Tendierst du auch dazu, deine Wirkung auf neue Bekanntschaften sehr kritisch zu sehen? Das geht vielen so, sagt die Theorie der "Liking Gap". Wahrscheinlich kommst du bei anderen viel besser an als du glaubst.
Viele kennen dieses Phänomen: Du lernst eine Person neu kennen oder sprichst mit jemandem, der oder die du nicht besonders gut kennst, und im Nachhinein denkst du dir: Was habe ich da nur wieder für einen Schrott erzählt? Vielleicht ist dir das Gespräch sogar richtig peinlich und du glaubst, dein Gegenüber muss dich einfach schrecklich finden – selbst wenn du während der Unterhaltung gar kein schlechtes Gefühl hattest.
Du bist sympathischer als du denkst
Dabei sind die Chancen gut, dass du viel besser rübergekommen bist, als du glaubst. Denn Forscher:innen um Erica J. Boothby und Gus Cooney haben den Effekt der "Liking Gap" (lässt sich mit "Sympathielücke" übersetzen) nachgewiesen: Viele Menschen schätzen ihre Außenwirkung auf andere viel schlechter ein als angemessen wäre. Oft, so besagen die Ergebnisse einer Studie, mögen uns die anderen mehr als wir glauben.
Offensichtlich sind wir in dem Bereich der Konversationskunst extrem kritisch mit uns selbst und sind übermäßig besorgt, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Habe ich genug Fragen gestellt? Habe ich zu viel von mir geredet? Wir grübeln nach einer Begegnung, ob wir die richtigen Dinge gesagt haben, ob wir zu langweilig oder zu aufgedreht rübergekommen sind.
Konversation kann überfordernd sein
Die Autor:innen der Studie nehmen an, dass Faktoren wie persönliche Unsicherheit, der Anspruch, freundlich zu sein, und das Ringen um die richtigen Worte Gesprächssituationen mit neuen Bekanntschaften so schwierig machen. Man kennt es: Alle wollen wohl so sehr ihr Bestes geben, dass es schnell komisch und krampfig wird.
Doch selbst wenn ein Gespräch nicht ganz rund lief, sind unsere eigenen Maßstäbe immer viel höher als jene der anderen. Wir machen den Fehler, zu denken, sie würden uns genauso sehen wie wir uns selbst. Doch in den allermeisten Fällen sehen sie uns viel positiver als wir. Sie haben gar nicht so hohe Erwartungen an ein erstes Gespräch und sind deshalb auch gar nicht enttäuscht von unserer Performance.
Sonst überschätzen wir uns eher
Es ist den Forscher:innen nach besonders bemerkenswert, dass wir uns selbst in dieser Hinsicht so pessimistisch einschätzen, da Menschen ansonsten eher dazu neigen, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. Man hält sich selbst gerne für die beste Autofahrerin oder den besten Ehemann. Doch wenn es darum geht, ob die anderen eine/n mögen, gehen wir vom Schlechtesten aus. Es gibt jedoch auch eine Gruppe von Menschen, bei denen keine Liking Gap auftritt: Jene mit einem hohen Selbstbewusstsein. Bin ich sehr selbstsicher, dann schätze ich meine Wirkung auf neue Menschen also nicht zu negativ ein.
Wenn du das nächste Mal ins Grübeln kommst, ob du vielleicht gerade einen super schlechten Eindruck gemacht hast, solltest du dir sagen, dass es höchstwahrscheinlich gar nicht so schlimm war. Und, dass dein/e Gesprächspartner:in gerade womöglich genau das Gleiche denkt.
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