Die Persönlichkeit eines Menschen verändert sich im Laufe des Lebens. Gerade im mittleren Alter verstärken sich gewisse Charakterzüge besonders.
Bin ich eigentlich mit 50 Jahren ein anderer Mensch als mit 20 Jahren? Eine Frage, die uns so oder ähnlich bestimmt allen schon mal durch den Kopf geschwirrt ist. Denn zu schön ist die Vorstellung, dass man mit dem Alter plötzlich weiser, entspannter und zufriedener wird. Und obgleich der Tatsache, dass die Charakterentwicklung bei jedem Menschen individuell verläuft, sagen Forschungen: Ja, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale verändern sich mit den Jahren tatsächlich!
Wie verändert sich die Persönlichkeit mit dem Alter?
In einer Studie, die über 50 Jahre andauerte, überprüften Wissenschaftler:innen, ob und wie sich die Persönlichkeit von Menschen mit dem Alter veränderte. Genaues Augenmerk wurde dabei auf die Merkmale des "Big Five"-Modells gelegt, das im Großen und Ganzen die Persönlichkeit eines Menschen zusammenfasst:
- Emotionale Stabilität: Wie sehr fühlen wir uns unseren eigenen Emotionen ausgeliefert?
- Extraversion: Wie sehr sind wir in unserer Persönlichkeit nach außen gerichtet?
- Offenheit für neue Erfahrungen: Wie gerne probieren wir Neues aus oder nehmen andere Perspektiven ein?
- Gewissenhaftigkeit: Wie sorgfältig, genau und zielstrebig sind wir?
- Verträglichkeit: Wie hilfsbereit, mitfühlend und freundlich sind wir?
An der Studie nahmen knapp 1.800 Menschen teil, die zu zwei Zeitpunkten ihres Lebens den gleichen Fragebogen mit Fragen über ihre Persönlichkeitsmerkmale ausfüllen mussten: das erste Mal, als sie 16 Jahre alt waren, das zweite Mal 50 Jahre später. Das Ergebnis: Im Schnitt wurden die Proband:innen mit dem Alter gewissenhafter, emotional stabiler und verträglicher. Das gehört laut Forschenden zum ganz natürlichen Prozess der persönlichen Reifung, den wir im Laufe unseres Lebens durchmachen. Was hingegen unwahrscheinlich ist: dass man andere Menschen in derselben Altersgruppe plötzlich mit einer bestimmten Eigenschaft "überholt". Heißt: Wer mit 16 Jahren weniger verträglich ist als andere in dem Alter, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit 66 Jahren noch weniger verträglich sein als Gleichaltrige. Nur wenn wir uns mit unserem alten Ich vergleichen (und nicht mit anderen), dann lassen sich im Alter diese positiven Entwicklungen feststellen. Unklarheit herrscht noch darüber, inwieweit sich die zwei weiteren Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale, Extraversion und Offenheit, verändern: Hier berichten Studien häufig von verschiedenen Ergebnissen.
Grundsätzlich zeigt die Studie aber: Wir dürfen uns auf das Älterwerden freuen! Denn wahrscheinlich entwickeln wir uns einigen Punkten einfach nur zu einer besseren Version von uns selbst. Und wie schön ist das denn?
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