Will man ein Land stabilisieren, sollte man in Frauen investieren. Wie das geht? Das zeigen die Geschichten von Obaida, Cinama und Nema. Ein Schulungsprogramm von Women for Women International gab die Initialzündung.
"Stronger Women, Stronger Nations" – so heißt das Schulungsprogramm, das die Frauenrechtsorganisation Women for Women International in kriegs- und krisengeschüttelten Ländern anbietet. Denn Studien belegen: Die Rolle von Frauen zu stärken und die Geschlechter gleichzustellen, führt zu mehr Stabilität und Frieden.
Genau diese Erkenntnis ist die Triebfeder für Women for Women International: Die Frauenrechtsorganisation hat es sich seit fast drei Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, Frauen zu unterstützen und zu stärken. Ihr Schulungsprogramm führt sie an einigen der gefährlichsten Orte der Welt durch. In einem Jahr lernen Frauen dabei, wie sie Geld verdienen und sparen können, die Gesundheit ihrer Familie verbessern und wie ihre Stimmen gehört werden – zu Hause und in ihrer Gemeinschaft. Sie werden über ihre Rechte aufgeklärt in Bezug auf Wahlen, Zugang zu Land, Scheidung, Sorgerecht und häusliche Gewalt. Denn nur wer seine Rechte kennt, kann auch für sie einstehen.
Einjähriges Schulungsprogramm
"Stronger Women, Stronger Nations"
Die teilnehmenden Frauen erlernen berufliche und wirtschaftliche Kompetenzen. Der Unterricht gibt ihnen Stück für Stück das Wissen und die Ressourcen an die Hand, ihr Leben selbstständig (wieder) aufzubauen. Neben Themen wie Kontoführung und unternehmerisches Handeln, werden die Frauen auch über ihre Rechte aufgeklärt. Wie das Schulungsprogramm abläuft, kannst du hier nachlesen.
Nie zuvor waren so viele Menschen auf der Flucht wie jetzt. Krieg trifft Frauen hart: Sie versuchen, sich und ihre Kinder und Familien zu schützen, erleben Gewalt – auch sexualisierte Gewalt. Sie müssen auf sich allein gestellt Traumata bewältigen. Women for Women International leistet Hilfe zur Selbsthilfe.
Seit 1993 hat die Organisation mehr als eine halbe Million Frauen unterstützt, die Kriege in Ländern wie Afghanistan, dem Irak, Bosnien und Herzegowina, Kosovo oder im Südsudan überlebt haben. Seit März 2022 hilft die Frauenrechtsorganisation auch Frauen, die aus der Ukraine fliehen mussten. In Nigeria hat sie eine Radiosendung initiiert, die über Frauenrechte informiert. In der Demokratischen Republik Kongo verhilft sie Frauen zu Landbesitz. Im Südsudan unterstützt sie Frauen dabei, eigene Unternehmen zu gründen.
Frauen bekommen die Chance, ihre Kraft zu nutzen
Absolventinnen der Schulungsprogramme, die auf eigenen Beinen stehen, werden wiederum zu starken Vorbildern in ihrer Gemeinschaft. Andere Frauen folgen ihrem Beispiel. Auf diese Weise verbessert sich das Leben für alle Mitglieder ihrer Gemeinschaft. Sie geben ihr Wissen an ihre Nachbar:innen und Kinder weiter und sorgen für einen Welleneffekt.
Hier die Geschichten von drei Frauen, die Mut machen:
OBAIDA HAT EINEN BERUF ERLERNT
Sie ist Absolventin des Women for Women International Programms in Afghanistan und hat es mit den dabei erlernten Skills geschafft, sich und ihre Familie durch die aktuelle Krise zu bringen.
Dank ihrer Ausbildung zur Schneiderin näht Obaida (Name geändert) heute Kleidung für ihre Nachbarn, besitzt Hühner und verdient ihren Lebensunterhalt. "Ich habe durch das Programm Dinge gelernt, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich in meinem Leben die Möglichkeit dazu haben würde", erzählt sie. Obaida verdient heute Geld, über das sie selbst verfügen kann. Sie ernährt ihre Familie davon und schafft es sogar einen Teil ihrer Einkünfte zu sparen. "Ich habe das Gefühl, dass ich mein Leben endlich wieder Schritt für Schritt zusammensetzen kann."
CINAMA WEISS JETZT, WAS IHRE RECHTE SIND
Sie lebt in einem Dorf im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Cinamas Vater starb, als sie drei Jahre alt war. Da Frauen in dem Dorf kein Land besitzen können, fiel der Grundbesitz der Familie an den Bruder von Cinamas Vater. Ihre Mutter verlor alles und musste die sieben Kinder allein durchbringen. In Cinamas Kindheit gab es wenig zu essen, Schulgeld konnte die Mutter nicht aufbringen.
Das Schulungsprogramm von Women for Women International war für Cinama ein Glücksfall: "Ich lernte wirtschaftliche Zusammenhänge, lernte finanziell unabhängig zu sein, zu sparen und Entscheidungen zu treffen. Und das Wichtigste: Ich weiß jetzt über Frauenrechte Bescheid." Für ihre berufliche Ausbildung wählte Cinama Ziegelbrennen. Heute führt sie ihre eigene Ziegelbrennerei und schult andere Frauen in dem Handwerk. Sie hat ein Haus gebaut und kann ihre Familie unterstützen. Sie sagt: "In meinem Ort ist es ungewöhnlich, dass eine Frau Eigentum besitzt, aber ich bin stolz darauf, eine Eigentümerin zwischen Männern zu sein."
NEMA ERÖFFNET BALD IHREN ZWEITEN LADEN
Sie lebt im Südsudan – und hat gleich zwei Mal am Schulungsprogramm teilgenommen. Nach dem ersten Unterrichtsblock begann Nema damit, Erdnüsse anzubauen. Doch noch vor der ersten Ernte musste sie mit ihrer Familie vor dem Konflikt in ihrer Region im Südsudan fliehen. Sie ließ alles zurück, verlor ihre Einkommensquelle und konnte das Schulgeld für ihre fünf Kinder nicht mehr zahlen.
Einige Jahre später hatte Nema erneut die Chance, in das Programm von Women for Women International aufgenommen zu werden. Dieses Mal hatte sie ihr Ziel bereits klar vor Augen: Ihre Kenntnisse vertiefen und Unternehmerin werden. Heute führt Nema einen kleinen Lebensmittelladen, dessen Sortiment sie kürzlich sogar erweiterte. Ihr nächster Traum: Sie will zusätzlich zu ihrem Minimarkt einen Teeladen eröffnen.
Du möchtest Frauen wie Obaida, Cinama oder Nema unterstützen? Das geht mit dem Patenschaftsprogramm:
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Mit einer Spende von 29 Euro im Monat ermöglichst du einer Frau aus einem Konfliktgebiet die Teilnahme am einjährigen Schulungsprogramm von Women for Women International. So bekommt sie die Chance, aus eigener Kraft ihr Leben, das ihrer Familie und vielleicht sogar ihrer ganzen Gemeinschaft nachhaltig zum Positiven zu verändern. Alle Infos zum Patenschaftsprogramm findest du hier.
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