeitsplatz.
Personal Branding ist nicht nur für UnternehmerInnen ein äußerst wichtiges Tool. Auch Angestellte haben stets ein "Branding" am Arbeitsplatz, das sie sich im Laufe der Zeit sichern – zum Beispiel die Dame für die Dekoration, die Druckerfachfrau oder die, die sich um die delikaten Sachen kümmert.
Das Gute: jede kann ihr "Personal Branding" im Job bewusst steuern und mitentscheiden, wofür sie steht. Sich zu positionieren und am eigenen Branding zu arbeiten gilt heute als eine der besten Investitionen in die eigene Karriere. Wie das smart und sympathisch klappt? Dazu gleich mehr!
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Personal Branding ist gleich Selbstinszenierung?
Personal Branding ist im deutschen Sprachraum noch nicht wirklich angekommen. Im Gegenteil: Nicht selten ist es sogar mit einem negativen Image behaftet. Viele denken dabei an Selbstinszenierung, an laute Parolen. Hierzulande ist man lieber fleißig, bescheiden, leise.
Im internationalen Kontext sieht es da ganz anders aus – und dorthin sollten wir unseren Blick auch richten, wenn wir uns mit Personal Branding beschäftigen.
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Denn der Blick über die Landesgrenzen hinweg zeigt: Die Werbetrommel für sich selbst zu rühren kann elegant und ansprechend umgesetzt werden. Ohne Megaphon, ohne Übertreibungen, sondern viel eher als Hilfsmittel für die persönliche Weiterentwicklung (für die man sich eh viel zu wenig Zeit nimmt).
Darum ist Personal Branding am Arbeitsplatz dringend nötig
Sobald du dich in ein soziales Umfeld – wie etwa den Arbeitsplatz – begibst, entsteht automatisch ein Gebilde. Jede und jeder nimmt eine bestimmte Rolle, eine Position ein, die gewisse Aufgaben übernimmt und der bestimmte Attribute zugeschrieben werden.
Wenn du dich nicht selbst aktiv um dieses Branding kümmerst, positionieren dich andere. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Höchste Zeit also, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen!
Dein aktiv gestaltetes Branding am Arbeitsplatz sichert dir viele Vorteile:
- Du wirst sichtbar und stehst für etwas – z.B. die smarte Verhandlerin, die die besten Deals bekommt
- Neue Projekte, die zu dir und deinen Themen passen, landen automatisch bei dir
- Deine Karrierechancen steigen
- Du wirst zum Sprachrohr für deine Themen und Inhalte
- Du bist ein Vorbild für andere und kannst ermutigen und inspirieren
- Du gestaltest den Arbeitsplatz in deinem Themenumfeld aktiv mit
- Du sicherst deinen Job in Krisenzeiten – ein reiner Abteilungsleiter kann ersetzt werden, eine "Eigenmarke" und Unikat nicht so schnell
Schritt für Schritt zum erfolgreichen Personal Branding am Arbeitsplatz – so klappt’s
Die sympathische Eigenmarke zu erschaffen, die im Gedächtnis bleibt, erfordert ein gut strukturiertes Fundament.
Deshalb wird es zunächst einmal theoretisch. Jede Markenbildung startet auf einem weißen Blatt Papier. Halte für dich fest:
- Worin bin ich im Beruf besonders gut? Das können Hard Skills wie Photoshop, Excel und Co., aber auch Soft Skills wie verhandeln, kommunizieren oder organisieren sein.
- Welche Eigenschaften kennzeichnen mich als Mensch und kommen gut an? In diese Kategorie fallen Charaktereigenschaften wie Durchhaltevermögen oder positive Denkweise.
- Welche privaten Interessen kann ich immer wieder anbringen, um eine persönliche Ebene zu erreichen? Hier geht es um spannende Hobbys, außergewöhnliche Hintergründe (z.B. ein Jahr im Ausland gelebt), persönliche Einstellungen (z.B. zum Thema Umweltschutz) usw.
