Egal, ob Inflation, Energie- oder Klimakrise: Die Herausforderungen unserer Zeit bewegen uns alle persönlich, treffen aber auch Wirtschaft und Unternehmen hart. Eine neue Studie des beruflichen Netzwerks LinkedIn zeigt, wie Unternehmen und Führungskräfte auf die aktuellen Herausforderungen reagieren, was das für Arbeitnehmende bedeutet und wie sich trotzdem selbst in diesen schwierigen Zeiten Positives für alle Seiten bewirken lässt.
Die Preise und Lebenshaltungskosten steigen zurzeit stark, das merken wir bei jedem Einkauf im Supermarkt. Dazu kommt die Sorge vor einem kalten Winter und die Frage, wie hoch dadurch die Heizkosten werden. Instinktiv schalten wir in den Sparmodus, um möglichst gut durch die Krise zu kommen. Diese Unsicherheit betrifft nicht nur uns privat, sondern auch viele Unternehmen. Denn auch sie müssen sicherstellen, angesichts steigender Kosten wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine neue Studie des weltweit größten beruflichen Netzwerks LinkedIn[1] zeigt, mit welchen Maßnahmen Firmen jetzt auf dem Markt bestehen und dadurch nicht zuletzt auch Arbeitsplätze sichern möchten.
So sagen 48 Prozent der befragten Entscheider:innen, dass sie bereits verschiedene Einsparungen vorgenommen haben; weitere 26 Prozent planen, dies zeitnah zu tun. In folgenden Bereichen sehen sie künftig die größten Einschränkungen: 35 Prozent erkennen Einsparpotenzial in der Weiterbildung der Mitarbeitenden. Investitionen in die mentale Gesundheit der Angestellten werden möglicherweise ebenfalls das Nachsehen haben, sagen 32 Prozent der Befragten. Und auch beim Thema Flexibles Arbeiten sind Einschränkungen denkbar: 58 Prozent der Führungskräfte würden ihre Mitarbeiter:innen gerne wieder öfter im Büro sehen und erhoffen sich, durch höhere Büropräsenz die Produktivität zu steigern (25 Prozent).
Kleine Mittel, große Wirkung – Wege durch die Krise
Gleichzeitig drängen die Bedürfnisse der Belegschaft in den Fokus: Laut der LinkedIn-Umfrage fordern 40 Prozent der Arbeitnehmenden mehr Lohn für mehr finanzielle Sicherheit. Doch was tun, wenn Gehaltserhöhungen derzeit nicht möglich sind? Müssen Unternehmen deswegen mit unzufriedenen Mitarbeitenden oder gar Kündigungswellen rechnen? Barbara Wittmann, Country Managerin LinkedIn DACH, sieht die Lage weniger schwarz und beantwortet drei der vielen Fragen, die Unternehmen und ihre Angestellten aktuell beschäftigen.
Welche Maßnahmen und Kniffe sind in der aktuell besonders schwierigen wirtschaftlichen Lage für Unternehmen und Arbeitnehmende gleichermaßen hilfreich?
Weder für Mitarbeiter:innen noch für Unternehmen ist die derzeitige Wirtschaftslage angenehm. Rosige Zeiten sehen anders aus. Doch die gute Nachricht: Wir haben Gestaltungsspielraum! Wenn beide Seiten Verständnis füreinander aufbringen, können wir die Situation gemeinsam bestmöglich meistern. Und auch, wenn gespart werden soll, bedeutet das nicht, dass wir das Rad insgesamt zurückdrehen müssen: 80 Prozent der Führungskräfte denken, dass flexible Arbeitsmodelle wie das Arbeiten aus dem Homeoffice gekommen sind, um zu bleiben – trotz aktueller Bestrebungen, flexibles Arbeiten wieder zu reduzieren. Zusammenarbeit und die Weitergabe von Wissen werden großgeschrieben (41 Prozent). Und mehr als die Hälfte der Arbeitgeber wollen ihre Mitarbeitenden auf der Suche nach effizienten Lösungen direkt einbinden (52 Prozent). Das alles sind doch progressive, motivierende Zeichen!
Was bedeutet das konkret für Angestellte, was können sie aktuell von ihrem Arbeitgeber erwarten?
Dass Unternehmen derzeit nicht jeder Forderung nach mehr Gehalt nachgehen können, ist, denke ich, verständlich. Es geht schließlich auch darum, Arbeitsplätze zu sichern. Das muss aber wiederum nicht zu Unzufriedenheit und „Dienst nach Vorschrift“ führen. Vielmehr haben sich bereits 33 Prozent der befragten Entscheider:innen zum Ziel gesetzt, ihre Mitarbeitenden stärker zu motivieren und ihr Engagement zu fördern. Dazu gibt es vielfältige Wege, denn Motivation speist sich nicht nur aus monetärer Anerkennung. Auch Möglichkeiten zu flexibler Arbeitszeitgestaltung, kostenloser Verpflegung oder Sonderurlaub für ehrenamtliches Engagement können Motivations-Booster sein.
Was können Chef:innen aktuell tun, um ihre Mitarbeitenden durch diese unsicheren Zeiten zu führen?
Ein vermeintlich kleines Mittel, aber von großer Wirkung: Wertschätzung. Diese kann viele Formen haben: eine transparente und ehrliche Kommunikation zum Beispiel. Ebenfalls ist es wichtig, mögliche Schwierigkeiten nicht zu kaschieren und gleichzeitig Positives – die Leistung einzelner oder des Teams – zeitnah und regelmäßig hervorzuheben. Unsere Umfrage hat außerdem gezeigt, dass Unternehmen auch in der Krise die Karriere- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten ihrer Mitarbeitenden fördern wollen (42 Prozent), indem sie ihnen etwa klare Schritte für ihr berufliches Weiterkommen aufzeigen (35 Prozent) oder Raum für Austausch mit Kolleg:innen schaffen (32 Prozent). Das ist ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung, das zu einem stabilen, loyalen Verhältnis beitragen kann.
[1]Studie von LinkedIn, durchgeführt vom Marktforschungs-Institut YouGov vom 21.09.-17.10.2022, n=250 Entscheider:innen in Deutschland; insgesamt 2.900 Befragte weltweit
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