Das britische Unternehmen "YuLife" hat einen betriebsinternen Slack-Status eingeführt: "Not feeling 100%", also "Ich fühle mich nicht 100%". Damit soll ausgedrückt werden, dass man zwar nicht krank, aber auch nicht zu 100 Prozent fit ist. Braucht es das für alle Unternehmen?
Ob es ist, weil man seine Tage hat, leichte Kopfschmerzen oder vielleicht auch durch den Wind ist, weil man etwas zu verarbeiten hat: Die meisten kennen solche (Arbeits)-Tage. Man ist zwar nicht krankgeschrieben, aber eben auch nicht zu 100 Prozent fit und fokussiert. Die britische Versicherungsgesellschaft "YuLife" hat genau für diese Tage einen neuen Slack-Status eingeführt: "Not feeling 100%". Die Personalerin des Unternehmens, Claire Cathcart, schreibt dazu auf LinkedIn: "Ein Szenario, in dem mir dieser Status persönlich sehr geholfen hätte, war, als ich meinen Knöchel ziemlich schlimm verstaucht hatte. Ich hatte Schmerzen und konnte zwei Wochen lang nicht laufen. Das hat mich genervt. Aber ich wollte arbeiten – zuhause bin ich durchgedreht."
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Es ist natürlich vorbildlich, wenn Vorgesetzte ihren Mitarbeiter:innen die Möglichkeit geben, derart niederschwellig zu signalisieren, dass sie sich heute nicht ganz gesund und nur eingeschränkt einsatzfähig fühlen. Das ist nicht nur hilfreich, wenn sich jemand den Knöchel verstaucht und trotzdem arbeiten will – sondern ganz besonders, wenn die betreffende Person sich körperlich oder auch mental nicht richtig fit fühlt und gerne einen Gang runterschalten, aber das Wichtigste dennoch gerne erledigen würde.
Auf LinkedIn wird die Idee stark kritisiert
Die Idee von YuLife hat auf LinkedIn für viel Resonanz gesorgt – aber nicht nur positive. Viele User:innen, die den Post kommentierten, wiesen darauf hin, dass ein solcher Status Arbeitnehmer:innen dazu ermutige, auch dann zu arbeiten, wenn es ihnen körperlich oder psychisch schlecht geht. Spinnt man diesen Gedanken weiter, würde es für Angestellte immer schwieriger werden, sich im Fall der Fälle tatsächlich krankschreiben zu lassen. Das darf nicht passieren. Denn das wäre genau die Art von toxischer Arbeitskultur, die eigentlich mit Vorschlägen wie diesem bekämpft werden soll.
Grundsätzlich ist der Status natürlich keine schlechte Idee. Um sich aber tatsächlich positiv auf die psychische und physische Gesundheit von Mitarbeiter:innen auswirken zu können, muss im Vorhinein klargestellt werden, dass natürlich niemand verpflichtet ist oder sogar dazu gedrängt wird, krank zu arbeiten.
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