Judith Dommermuth, Gründerin und Inhaberin von Juvia, hat mit ihrer Loungewear-Marke ihr persönliches Traumlabel gegründet. Im Interview spricht sie über ihren Weg zum Erfolg und gibt Tipps für zukünftige Gründer:innen.
EMOTION: Was waren deine Beweggründe, dein eigenes Label zu gründen? Wie hat alles angefangen?
Judith Dommermuth: Juvia habe ich aus ganz persönlichen Gründen gegründet. Während meiner Modelzeit war ich ständig auf der Suche nach weicher, lässiger, eleganter aber nicht zu sportlicher Loungewear. Looks, die während meiner Shootings keine Abdrücke hinterlassen und richtig weich und kuschelig sind. Diese habe ich am Markt jedoch nicht gefunden und daraufhin mein Traumlabel selbst gegründet.
Wie lief die Gründung ab: Hast du deine ursprüngliche Idee genau so umgesetzt, wie du sie im Kopf hattest? Was hat sich vielleicht erst während des Prozesses entwickelt?
Gerade am Anfang habe ich vieles aus dem Bauch heraus entschieden! Da ich keine gelernte Designerin bin, hatte ich eine Designerin beauftragt meine Ideen umzusetzen. Als die ersten Musterteile fertig waren, habe ich sie fotografiert, um sie dann zur Order-Saison in einem Showroom anzubieten. Eine Woche vor der Messe sagte mir mein Bauchgefühl dann, dass die Kollektion noch nicht perfekt ist, da man nur einmal die Chance hat einen ersten Eindruck zu hinterlassen. Ich habe mich dann ganz kurzfristig dazu entschieden, noch einmal von vorne anzufangen. Ich habe den Showroom abgesagt und eine neue Kollektion entworfen. Im Nachhinein war das wahrscheinlich die wichtigste Entscheidung! Unsere erste Saison war gleich ein großer Erfolg.
Auf welche Herausforderungen bist du bei der Gründung gestoßen und wie hast du sie gemeistert?
Ich kann sehr froh sein, denn es lief eigentlich alles gut. Die größte Herausforderung war jedoch sicherlich der Übergang von meinem Fulltime-Job als Model hin zur Gründerin eines eigenen Unternehmens. Ich wusste noch nicht wie die Kollektion ankommen wird und habe beide Jobs parallel gemacht, als mein Telefon anfing nonstop zu klingeln. Zu Beginn habe ich mein Handy öfter bei einer Freundin gelassen, die gerade im Mutterschutz war, und sie gebeten, meine Anrufe entgegen zu nehmen, während ich bei Model-Jobs war.
Was würdest du anderen Frauen raten, die ein eigenes Label gründen wollen?
Mit Juvia bediene ich ganz gezielt eine Nische. Das hilft natürlich auf dem Markt und in Hinblick auf Konkurrenz. Außerdem hatte ich gute Kontakte, die ich bereits vorab bei vielen Model-Jobs und Events geknüpft hatte und die mir bei der Produktion, dem Vertrieb und im Marketing sehr geholfen haben. Auch heute würde ich Networking als eines der wichtigsten Tools bei meiner Gründung nennen. Eine Gründung und ein eigenes Unternehmen sind ein 24/7-Job. Ein weiterer Tipp, den ich jeder Gründerin geben würde, ist sich genau zu überlegen, ob man diese Belastung und Herausforderung in seinen Alltag integrieren kann. Ich bewundere beispielsweise alle Mütter! Selbständigkeit und Familie unter einen Hut zu kriegen ist nicht immer einfach. Denn wer nicht die Zeit und den Willen hat 120 Prozent zu geben, dem würde ich nicht empfehlen, zu starten.
Gibt es etwas, das du rückblickend anders gemacht hättest?
Ich muss sagen, dass ich nichts bereue und auch nichts anders gemacht hätte.
Hattest oder hast du zwischendurch auch mal Angst zu scheitern?
Die hatte ich vor allem vor der Gründung. Aber mein Mann hat mir einen sehr prägenden Satz gesagt: "Es ist nicht schlimm zu scheitern, aber es ist schade, wenn man später bereut, es nicht probiert zu haben!"
Was ist deine Brand-Philosophie?
Juvia ist für mich ein Lifestyle. Es ist mir wichtig, dass alles casual, cozy und vor allem altersunabhängig ist.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Casual-stylisch.
Auf welchen Erfolg bist du besonders stolz? Was möchtest du noch erreichen?
Ich bin super stolz auf mein Team und ich freue mich jeden Morgen ins Büro zu gehen und gemeinsam an neuen Ideen und Projekten zu arbeiten.
Wie gehst du mit dem Thema Nachhaltigkeit um?
Nachhaltigkeit wird immer wichtiger und die Branche ist im Umbruch. Gerade unsere Produktion in Portugal war mir von Anfang an sehr wichtig. Wir nutzen aber auch bei unserem Packaging ausschließlich recyceltes Papier und Plastik, und wir versuchen nach und nach auf zertifizierte Rohstoffe umzustellen. Es ist ein stetiger Prozess, der Schritt für Schritt voran geht.
Wer gehört zu deinem Team?
Wir sind mittlerweile 38 Mitarbeiter:innen, davon 3 Männer und 35 Frauen. Darunter sind Designer:innen, Grafiker:innen, Online-Spezialist:innen, Customer-Care- und Vertriebsmitarbeiter:innen und neben mir noch 2 weitere Geschäftsführer.
Was macht für dich eine gute Chefin aus?
Ich glaube es ist gut, wenn man Teil des Teams und auf Augenhöhe ist, und auf die persönlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen gut eingehen kann. Gerade in persönlichen Krisen von Mitarbeiter:innen hält unser Team super zusammen und unterstützt sich gegenseitig.
Was reizt dich am Mode-Business?
Die Vielseitigkeit – kein Tag ist wie der andere. Bei der Entwicklung der Kollektionen startet es mit der Recherche, dann fängt der Designprozess an, bevor dann alles fotografiert und anschließend verkauft wird. Jeder Tag ist spannend und einzigartig. Ich liebe diese Vielfältigkeit!
Welche Chancen und Risiken siehst du in der Zukunft der Mode-Branche?
Die Verschiebung vom stationären Handel auf immer mehr online ist eine Herausforderung und ich finde, dass das Order-System, wie es das im Moment noch gibt, etwas veraltet und nicht mehr zeitgemäß ist. Ich denke in Zukunft wird das System schneller werden müssen, damit Trends schneller umgesetzt werden können.
Woher bekommst du Deine kreative Energie?
Durch Reisen und Onlinerecherche.
Was hast du über dich selbst gelernt, seit du dein eigenes Label gegründet hast?
Ich hätte mir vorher nicht vorstellen können, so viele Themen parallel anzupacken und bin immer wieder überrascht, wie sehr man sich an Situationen gewöhnt. Man wird immer sicherer in der Entscheidungsfindung. Früher war es mir zum Beispiel immer wichtig „Everybody’s Darling“ zu sein. Ich habe aber gelernt, dass man, wenn man Entscheidungen trifft, es nicht allen Recht machen kann. Und das ist auch richtig so.
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