"Reframing" heißt, Dinge oder Situationen aus einer anderen Perspektive zu betrachten, und ihnen so eine neue Bedeutung zu geben. Das kann helfen, Veränderungen positiver zu bewerten.
Reframing: Einer Situation einen neuen Kontext geben
Kennst du das? Du stehst einer Situation gegenüber, die Du weder beeinflussen noch verändern kannst. Für viele von uns sind solche Ereignisse zentrale Herausforderungen unseres Alltags. Die Methode des Reframings ist eine Möglichkeit, den Blick auf solche Situationen so zu verändern, dass sie mindestens tragbar und bestenfalls vorteilhaft werden. Reframing leitet sich dabei vom englischen "frame", deutsch "Rahmen", ab und bedeutet, einer Situation oder einem Geschehen einen neuen inhaltlichen Rahmen oder einen neuen Kontext zu geben.
Ein Reframing zeigt, welchen Effekt es hat, wenn man sich auf seine Stärken fokussiert. In Partnerschaften sind wir häufig erfolgreicher, wenn wir uns weniger auf die Unzulänglichkeiten unseres Partner oder unserer Partnerin konzentrieren, als neu einzuordnen, in welchem Zusammenhang die vermeintliche Schwäche unseren Alltag bereichert. So kann ich mich über mangelnde Spontanität beklagen oder mich über Zuverlässigkeit und den damit verbundenen Halt freuen.
Was sagt die Wissenschaft dazu
Gemäß der Erkenntnis aus der Kommunikationswissenschaft und Neurobiologie, dass die Bedeutung einer Situation oder eines Geschehens durch den Beobachter bzw. den Erlebenden bestimmt wird, heißt das, dass wir in gewisser Weise beeinflussen können, wie eine Situation oder ein Geschehen auf uns wirkt. Gleichzeitig wirken aber auch unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit, unsere Einstellungen, Überzeugungen und Glaubenssätze und erzeugen sofort eine Gefühlslage zu einer Situation. Wir erleben also "intuitiv" eine Einschätzung und Emotionen, man könnte fast sagen, wir sind den Emotionen "ausgeliefert". Gleichzeitig besteht die Chance, durch Reframing/durch einen Perspektivwechsel etwas daran zu verändern. Dies ist übrigens auch ein häufiger Ansatzpunkt in Coaching, Therapie und ähnlichen Formaten und eine Chance, sich positiv auszurichten.
Unser Working Women Podcast "Wir arbeiten dran" hat REFRAMING ebenfalls zum Thema gemacht: Wie geht eigentlich Jobcrafting? – Ein Gespräch mit Nina Eichholz
Emotional herausfordernde Veränderungen
Wenn wir hier über "Veränderungen" sprechen, meinen wir die, die für uns emotional "aufgeladen" sind und bei denen wir Handlungsdruck verspüren. Eine plötzliche Kündigung durch unseren Arbeitgeber, wenn wir gleichzeitig auf das Gehalt angewiesen sind. Vermutlich tritt jetzt erst einmal eine Stressreaktion auf, die Sorge, Angst vor der Zukunft erzeugt. Wir sind sozusagen "ausgeliefert", denn die neurobiologischen Abläufe im Körper und im Gehirn sind bereits angelaufen. Da heißt es erstmal: Durchatmen, Emotionen wahrnehmen, Hilfe holen (z.B. bei Freund:innen und Familie), Auswirkungen checken und erstmal wieder "runterkommen".
Den Blick weiten mit Reframing
Wichtig ist jetzt, nicht in den Emotionen stecken zu bleiben (z.B. Ärger auf den Arbeitgeber, Wut auf den/die Vorgesetzte/n usw.), sondern den "Rahmen zu erweitern". Hilfreich könnte es sein, eine stimmige Antwort z.B. auf folgende Fragen zu finden:
- War das mein Traumjob? Das was ich schon immer machen wollte? Oder könnte ich jetzt (wenn auch gezwungen) etwas machen, was mir mehr Freude bereitet?
- Könnte das der Anlass sein, mit meinem Partner/Partnerin über die Familienplanung zu sprechen und mir ggf. eine Auszeit nehmen?
- Will ich mir einen neuen Job suchen, oder ggf. mich weiterbilden/ein Studium o.ä. nachholen?
- Ist jetzt die Situation (z.B. falls es eine Abfindung gegeben haben sollte), eine Weltreise zu machen, die ich schon immer machen wollte?
- Sehe ich die Kündigung als Wink des Schicksals, mich neu zu orientieren?
- Und weitere Fragen, die Dir einfallen...
Vermutlich wird sich Deine erste Sicht und Bewertung der Kündigung (z.B. "Wie konnten die mich kündigen?", "Ich fühle mich so hintergangen....") ändern und Du wirst ggf. eine neue Perspektive annehmen können, da neue (für Dich wichtige) Themen zu der Kündigung dazugekommen sind: Wert des bisherigen Jobs für Dich, Familienplanung, Auszeit, Fortbildung, Weltreise, Neuorientierung...
So gesehen könnte die Kündigung ein Anlass sein, Dein berufliches Leben nochmal komplett neu zu überdenken. Vielleicht ist die Kündigung also kein Weltuntergang, sondern ein Wendepunkt, Deinen Lebensweg neu auszurichten und Dein Leben zu führen. Vielleicht sagst Du in der Zukunft: was für ein Glück damals, dass die mich rausgeschmissen haben, sonst würde ich noch heute dort versauern.
Reframing verändert die Bedeutung des Geschehens
Durch das Reframing/den Perspektivwechsel ändert sich also die Bedeutung des Geschehens, es erscheint in neuem Licht, idealerweise machen sich bei Dir neue Impulse und Ideen bemerkbar, kreative Gedanken. Ziel ist es, wieder handlungsfähig zu werden, wenn wir von einer Veränderung getroffen werden, die uns herausfordert. Dazu ist Reframing ein hilfreiches Werkzeug, denn es ändert unsere Beziehung zum Geschehen und damit auch unsere Emotionen und Erlebnisprozesse. Probiere es einmal aus, obige Beispiele können Dir dabei als Anleitung dienen.
Über die Autoren:
Dietmar Koch ist Coach und Mediator. Er schätzt Reframing als eine sehr wertvolle Möglichkeit, neue Sichtweisen und Perspektiven in einer als problematisch erlebten Veränderungssituation auszuprobieren, damit sich Handlungsoptionen und Gestaltungsspielräume seiner Klientinnen/en erweitern.
Nadine Langemeyer ist Mediatorin und Kommunikationstrainerin. Schwerpunkte sind die Gewaltfreie Kommunikation (nach Marshall B. Rosenberg) und Konfliktmanagement. Ihre Arbeit orientiert sich am humanistischen Menschenbild von Carl Rogers. Weitere Informationen unter www.coaching-consulting-mediation.de und www.nadine-langemeyer.de
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