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Kasia spricht Klartext: "Werde ich jetzt altersweise?"

05.04.2023
Kasia Mol-Wolf

Frauen können alles. Davon ist unsere Verlagsgründerin überzeugt. Wieso fällt ihr es dann so schwer, entspannt älter zu werden? Eine Selbstbefragung

Dieses Jahr habe ich zum letzten Mal einen Geburtstag mit einer Vier vorne gefeiert. Ich bin 49 Jahre alt geworden. Und wenn ich diese Zahl schreibe, muss ich wieder schlucken. Es fällt mir nicht leicht, dazu zu stehen. Denn eigentlich denke ich nicht gern an mein Alter, weil ich mich viel jünger fühle, als ich auf dem Papier bin – außer: Ich habe eine zu kurze Nacht hinter mir. Oder ich schaue zu früh in einem Hotelaufzug in den Spiegel (wer hatte da bloß die Idee mit dem Neonlicht?), oder mache sehr früh ein Selfie, um dann festzustellen, dass mein Gesicht doch von mehr Leben erzählt als meine geühlten 38 Jahre. Aber sonst denke ich nicht oft an mein Alter. Es ist für mich nicht relevant, einfach unwichtig.

Aber wenn das wirklich so unwichtig wäre, hat mich meine Kollegin Silvia Feist herausgefordert, dann müsste es mir doch nichts ausmachen, zu meinem echten Alter zu stehen.
Ja? Vielleicht liegt es mit daran, wie uns die Gesellschaft und die Medien ab 50 darstellen: Silverager, bereit für "Kukident 2-Phasen", oder Magazine ab 50, die uns für die letzte Lebensphase motivieren wollen. 50 plus heißt: keine coolen Frauentypen, sondern weißhaarige, immer breit grinsende Menschen an der Schwelle zur Seniorenresidenz.

Und ich? Ich habe mit 46 mein zweites Kind bekommen und fühle mich vielleicht auch deshalb jünger. Kindergarten, Windeln wechseln, Ballschule – dazu als Unternehmerin viele Bälle in der Luft, das hält jung, anders geht’s gar nicht.

Dennoch waren an meinem Geburtstag wieder diese Zweifel am Alter, am Leben da. Nachdem ich meiner besten Freundin mein Leid geklagt hatte, nun auf die 50 zuzugehen und mich daran zu erinnern, wie krass alt ich es fand, als meine Mutter 50 wurde, entgegnete sie mir trocken, dass ich das Problem mit dem Älterwerden schon hatte, als ich 22 wurde. Erwischt! Okay, dachte ich, mein Älterwerden-Thema kennt sie bereits seit 27 Jahren! Fürs nächste Jahr werde ich mir was Neues ausdenken müssen.

Vielleicht halte ich mich künftig mehr an die Idee, die mir eine EMOTION- Leserin zum Geburtstag gesendet hat: "Das Geheimnis des Glücks liegt darin, nicht unsere Geburtstage, sondern die Höhepunkte unseres Lebens zu zählen." Danke dafür, liebe Ann-Kathrin König.

Tatsächlich mag ich Geburtstage. Sie sind eine Gelegenheit, innezuhalten. Zu feiern (das mache ich gerade viel zu wenig), zurückzublicken auf das, was ich erreicht habe. Vor allem aber, dankbar zu sein, wie gut es mir geht. Denn trotz aller Herausforderungen: Ich habe eine großartige Familie, gesunde, glückliche Kinder, einen Mann an meiner Seite, der mit mir und meinem Unternehmertum durch dick und dünn geht. Ich bin dankbar für meine Freund*innen, für unser großartiges EMOTION-Team und für all die Begegnungen mit Menschen, deren Wege ich spannend finde, und die mich auf meinem inspirieren.

Vielleicht kommt jetzt hier doch mein Alter so langsam zum Vorschein: Ich trenne mich immer leichter von Energieräubern, spüre mehr Selbstvertrauen und bin gelassener – werde ich altersweise? Und vielleicht ist es auch an der Zeit, bewusst zu meinem Alter zu stehen, um dazu beizutragen, die Wahrnehmung zu verändern und dem Ageism etwas entgegenzusetzen.

Meinen 50sten werde ich definitiv feiern. Und das ganz wild! Das weiß ich schon jetzt. Bis dahin wünsche ich mir wieder mehr Rock ’n’ Roll im Alltag. Denn wie einer meiner Lieblingssätze schon sagt: "Wir können dem Leben nicht mehr Zeit geben, aber der Zeit mehr Leben!"


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