Streifen, bunt oder reinweiß? Nee, das fragt sich unser Kolumnist nicht ernsthaft. aber wenn man ein Doppelbett kauft und eine doppelt breite Bettdecke, dann ist man einer wichtigen Antwort im Leben näher.
Es muss einen Weg geben, die Bettwäscheabteilung so zu organisieren, dass man sie auch versteht, wenn man nicht hier arbeitet. Man könnte die Wäsche nach Größe sortieren, zum Beispiel, sodass ich nicht massenhaft völlig gleich aussehende Spannbettlaken-Verpackungen nach den klein gedruckten Zentimeterangaben absuchen muss. Es reicht ja auch nicht mehr, die Größe eines Bettes zu wissen, in Zeiten von Boxspring-Matratzen kommt es auch noch auf ihre Dicke an.
Ich habe ein neues Bett gekauft und eine neue Bettdecke, und beide haben für mich merkwürdig neue Größen. Ein Schritt in ein neues Leben ist immer auch der Anfang neuer Fragen. Es muss doch einen Weg geben, mein Leben so zu sortieren, dass ich es verstehe, oder etwa nicht? Beginnend mit der Frage: Bin ich ein Typ für gestreifte Bettwäsche? Oder doch eher einfarbig? Und woher weiß ich das?
Es gibt diese Theorie, dass Hollywood-Stars sich trennen, nachdem ihr Haus in der amerikanischen Ausgabe der Zeitschrift "Architectural Digest" abgebildet war. Gerade ist es wieder passiert, mit Jennifer Aniston und ihrem zukünftigen Exmann Justin Theroux. Ein perfektes Haus rettet auch keine Beziehung, das wussten wir vorher, aber ist das Magazin irgendwie verflucht und zerstört Ehen?
Die Theorie ist eine andere: Die Stars lassen die Reporter und Fotografen dieses allerschicksten Wohnmagazins in ihre Häuser, wenn sie annehmen, dass sie sie bald verkaufen müssen. Zum Beispiel wegen einer Scheidung. Die Berichte steigern den Wert. Und irgendwie mag ich den Gedanken.
Es mag ein bisschen zynisch sein, während einer Ehekrise darüber nachzudenken, wie man für den Fall der Fälle den Preis des aktuellen Familiensitzes in die Höhe treiben kann. Gerade so, als würde man es beschreien und die Scheidung wahrscheinlicher machen, wenn man sich auf sie vorbereitet.
Aber für mich zeigt es vor allem den Gedanken, der im Zweifel wichtiger ist als jeder andere: dass es danach weitergeht. Dass man eine Zukunft hat, in der man vielleicht allein ist, aber zumindest ein neues Bett kaufen können sollte. Und Bettzeug, auch wenn es drei Anläufe braucht, das richtige Spannbettlaken zu finden, weil man jedes Mal vergisst, die Dicke der Matratze nachzumessen. Man könnte das tatsächlich alles besser organisieren. Oder, um es einmal ehrlich zu sagen: Ich selbst sollte das wahrscheinlich alles besser organisieren. Aber manchmal ist das Symbol wichtiger als der Inhalt. Und dass ich ein Doppelbett kaufe und eine doppelt breite Bettdecke, selbst wenn ich nicht weiß, ob sie Streifen haben sollte, ist wichtiger als die Tatsache, dass ich ein altes Bett verliere. Das perfekte Haus entsteht nicht dadurch, dass ein Magazin es fotografieren will. Sondern dadurch, dass ich drin lebe. Und genau dann Leute hereinlasse, wenn ich es wirklich will – und zwar die Leute, die ich will.