Zwei bis drei Stichpunkte pro Kategorie reichen völlig. Es soll ja alles gut definiert bleiben. Entscheidend ist, dass die Stichpunkte stimmig mit deiner geplanten beruflichen Laufbahn sind. Ganz nach dem Motto: Wenn ich fünf Jahre in die Zukunft blicke – wo möchte ich dann sein?
Die Umsetzung – Nun wird’s konkret mit dem Personal Branding
Nach dieser Übung solltest du ein gutes Bild davon haben, welche "Marke" du am Arbeitsplatz sein möchtest. Nun geht es darum, dieses Bild an deine Kollegen und Kolleginnen zu kommunizieren. Dafür gibt es viele Möglichkeiten:
- Passe deine beruflichen Social-Media-Kanäle (LinkedIn, Xing) dementsprechend an und "brande" sie
- Denke bei Kaffeegesprächen und Meetings daran und lasse dein Personal Branding immer wieder einfließen
- Erwähne deine Ziele und Themen in Entwicklungs- und Feedbackgesprächen
- Schau dich nach Gruppen oder Events in deinem Unternehmen um, die zu deiner Positionierung passen und engagiere dich
- Prüfe, ob du neue Gruppen, Aktionen oder Initiativen ins Leben rufen kannst
- Schreibe passende Texte für das Intranet, den Firmen-Blog oder die Social Networks deines Arbeitgebers
- Erweitere dein Netzwerk rund um deine Themen: vernetze dich aktiv im Unternehmen, aber auch außerhalb
- Falls du gerne auf die Bühne möchtest: bemühe dich um Speaker Opportunities oder um Auftritte in (Online-)Kongressen. Die Marketing-Abteilung deines Unternehmens kann dich hier sicherlich unterstützen
- Halte Ausschau nach passenden Weiterbildungen und sprich ggf. mit deinen Vorgesetzten darüber, ob die Firma Kosten übernehmen kann
Das klingt vorerst nach viel Arbeit und ein wenig Schauspiel. So ist es aber nicht, keine Sorge. Es handelt sich ja um Themen und Eigenschaften, die dir eh liegen, du musst also nichts inszenieren. Mit etwas Übung, aktivem Zuhören und einem wachen Auge ergeben sich die Positionierungs-Optionen für deine Inhalte fast von selbst.
Nicht vergessen: die wichtigsten Elemente des Personal Brandings
Eine gute Personenmarke basiert auf drei Säulen: Authentizität, Kontinuität, Humor.
Deine Authentizität sollte automatisch mit im Paket sein, wenn du die erste Übung weiter oben im Artikel ehrlich und passend zu deinem Wesen erledigt hast.
Kontinuität ist hingegen wichtig, um ernst genommen zu werden. Deine Themen und Inhalte sollten nicht nur Eintagsfliegen sein. Aber wenn sie dich wirklich interessieren, sollte auch das klappen.
Humor verleiht deinem Branding den nötigen Charme. Sobald du Gesicht zeigst und für etwas einstehst, ist der nächste Kritiker nicht weit. Deshalb ist es wichtig, dass du dein Branding zwar glaubhaft, aber mit einem Lächeln vermittelst, offen bleibst für Ideen und Anregungen anderer. Dich manchmal selbst durch den Kakao ziehst. Mit humorvollen, offenen Menschen ist es leichter, Kirschen zu essen. Charisma schlägt Verbissenheit allemal.
Über die Autorin:
Andrea Alton stammt ursprünglich aus Südtirol im Norden Italiens. Nach einem Kommunikationsstudium in Mailand zog sie 2014 nach München und arbeitet seitdem als PR-Beraterin. Auf ihrer Website www.andrea-alton.com gibt sie ihr gesammeltes Wissen über die "Großen" an kleine Businesses weiter und zeigt Gründerinnen und Startups, wie sie die PR für ihr Business selber machen können.
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