Das am heißesten ersehnte Musik-Comeback des Jahres? Rihanna! Moment mal, oder doch Blink-182? Vielleicht aber auch Peter Fox … 2022 melden sich auf einmal viele Künstler:innen mit neuen Songs zurück, von denen man jahrelang nichts gehört hat. Das ist kein Zufall, sagt unsere Kollegin.
Als ehemaliges Pop-Punk-Girl traute ich meinen Augen (und meinen Ohren) kaum, als Blink-182 im Oktober ihre Rückkehr ankündigten – und dann auch noch in alter Besetzung mit Sänger und Gitarrist Tom DeLonge! Für alle, die nicht wissen, wieso das so eine große Sache ist: Die Beziehung zwischen Tom DeLonge und dem Rest der Band war seit ihrer ersten Trennung 2005, tja, kompliziert. Die Krebserkrankung von Mark Hoppus, dem Bassisten und Sänger, hätte aber jegliche Streitigkeiten in die richtige Perspektive gerückt, schreibt Tom DeLonge auf Instagram. Das Ergebnis: ein neues Album und eine Welttournee. Juhu!
Während ich den neuen Song "Edging" in Dauerschleife hörte und darauf wartete, dass mein Kontostand sich von den hohen Ticketpreisen der Comeback-Tour erholt, las ich im Netz: Rihanna ist zurück! Nein, nicht mit einer neuen Unterwäsche-Kollektion, sondern mit einem richtigen Song! Dem ersten seit sechs Jahren. "Lift Me Up" heißt er und ist Teil des Soundtracks für den Marvel-Film "Black Panther: Wakanda Forever". Außerdem wird die Unternehmerin und Neu-Mama im Februar 2023 in der Halbzeit-Show des Super Bowls auftreten.
2022: Rückkehr der Musik-Legenden
Noch ein Comeback? Irgendwas ist da im Busch, dachte ich mir. Schließlich hat auch die deutsche Hip-Hop-Ikone Peter Fox vor ein paar Wochen einen neuen Song, den Ohrwurm "Zukunft Pink" (feat. Inéz), herausgebracht. Dabei verkündete der Seeed-Frontmann 2009 noch, dass "Stadtaffe" sein erstes und einziges Soloalbum sein wird. Und jetzt heißt es plötzlich, eine neue Platte sei auf dem Weg.
2022 scheint wirklich das Comeback-Jahr für Musikgrößen zu sein. Auch die Red Hot Chili Peppers, die Arctic Monkeys und Taylor Swift veröffentlichten seit Jahren wieder Alben. Auf Frank Oceans Rückkehr in die Musikwelt wird noch hingefiebert. Auch das kann nicht mehr allzu lange dauern, da er bereits als Headliner des Coachella Festivals nächstes Jahr bestätigt ist.
Wieso gerade jetzt?
Was liegt also in der Luft, dass gerade sämtliche Musik-Legenden aus ihren Tonstudios gekrochen kommen? Nun ja, auch die Musik-Industrie hat unter der Pandemie gelitten. Du denkst jetzt vielleicht: "Hä, wie kann das denn sein? Ich habe während der Lockdowns gefühlt so viel Musik gehört wie noch nie!" Das mag sein. Die Verkaufszahlen der Tonträger sind trotz der hohen Streamingzahlen aber gesunken. Und auch mit Konzerten konnten Künstler:innen jahrelang keine Einnahmen machen.
Die Musik-Industrie ist eine gut geölte Maschine – und Popstars (und ihre Labels) wissen genau, wie sie funktioniert. Promo-Auftritte, Tourneen, Merchandising: Hinter Veröffentlichungen stecken Pläne, die Monate, wenn nicht sogar Jahre im Voraus geschmiedet wurden. Die Corona-Pandemie hat auch die Musik-Business-Maschine für lange Zeit lahmgelegt. Das führte dazu, dass viele Pläne sich nach hinten verschoben und einige Künstler:innen ihre neue Musik zurückhielten, bis die Lage sich wieder beruhigt hat. Tada, here we are! Seit dem Frühjahr finden wieder ganz normal Konzerte statt und Musiker:innen können ihre neuen Projekte wie gewohnt bewerben.
Krisen und Kreativität
Wir wollen Rihanna und Co. aber gar nicht unterstellen, dass ihre Comebacks nur wirtschaftliche Gründe haben. Schließlich hatten Musiker:innen während der Lockdowns auch eine Meeenge Zeit, an neuen Songs (und an Beziehungen zu ehemaligen Bandmitgliedern) zu basteln. Vor allem Künstler:innen, von denen man ewig nichts mehr gehört hat, waren wahrscheinlich eher wieder dazu geneigt, ihrer alten Leidenschaft nachzugehen – und sie neu zu entdecken.
Das gilt übrigens auch für Musik-Konsument:innen. Nostalgie spielt in den heutigen Zeiten eine riesige Rolle, denn sie bietet den Menschen Sicherheit und Vertrautheit. Logisch, dass sich das auch in den aktuellen Musik-Trends wiederspiegelt: Künstler:innen wie Machine Gun Kelly und Olivia Rodrigo lassen den Pop-Punk-Hype der 2000er (unter anderem auf TikTok) wieder aufleben: ein perfekter Zeitpunkt für die Pop-Punk-Giganten Blink-182, ein Comeback zu starten.
In Zeiten von Krieg, Klimakrise und Inflation bieten neue alte Klänge Trost und Hoffnung. Ein Gefühl, dass auch in "Zukunft Pink" von Peter Fox vermittelt wird. "Wenn du mich fragst, wird alles gut, mein Kind", singt der 51-Jährige darin. Sein Comeback gehört wahrscheinlich zu den überraschendsten des Jahres – und doch hätte es zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Man hat das Gefühl, Peter Fox meldet sich auch deshalb zurück, weil er wieder etwas zu sagen hat, wie damals, als er mit "Stadtaffe" die gesellschaftlichen Umstände so wortgewandt und eingängig einfing. Zumindest in seinem ersten Solo-Song seit 14 Jahren scheint ihm das wieder gelungen zu sein.
Egal, ob diese Comebacks nun mit wirtschaftlichen Gründen zu tun haben oder doch damit, dass einige Künstler:innen ihrer Kreativität einfach wieder freien Lauf lassen mussten: Ich freue mich, die altbekannten Stimmen endlich wiederzuhören! Da fange ich schon fast an, von einem Oasis-Comeback zu träumen. Na, Liam und Noel, wie wär's?
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