Okay, ich gebe zu, ich bin ein Kaschmir-Junkie, aber auch Alpaka und klassische Wolle tragen sich super – und ich habe meine Stricksachen wirklich ewig. Wie meine Pullis auch nach Jahren wie neu aussehen, erzähle ich hier. Plus: meine aktuellen Pullover-Lieblinge.
Betty Brenn ist unsere Mode-Beauty-Chefin und kennt sich mit Stil aus wie keine andere im EMOTION-Kosmos. Ab sofort wird sie in „Betty's Best“ mit euch regelmäßig ihre persönliche Welt der schönen Dinge teilen.
Wer einen Blick in meinen Schrank wirft, entdeckt Strick in allen Farben, Formen und Qualitäten. Denn ich finde es gibt nichts Gemütlicheres als in einen kuscheligen Strickpullover oder Cardigan zu schlüpfen. Vor allem beim aktuellen Blick aus dem Fenster schmiege ich mich gleich nochmal so gern rein. Wer jetzt denkt, ich würde permanent neue Stricksachen kaufen, irrt. Natürlich kaufe ich aus meiner Leidenschaft für Mode das ein oder andere neue Teil, aber von meinen liebgewonnenen Klassikern trenne ich mich deshalb keineswegs. Einer meiner Favoriten ist mein hellgrauer Kaschmirpullover, der wie ein klassisches Sweatshirt geschnitten ist. Den shoppte ich vor über 20 Jahren im Schlussverkauf bei Andreas Feldenkirchen – den Herrenladen gibt es längst nicht mehr, aber dem Sweater sieht man die Jahre kaum an. Und nein, es liegt sicher nicht daran, dass er nie zum Einsatz kam. Ich würde eher sagen, er gehört durchgehend zu meinen Top 5 im Schrank und wurde immer sehr gut gepflegt.
Denn wenn ich eines nicht leiden mag, sind es ausgeleierte und verzogene Pullover mit Pilling-Bildung. Pilling nennt man diese feinen Knötchen, die sich häufig auf ultrafluffig gestrickten Teilen befinden. Ehrlicherweise ist das kein Qualitätsmangel, sondern liegt am leicht gedrehten, flauschigen Garn, das an klassischen Reibungsstellen (unterm Arm, auf der Hüfte und am Ellenbogen) stärker beansprucht wird. Abhilfe schaffe ich am liebsten beim Serien gucken (aktuell "Physical" mit Rose Byrne), indem ich die Knötchen einzeln von Hand abzuppel, um das Gewebe nicht noch mehr aufzurauen.
Hier kommen noch ein paar Pflegetipps:
• nach dem Tragen gut lüften – wir haben zum Glück einen Disco-Haken auf dem Balkon, sonst einfach auf einem Bügel vor das weit geöffnete Fenster hängen.
• regelmäßig waschen – gerade feinere Wolle kann mit dem Waschen noch weicher werden, da die ums Garn gelegten Wachse sich lösen. Darauf achten, dass die Trommel nicht zu voll gepackt ist, damit die Wolle gut gespült werden kann.
• das richtige Waschmittel nehmen: ich mag zum Beispiel "Wool & Cashmere Wash" von Bondi Wash, das schont Fasern und Umwelt.
• Dosierung: generell gilt beim Wäschewaschen nicht viel hilft viel, denn der Überschuss an Waschmittel verbleibt im Gewebe und später damit auf unserer Haut, deshalb immer eher sparsam dosieren.
• richtig trocknen, genau – das ist die Kunst! Erst locker ausschütteln und auf einem großen Handtuch ausbreiten und in Form bringen. Unbedingt liegend trocknen, niemals auf einem Bügel, sonst verzieht sich die Wolle aufgrund ihres Gewichts unschön an der Schulterpartie.
• kurz aufschütteln und mit dem Steamer glätten, voilà!
Doch wohin bloß mit den flauschigen Teilen?
Ich habe in der Tat eine große "Samla"-Box von Ikea, in die nach dem Winter die ganz dicken Teile wandern, also alles, was im Sommer nicht nochmal schnell an einem kühlen Abend übergeworfen wird. Der Vorteil der Samla-Box: Sie lässt sich nahezu luftdicht verschließen, was bedeutet, dass keine lästigen Tierchen hinterfliegen können. On top lege ich noch ein paar Zedernhölzer dazu, denn diesen Duft mögen Motten gar nicht, für mich viel besser als Lavendelsäckchen (staubt) und zudem halten sie länger (nachhaltig!). Nachdem wir vor einigen Jahren einen schlimmen Mottenbefall im "Kleiderzimmer" (typisch für Hamburger Altbauten: ein kleines halbes Zimmer, das entweder als Minibüro oder Stauraum genutzt wird) hatten, wurde alles was überlebt hat und aus Wolle besteht, in einer Kommode verstaut und nicht mehr offen in den "Schrank" gelegt. Auch dort liegen die kleinen Zederholzstäbchen, die es zum Beispiel bei Muji gibt.
Ihr wollt wissen, wie meine aktuellen Lieblingspullis aussehen?
Der Rolli von Totême ist gerade mein Favorit! Er ist jetzt schon ein Klassiker und der hohe Rollkragen hat auch einen kleinen Hals-Lifting-Effekt à la Karl Lagerfeld. Großartig ist der Material-Mix aus Baumwolle und Wolle, denn dadurch ist er nicht so "schlappig" in seiner oversized Form, sondern eher "steif" und fällt supercool – ganz egal ob zur Jeans, Lederhose oder Leggings. Ich bin ewig um ihn herumgeschlichen und habe ihn mir letzendlich vor Weihnachten als Geschenk an mich selbst gegönnt. Ansonsten stehe ich meistens auf Klassiker – schön lässig geschnitten mit weiteren Ärmeln. Am liebsten aus recyceltem Kaschmir wie der camelfarbene von Uzwei, der trägt sogar meine Initialien, die man sich auf Wunsch einsticken lassen konnte. Mein 365-Tage-im-Jahr-Favorit ist mein Schlussverkaufs-Schnäppchen von Closed: der cremefarbene Pullunder. Pullunder sind DIE neue wiederentdeckte Form und so überhaupt nicht mehr spießig. Im Video trage ich ihn über einer Vintage-Seidenbluse von meiner Mutter und im Sommer lässig zum T-Shirt. Für unsere Working-Women-Ausgabe habe ich ihn in der Modestrecke gestylt, seitdem ging er mir nicht aus dem Kopf – und als dann der Sale anbrach, musste ich ihn einfach in den Warenkorb legen. Auch richtig cool für kalte Tage ist der schwarze Pullover mit dem Stehkragen von Iris von Arnim – er stammt aus der dritten Re-Edition-Kollektion und ist aus einer Alpaka-Wollmischung, die Zero Waste ausschließlich aus Restgarnen gefertig wird. Denn endlich kommt auch im Strickbereich das Thema Nachhaltigkeit durch Recycling in Schwung, ich finde es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, wenn ich mir vorstelle, wie viele Stricksachen jedes Jahr produziert werden. Wie ihr seht, mag ich eher lässige, oversized Modelle – liegt mit Sicherheit auch daran, dass sich keine mir lästigen Röllchen abzeichnen und sie sich eher wie ein "cozy Coat" um mich legen. Aber es gibt da draußen gerade so viele coole Styles wie noch nie. Aus tollen Materialien – egal ob fein oder grob gestrickt. Und die sind völlig saisonfrei. Ich hoffe euch gefällt meine Auswahl.
Bis zum nächsten Mal,
eure Betty
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