Natascha Hoffner, herCAREER-Gründerin, spricht im Interview über das Gründen ihres Unternehmens und über die bevorstehende Karrieremesse in München.
Natascha, die herCAREER-Messe findet im Oktober zum fünften Mal statt. Wenn du an die Gründungsphase zurückdenkst, ist dein Plan aufgegangen?
Natascha Hoffner: Der Plan war, herCAREER am Markt zu platzieren und jetzt, bei der fünften Ausgabe, können wir uns trauen zu sagen: Haben wir geschafft! HerCAREER ist für viele nicht mehr wegzudenken und hat sich als Messe in Deutschland etabliert.
Eine tolle Leistung! Gab es damals auch etwas, was nicht so gut lief?
Ich hatte bei der ersten Veranstaltung geplant, größer zu sein, als es dann im Endeffekt der Fall war. Es war eine echte Herausforderung. Ich komme aus dem B2B-Messebereich und habe mit der herCAREER erstmals eine B2C-Messe konzipiert. Und wir hatten nur ein halbes Jahr für die erste herCAREER. Das war ziemlich ambitioniert und dafür haben wir trotz allem toll performt. Andere würden sich das im ersten Jahr wünschen. Aber es hatte zur Folge, dass die Finanzplanung nicht mehr ganz gepasst und die Liquidität darunter gelitten hat. Was dazu führte, dass es einen Liquiditätsengpass gab und ich auf mein ursprünglich kleines Gehalt komplett verzichten musste, damit die laufenden Gehälter bezahlt werden konnten.
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Hattest du vorher Messeerfahrung?
Ja, hatte ich. Ich hätte mir das sonst auch nicht zugetraut innerhalb von einem halben Jahr eine Messe zu platzieren. Aber dadurch, dass ich alle Prozesse des Messemachens selbst bereits durchlaufen hatte, wusste ich, was auf mich zukommt. Für mich war es naheliegend, in diesem Bereich zu gründen, weil das die Kompetenz ist, die ich mir über 15 Jahre aufgebaut habe.
Was gab den Anstoß dazu, selbst zu gründen?
Nachdem mir klar war, dass es den Weg zurück in das vorherige Unternehmen nicht mehr gibt, habe meine Koffer gepackt und bin ich zu meiner Familie nach München gezogen. Keine Sekunde habe ich darüber nachgedacht, zu Hause bleiben. Sofort dachte ich, dass ich etwas tun muss. Ich habe mir dann überlegt, ein Unternehmen zu gründen, weil ich bei meinem letzten Arbeitgeber schon mal ein Unternehmen mit aufbauen durfte.
Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Ich hatte ein Urvertrauen in mich selbst.
Natascha Hoffner über die Gründungsphase der herCAREERTweet
Das war sicher nicht der einfachste Weg, oder?
Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Aber ich hatte ein Urvertrauen in mich selbst. Ich wusste, was ich kann.
Wie hast du das Geld beschafft?
Wenn man eine Messegesellschaft gründet und das Gelände anmietet, dann geht man in Vorleistung und muss die Halle bezahlen. Egal, ob die Hallen voll werden oder nicht. Du hast sämtliche Ausgaben und musst diverse Gewerke beschäftigen. Ich habe mir das zugetraut, nur die Bank musste überzeugt werden. Das war schwieriger als ich dachte. Aber es hat, wenn auch mit Verzögerung, geklappt.
Waren die Finanzen die größte Herausforderung?
Es war eine der Herausforderungen. Vor allem auch muss der Vertrieb muss stimmen, denn man verkauft eine Idee und muss viele Leute überzeugen können. Erstmalig habe ich verstanden, was ein Netzwerk ist und bedeutet. Ich habe viele Dienstleister,Spaker und Kunden mit denen ich schon mal gearbeitet hatte, angefragt. Auch eine Vielzahl von weiteren Aufgaben mussten parallel zum eigentlichen Business Case noch gestemmt werden, etwa die Buchhaltung, die Implementierung von IT-Lösungen und so vieles mehr. Das alles ist schon ein wenig komplexer, nicht nur weil die Erwartungshaltungen aller Beteiligten hoch sind, sondern auch weil finanzielle und personelle Ressourcen grundsätzlich immer knapp sind. Eine Festanstellung ermöglicht schon deutlich mehr Sicherheit, da du über ein monatlich fixes Gehalt verfügst.
