Aphasie ist für der Grund für das Karriere-Aus von Bruce Willis. Die Sprachstörung ist keine Seltenheit, über 100.000 Menschen in Deutschland sind daran erkrankt. Doch was hat Aphasie mit Wortfindungsstörungen zu tun?
Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, bei der die verschiedenen Sprachmodalitäten Sprechen, Verstehen, Schreiben und Lesen beeinträchtigt sein können. Insbesondere schnelles Sprechen und das Finden der richtigen Begriffe fällt vielen Betroffenen schwer. Wortfindungsstörungen werden, gerade bei älteren Menschen, oft als “normal” abgetan. Doch das vergebliche Suchen nach dem passenden Wort kann auch ein Symptom einer Aphasie sein.
Die Gründe für die Erkrankung sind vielfältig. Meist wird ein Areal in der linken Gehirnhälfte geschädigt. Etwa 80% der Aphasien werden durch einen Schlaganfall ausgelöst. Weitere Gründe können Schädel-Hirn-Traumata, Hirntumore, oder Entzündungen wie beispielsweise eine Hirnhautentzündung (Meningitis) sein.
Wichtig ist zu wissen, dass durch Aphasie nur die Sprache beeinflusst ist, nicht jedoch die nonverbale Kommunikation. Erinnerungen, innere Denkprozesse, allgemeines Wissen und das erschließen von Zusammenhängen ist durch die Erkrankung nicht beeinträchtigt. Das Denken ist klar, nur die sprachliche Kommunikation ist wirr.
Die verschiedenen Syndrome der Aphasie:
Amnestische Aphasie
Die Amnestische Aphasie ist die leichteste Form der Aphasie. Das Sprachverständnis, also das Verstehen von Gesprochenem sowie das Lesen und Schreiben ist meist gut erhalten. Auch beim Satzbau sowie bei der Prosodie, also die Tonhöhe, Betonung und Lautdauer von Gesprochenem, sind oft keine Besonderheiten zu erkennen. Betroffene leiden lediglich unter Wortfindungsstörungen. Die Amnestische Aphasie fällt Außenstehenden meist nicht sofort auf, da viele Menschen Strategien entwickeln, um sich ihre Wortfindungsstörung nicht anmerken zu lassen. Beispielsweise benutzen sie viele Überbegriffe oder Füllwörter.
Broca-Aphasie
Bei der Broca-Aphasie ist, wie der Name vermuten lässt, dass Broca-Areal betroffen. Dies ist unser motorisches Sprachzentrum, das primär für die Bildung von Sprache zuständig ist. Bei den Betroffenen ist das Sprechen mit deutlicher Anstrengung verbunden. Sie sprechen meist langsam, in einfachen Sätzen. Nicht selten ist ihre Sprache grammatikalisch entstellt und gleicht einem Telegramm, auch Agrammatismus genannt. Das schlägt sich auch auf ihre Schrift nieder. Das allgemeine Verstehen und Lesen ist jedoch meist gut erhalten.
Wernicke-Aphasie
Das Wernicke-Areal ist unser sensorisches Sprachzentrum und primär für das Sprachverständnis als das Verstehen von Gesprochenem verantwortlich. Wurde dieses Areal, zum Beispiel in Folge eines Schlaganfalls, lädiert, so fällt es Betroffenen schwer ihr Gegenüber zu verstehen. Sie selbst sprechen flüssig, aber oft in langen, verschachtelten Sätzen und der Sinn des Gesprochenen ist meist schwer erkennbar.
Globale Aphasie
Die schwerste Form der Aphasie ist die Globale Aphasie. Das Verstehen und Sprechen ist stark beeinträchtigt und die verbale Kommunikation beschränkt sich meist auf einzelne Wörter und wiederkehrende Floskeln.
Transkortikale Aphasie
Weniger bekannt ist die Transkortiale Aphasie. Bei dieser Form der Aphasie sind die beiden Sprachzentren von einander isoliert. Das führt dazu, dass die sprachliche Kommunikation der Betroffenen stark beeinträchtigt ist, sie jedoch Gesprochenes sehr gut nachsprechen können. Je nachdem welches Areal stärker beeinträchtigt ist, ähnelt die Transkortiale Aphasie mehr der Broca- oder der Wernicke-Aphasie.
Leitungsaphasie
Die Leitungsaphasie entsteht durch die Schädigung des Fasciculus arcuatus, der Leitungsbahn, welche das Broca- und das Wernicke-Zentrum im Gehirn miteinander verbindet. Bei Betroffenen ist die sprachlichen Kommunikation in weiten Teilen erhalten, lediglich das Nachsprechvermögen ist beeinträchtigt. Die Sprachproduktion, sowie das Sprachverständnis sind jedoch meist voll in Takt.
Behandlung von Aphasie
Wie lässt sich Aphasie behandeln? Nach dem auslösenden Ereignis, zum Beispiel einem Schlaganfall, sollte so schnell wie möglich mit der logopädischen Behandlung begonnen werden. Bei Menschen, die zum ersten Mal einen Schlaganfall erleiden, hat sich in einem Drittel der Fälle das Sprachvermögen nach vier Wochen weitestgehend normalisiert. Bei 44 Prozent der Betroffenen sind die Symptome der Aphasie jedoch auch nach sechs Monaten noch vorhanden.
Der Verlust der sprachlichen Kommunikation und die Erkenntnis, nicht mehr wie gewohnt mit der Außenwelt in Kontakt treten zu können, ist für viele Menschen schwer zu akzeptieren. Deshalb geht Aphasie oft mit Depressionen, Verzweiflung und Aggressionen einher. Für die Kommunikation ist deshalb viel Empathie, Zeit und Geduld gefragt.