Wenn harmlose Selbstdarstellung zu einem problematischen Verhalten wird: TikTok hat den Begriff "Main Character"-Syndrom geprägt. So erkennst und verhinderst du die toxische Lebensweise.
"Spiele die Hauptrolle in deinem eigenen Film" – diesen Satz hast du bestimmt schon gehört. Daran ist erstmal nichts verwerflich. Schwierig wird es allerdings, wenn diese "main character energy" kippt, du alle um dich herum vergisst und dein Leben nur noch pure Selbstdarstellung ist. Gerade auf TikTok findest du dafür ein Beispiel nach dem anderen. TikTok bietet auch die perfekte Bühne für dieses problematische Verhalten und hat dafür sogar einen Begriff gefunden: "Main Character"-Syndrom.
Das sind die Anzeichen für das "Main Character"-Syndrom
Auf Social Media überwiegt schon lange nicht mehr der soziale und verbindende Aspekt. Im Vordergrund steht die Selbstdarstellung, die immer narzisstischere Züge annimmt. Natürlich ist eine gesunde Portion Selbstbewusstsein und Selbstliebe unerlässlich. Doch wenn du nur noch darauf aus bist, dein Ego zu pushen und die Menschen um dich herum als Statist:innen in deinem oscarverdächtigen Lebensfilm siehst, hast du definitiv zu viel "main character energy" abbekommen. Besonders problematisch wird es, wenn die Selbstinszenierung so weit geht, dass du wie ein:e Drehbuchautor:in Teile deiner Persönlichkeit erfindest, um von dir das perfekte Bild auf Social Media zu zeichnen. Spätestens dann spricht man in der TikTok-Psychologie vom "Main Caracter"-Syndrom.
Harmlose Selbstdarstellung oder problematisches Verhalten?
Nicht jede Form der Selbstinszenierung wird automatisch dem "Main Character"-Syndrom zugeordnet. Es ist völlig in Ordnung, wenn du dein Leben romantisierst und nach einem Urlaub die schönsten Momente in einem Reel festhältst, das du mit der Welt teilen willst. Klar ist auch, dass du dich auf Social Media von deiner besten Seite präsentieren willst. Solange das nicht Überhand nimmt, indem du anfängst, Leute aus deinem Leben zu streichen, weil sie nicht in die Storyline deiner persönlichen kitschigen Netflix-Inszenierung passen, gibt es noch keinen Grund zur Sorge. Etwas "main character energy" tut jedem gut, solange Empathie und zwischenmenschliche Beziehungen nicht zu kurz kommen.
So verhinderst du toxische "main character energy"
Ein Film lebt nicht nur vom Hauptdarsteller oder der Hauptdarstellerin – erst das Gesamtensemble bis hin zu kleinen Nebenrollen machen ihn sehenswert. Das gilt auch für Serien. Denk zum Beispiel an den 2000er-Klassiker Gilmore Girls. Klar, Lorelai und Rory sind namensgebend für die Serie und bilden mit ihrer besonders engen Mutter-Tochter-Beziehung den Haupterzählstrang. Doch was wäre Gilmore Girls ohne all die schrulligen Bewohner:innen von Stars Hollow? Ohne die chaotische Sookie, den mürrischen, aber liebenswerten Luke oder die strenge Mrs. Kim? Genauso ist es im Leben – wir sind nicht dafür gemacht, alleine auf dieser wilden Achterbahn zu fahren. Brauchen Menschen um uns, die uns auffangen und für die wir genauso da sind. Damit du nicht Gefahr läufst, ein "Main Character"-Syndrom zu entwickeln, solltest du dir bewusst Social-Media-Pausen gönnen. Nicht jeder schöne Moment muss auf TikTok oder Instagram allein für den Zweck der Selbstinszenierung ausgeschlachtet werden. Geh raus in die Natur und nimm deine Umwelt und Mitmenschen bewusst wahr. Lerne ganz bei dir zu sein, anstatt all deine Energie in die Repräsentation nach außen zu stecken.
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