Würdest du es wieder so machen?
Das würde ich wahrscheinlich, auch wenn es mit Familie und Kindern manchmal schwierig ist. Und die Kinder waren bei der Gründung noch ziemlich klein. Es würde nicht klappen, wenn mein Mann nicht mindestens die Hälfte des Familienmanagements übernehmen würde.
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Was ist das Besondere an der herCAREER?
Als Karrieremesse für die weibliche Karriereplanung machen wir bewusst Dinge ganz anders. Natürlich gibt es auch das klassische Vortragsformat, aber es geht bei uns mehr um einen Erfahrungsaustausch in Kleingruppen, damit man schnell in die Tiefe gehen und Netzwerke aufbauen kann. Außerdem soll die herCAREER über Hierarchien hinweg vernetzen. Du kannst dich mit einer Aufsichtsrätin oder einer Vorstandsfrau, mit einer Gründerin oder mit Redakteurinnen direkt in den Austausch begeben, aber auch ganz viele weitere spannende Expertinnen und Experten kennenlernen. Ganz gleich ob du Absolventin oder Studentin bist. Und das zu einem unschlagbar günstigen Preis von 10 Euro. Für Studierende und Absolventinnen ist die Messe kostenfrei, zudem wir bringen sie mit dem Flixbus kostenfrei nach München hin und wieder zurück. Wir wollen, dass man bereits ganz am Anfang die Möglichkeit bekommt, Netzwerke aufzubauen.
Was hat es mit herCareer@night auf sich?
Das ist ein Networking-Event am Abend des ersten Messetages. Die Table Captains sind Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Das Besondere ist, dass man mit sechs bis acht weiteren Teilnehmer*innen und jeweils einem Table Captain an einem der Tische sitzt. Die bringen Zeit mit, um in den Austausch zu gehen und sich bei einem gemeinsamen Abendessen untereinander zu vernetzen.
Kommen auch Männer oder sind sie skeptisch, wenn es um eine Frauenmesse geht?
Wir schließen die Männer nicht aus, ganz und gar nicht. Das Thema Familie ist kein reines Frauenthema. Es ist ein Thema, das Eltern betrifft. Auch das Thema Gleichstellung ist kein Thema, was nur Frauen betrifft, sondern uns alle. Außerdem bin ich der Meinung, dass Wissen geschlechtsneutral ist. Ich kann genauso von einem Mann lernen, wenn es um ein fachliches Thema geht. Aber Frauen fungieren natürlich als Role Models. Wenn ich sehe, andere können es auch und gehen den Weg, dann glaube ich fest daran, dass ich es auch schaffen kann.
Natascha Hoffner arbeitete 15 Jahre für ein Messeunternehmen, bevor sie mit der messe.rocks GmbH den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Dieses Jahr veranstaltet sie mit ihrem Unternehmen zum fünften Mal die Karrieremesse herCAREER in München, die Leitmesse für weibliche Karriereplanung in Deutschland.
Finanzen und Geld und Vorsorge habt ihr diesmal mit aufgenommen? Wieso?
Ein Mann ist eben keine Altersvorsorge. Für uns gehört zu einer Karriereplanung auch das Thema eigene Finanzen dazu. Da gibt es unterschiedliche Wege und Möglichkeiten. Wir haben z. B. Beate Sander dabei, die mit 59 als Realschullehrerin mit einer Aktien-AG in der Schule angefangen hat, in Aktien zu investieren. Heute ist sie Aktienmillionärin, Autorin mehrerer Bücher und mit 85 Speakerin auf der herCAREER. Man ist wirklich nie zu alt dafür.
Was sind deine persönlichen Highlights?
Für mich ist am tollsten, wenn Frauen nach der Messe zu mir kommen und erzählen, dass sie über die herCAREER ihren Traumjob gefunden haben. Klasse ist auch, wenn ich höre, dass Frauen Mentorinnen oder Mitgründerinnen finden und sich etwas daraus entwickelt. Wenn ich höre, dass sich etwas daraus entwickelt. Wenn ein halbes Jahr später noch über die Vernetzungen gesprochen wird, dann freue ich mich sehr, dass es funktioniert.
Die herCAREER-Messe für weibliche Karriereplanung findet von 10.-11.10.2019 in München statt. Mehr Infos gibt es hier.