Unsere Kollegin hat eine neue Lieblings-Teenie-Komödie: "Do Revenge" macht vieles richtig, was unsere geliebten Klassiker aus den 90ern und 2000ern vergeigt haben.
"On Wednesdays we wear pink", "You can't sit with us", "She doesn't even go here": In den 2000ern hat mein Vokabular hauptsächlich aus "Mean Girls"-Zitaten bestanden. Ach, was sage ich? Ich benutze heute noch das Wort "fetch"! Und am 3. Oktober wird der "Mean Girls"-Tag gefeiert, ist ja logisch. Es gibt wenige Filme, die mich (und meinen Wortschatz) so sehr geprägt haben wie die Teenie-Komödie mit Lindsay Lohan und Rachel McAdams in den Hauptrollen. In dieser schnelllebigen Welt, in der wir aktuell leben, frage ich mich oft, ob die Jugend von heute (Gott, klinge ich alt) überhaupt noch solche formativen kulturellen Meilensteine erlebt. Und dann ploppte "Do Revenge" in meinen Netflix-Vorschlägen auf.
Der Plot: Die zwei High-School-Schülerinnen Drea und Eleanor (gespielt von Camila Mendes und Maya Hawke) tun sich zusammen, um sich an den Menschen zu rächen, die ihr Leben zerstört haben. Klassischer Teen-RomCom-Stoff also. Man könnte sich jetzt denken: Langweilig, alles schon gesehen. Aber hear me out! Besonders die weiblichen Figuren in "Do Revenge" sind super komplex. Als Zuschauer:in fragt man sich im Laufe des Films immer wieder: Mag ich sie? Oder hasse ich sie? Auf wessen Seite stehe ich eigentlich? Die Antwort: Keine Ahnung, aber es ist verdammt unterhaltsam, den beiden dabei zuzugucken, wie sie sich auf der Suche nach sich selbst in Racheplänen, Liebeswirrwarr und Zukunftsdruck verrennen.
Das Beste von damals mit dem Bewusstsein von heute
Wie schon am Anfang erwähnt: Ich liebe Klassiker wie "Mean Girls", "Clueless" und Co. Aber während viele Figuren in den Film-Vorgängern aus den 90ern und 2000ern rückblickend relativ eindimensional daherkommen, haben die jungen Frauen in "Do Revenge" Ecken und Kanten. Ihre Geschichten sind nicht schwarz oder weiß, sie sind alles dazwischen. Wie im echten Leben eben. Das soll nicht heißen, dass der Film besonders realitätsnah ist. In typischer Teenie-RomCom-Manier ist natürlich alles over the top, insbesondere die kunterbunten und extrem stylishen Outfits. "Do Revenge" steht seinen Vorgängern in Sachen Fashion in nichts nach. Da kommt es gelegen, dass viele Trends von damals auch heute wieder in sind – zumindest bei der Gen Z (Willkommen zurück, Crop-Tops und Schmetterlingshaarspangen!).
Nicht nur in Sachen Fashion holte sich Regisseurin Jennifer Kaytin Robinson Inspiration bei den Jugendklassikern von damals. "Do Revenge" ist vollgepackt mit Referenzen und Easter Eggs, die auf Filme wie "10 Dinge, die ich an dir hasse", "Clueless" und Co. hinweisen – manche mehr, manche weniger subtil. Die offensichtlichste Hommage: Sarah Michelle Gellar als Schuldirektorin. Ihre Figur in "Do Revenge" könnte auch eine ältere Version ihrer Rolle der Kathryn in "Eiskalte Engel" sein. Auch die Endszene des Netflix-Hits (keine Angst, wir spoilern nicht) fühlt sich an wie ein Loblied auf das Teenie-Drama mit Reese Witherspoon und Ryan Phillippe in den Hauptrollen.
Aus Alt mach Neu
Das ist das Ding: "Do Revenge" wirft seinen Vorgängern nicht vor, was sie falsch gemacht haben. Der Film erinnert eher an eine kleine Schwester, die ihre große Schwester bewundert – aber trotzdem ihren eigenen Weg geht. Denn was Jennifer Kaytin Robinson besonders gut schafft: Sie verbindet Millennial-Nostalgie mit den Werten der Gen Z. "Do Revenge" ist divers und feministisch, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Er nimmt die Woke Culture der Gen Z immer wieder auf die Schippe und macht sich über sich selbst und das Genre lustig; das alles mithilfe von One-Linern, die "Mean Girls" Konkurrenz machen. Klischees werden erst reproduziert, nur um dann auf sie aufmerksam zu machen und sie auf den Kopf zu stellen.
Dass der Film so gut funktioniert, hat auch mit den unglaublich talentierten Darsteller:innen zu tun. Das Rezept ist simpel: Man nehme jeweils eine:n Newcomer:in aus den erfolgreichsten Serien der letzten Jahre und schon hat man einen neuen Teenie-Klassiker. Da ist Camila Mendes aus "Riverdale", Maya Hawke aus "Stranger Things", Alisha Boe aus "Tote Mädchen lügen nicht", Jonathan Daviss aus "Outer Banks", Austin Abrams aus "Euphoria" und – last but not least – Sophie Turner aus "Game of Thrones". Letztere legt eine Performance hin, die einem die Tränen in die Augen treibt – vor Lachen. Sowieso ist das komödiantische Timing des gesamten Casts on fleek! (Sagt man das noch so, liebe Gen Z?)
Was ich damit sagen will: "Do Revenge" macht einfach Spaß. Der Film ist genauso unterhaltsam wie "Mean Girls", "Clueless" und wie sie nicht alle heißen, ihr kennt ja die Referenzen mittlerweile. Was diese Teenie-Komödien damals aber nur bedingt geschafft haben, uns zu vermitteln: Frauenbilder, mit denen sich jede identifizieren kann. Denn wir sind nicht nur das blonde Dummchen, die nervige Streberin, die naive neue Mitschülerin, das manipulierende Mean Girl. Wir sind alles zugleich und so viel mehr, wie Meredith Brooks in ihrem 90er-Hit "Bitch" singt (gut möglich, dass der Song auch in "Do Revenge" vorkommt…): "I'm a bitch, I'm a lover, I'm a child, I'm a mother, I'm a sinner, I'm a saint" – und dafür schämen wir uns nicht!
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