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Kasia Mol-Wolf
Bild: Tina Luther

Kasia spricht Klartext: "Zu viel Optimismus – geht das?"

05.10.2023
Kasia Mol-Wolf

Jeden Monat spricht EMOTION Founder & Editorial Director Kasia Mol-Wolf Klartext über ein Thema, das sie gerade bewegt. Diesmal: Im Rückblick hätte sie gern einiges anders eingeschätzt. Doch unsere Verlagsgründerin ist auch überzeugt: Ohne Zuversicht gibt's keine Zukunft.

Wenn ich auf mein Leben blicke, hat mir mein Optimismus viel Gutes beschert. Er hat mich ermutigt, Unternehmerin zu werden und mir Dinge zuzutrauen, deren Herausforderungen ich manchmal noch gar nicht abschätzen konnte. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen, obwohl ich so viele Fähigkeiten, die von mir erwartet wurden, noch nicht beherrschte.

Positiver Glaube kann Berge versetzen

Auch in unserer Familie bin ich diejenige, die positiv denkt. Die sich erst Sorgen macht, wenn negative Dinge eingetroffen sind und nicht schon lange davor. Ich bin überzeugt, es lohnt nicht, bei Schicksalsschlägen lange das Warum zu hinterfragen. Ich fahre besser damit, lieber gleich nach einer Lösung zu schauen und darauf zu vertrauen, dass positiver Glaube Berge versetzen kann. Der optimistische Blick auf Themen, die vor mir liegen, der Glaube, dass Herausforderungen zu meistern sind, steht mir auch jetzt inmitten der größten Krise unseres Verlages zur Seite. Es gelingt mir – mal besser, mal schlechter – positiv nach vorn zu blicken.

Teilen sich jetzt das Büro: Kasia Mol-Wolf und Marta Braun, EMOTION-Publisherin
Teilen sich jetzt das Büro: Kasia Mol-Wolf und Marta Braun, EMOTION-Publisherin

Optimismus – Fluch und Segen zugleich

Auch jetzt vertraue ich darauf, dass bisher jede Krise, durch die wir gehen mussten, rückblickend auch zu einigem Positiven geführt hat, auch wenn wir es nicht immer gleich erkannt haben. Ich versuche als Führungskraft uns alle davon zu überzeugen, dass ein optimistischer Blick jede Krise besser meistern lässt, als in der Angststarre zu verharren.

Aber immer sehr optimistisch an alles heranzugehen, hat natürlich auch Schattenseiten. Denn der fortwährende Glaube daran, dass alles wie immer gut wird, verleitet manchmal dazu, Geschäfte positiver einzuschätzen, als sich dann als realistisch erweist. Das ist etwas, was ich mir in der wirtschaftlichen Lage, in der wir uns mit unserem Verlag gerade befinden, vorwerfe. Denn ich habe vielleicht, und im Nachhinein sind wir immer klüger, an der einen oder anderen geschäftlichen Idee, an Kooperationen, neuen Projekten zu lange festgehalten, weil ich daran geglaubt habe, dass sie (noch) funktionieren werden.

Mein Learning für die Zukunft: Es ist wichtig, Korrektive im Team zu verankern und auf sie zu vertrauen, um bei relevanten Themen die richtige Entscheidung zu treffen und nicht nur aufs Positive zu vertrauen.

Bei manchen Themen braucht es Druck von außen 

Manchmal hilft positives Denken auch gar nicht, etwa beim Erreichen der Gleichberechtigung. Lange hatte ich darauf gehofft, dass alle in führenden Positionen erkennen, wie wichtig und notwendig Gleichberechtigung auch für wirtschaftlichen Erfolg sind. Heute ist mir klar, dass sich ohne Druck von außen bei manchen Themen nichts bewegt, da reicht kein Optimismus, es braucht Quoten.

Vielleicht habe ich an manchen Plänen zu lange festgehalten, mehr das Potenzial, als die Schwächen gesehen; habe Chancen zu positiv gewertet, die ich mit dem Wissen von heute anders einschätzen würde. Aber ohne Risiko entsteht auch nichts Neues. Ohne positiven Glauben an das Potenzial von Ideen, Projekten, Menschen, bringen wir nichts nach vorn. Treiben weder Themen, die uns am Herzen liegen, voran, noch schaffen wir Arbeitsplätze. Ich wünschte, dass einiges anders wäre, als es gerade ist.
Meine Learnings sind schmerzhaft und teuer erkauft. Aber es gilt weiterzugehen, darauf zu vertrauen, dass es sich lohnt wieder aufzustehen. Denn liegen bleiben hat noch nichts und niemanden vorangebracht. Deshalb möchte ich mit einem optimistischen Blick in die Zukunft schließen. Denn das Gegenteil würde uns nicht weiterbringen, oder?


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