Sie ist die Frau hinter der perfekt sitzenden Lingerie von Marie Jo. Wir haben mit Liesbeth Van de Velde darüber gesprochen, wie sich das Frauenbild verändert hat und warum die Tendenz zu größeren Cup-Größen geht.
EMOTION: 40 Jahre Marie Jo – wie hat sich das Frauenbild in dieser Zeit verändert?
Liesbeth Van de Velde: Komplett! In den 80ern ging es ja richtig los, ich war 18 Jahre alt und unser Familienbetrieb fertigte früher Korsetts, erst mein Bruder brachte die Prêt-à-Porter zur Lingerie.
Das bedeutet?
Er ließ zum Beispiel Samt oder üppig gemusterte Stoffe von unseren Stoffhändlern in dehnbare Materialien umsetzen. Vorher gab es nur Seide, Spitze, Tüll – den Anfang machte übrigens unser heutiger Klassiker mit den Gänseblümchen, der Stoff stammt ursprünglich aus der Bademode. Damals wurde in Frankreich eine sehr feminine Wäsche produziert, die klein und sexy geschnitten war. Allerdings saß sie nicht gut, genauso wie bei anderen Herstellern. Marie Jo war eines der ersten Labels, die bis zu einem E-Cup BHs produzierten.
Keine Brust ist wie die andere – hat sich die Form und haben sich mit ihr die Ansprüche verändert? Verkaufen sich größere Cups besser? Ich habe das Gefühl, dass die Brüste größer sind, wenn ich mir junge Frauen/Mädchen angucke.
Stimmt, es gibt viel mehr zarte Körper mit größeren Brüsten. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass die Periode heute früher einsetzt. Wir haben uns angepasst und machen viele verschiedene Größen. Früher war 75 B die Standard-Größe, heute sind wir bei 75 C – bei Marie Jo gehen wir bis zum F-Cup. Größer nicht, denn wir haben auch das Label PrimaDonna.
Warum sind auch große Cups gepadded?
Das hängt mit der Geschichte zusammen. Vor 40 Jahren gab es das noch nicht. Der Trend kommt aus den Staaten – man durfte keine Brustwarzen sehen, alles musste glatt sein. Aber das verändert sich wieder, wir sehen das von Saison zu Saison. Vielleicht haben wir den Trend auch ein bisschen zu lang mitgemacht. Schließlich müssen wir auch unsere Kundinnen an neue Designs ranführen.
Wie finden Sie den Trend weg von den Cup-Größen?
Das funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad, aber gerade ein Bügel shaped die Brust. Man bekommt niemals den gleichen Effekt ohne.
Sammeln Sie Wäsche? Und Styles?
Oh ja! Ich habe viel Wäsche zu Hause, zum Beispiel auch eine Corsage mit Foamcups. Sie ist aus den 80ern. Ich habe drei Töchter und es ist großartig zu sehen, wie sie zu Wäsche greifen, die ich vor 40 Jahren getragen habe. Gute Dinge kommen oft zurück.
Bei BHs gibt es so viele Größen und Schnitte – da kann man fast von Haute Couture sprechen.
Liesbeth Van de VeldeTweet
Maschine oder Handwäsche – wie beantworten Sie diese Glaubensfrage zur richtigen BH-Pflege?
Bei 30 Grad kannst du deinen BH ohne Probleme in der Maschine waschen. Höher würde ich wegen dem Stretchanteil und den verschiedenen Farben nicht gehen. Und: Immer separat waschen! Auch ein Naturton ist nicht weiß.
Was ist das Schlimmste, das Frauen ihren Brüsten mit BHs antun können?
Leider tragen noch immer 7 von 10 Frauen die falsche Größe, das ist schade, denn gerade bei BHs gibt es ja unzählige Größen und Schnitte, man kann fast von Haute Couture sprechen. Bei uns wird jede Saison jedes neue Design zunächst in allen Größen getestet bevor es in Serie geht. Unsere Kundin soll sicher sein, dass ihr Schnitt ihr wie immer passt!
Was ist „the next big thing“ bei Marie Jo?
Das Spacer-Material – ich glaube, die Foamcups werden dadurch ersetzt. Es ist leicht, transparent und luftdurchlässig. Es ist noch immer in den Köpfen der Menschen, dass ein BH, der leicht ist, keinen Support bietet. Das stimmt überhaupt nicht. Selbst die leichten Materialen und zarten Schnitte können aufgrund des technischen Backgrounds genauso viel Halt geben wie ein stärkerer Schnitt. Ich glaube sowieso an den Look von leichteren, transparenten, more sexy Styles, aber eben mit dem richtigen Support.
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