Egal, ob auf der Bühne vor oder auf Youtube, Instagram und TikTok: Parshad zeigt uns, was ihre Generation bewegt und steht für Selbstbewusstsein, Aufklärung und Authentizität. Sie ist Entertainerin, Stand Up Comedienne und Autorin. Über ihren Weg in die Comedy und was sie antreibt.
"Wenn ich einen Raum mit vielen Leuten betrete, fühle ich mich dafür verantwortlich, dass alle eine supertolle Zeit haben", sagt Parshad Esmaeili. "Das war im Kindergarten schon so." Dabei war ihre Kindheit als Scheidungskind nicht immer von Leichtigkeit geprägt: "Meine Mutter hat sich nie anmerken lassen, wie schwierig es war. Aber ich habe mitbekommen, dass sie wegen der vielen Überstunden ohnmächtig wurde. Oder wie frustriert sie war, weil sie keine Hilfe vom Staat bekommen hat." Um die Situation für Alleinerziehende zu verbessern, fing sie an, Politik zu studieren. Auch dort wurde sie schnell als Entertainerin wahrgenommen, weil sie viele Veranstaltungen moderierte. Nur erfüllte dieser Weg in die Politik sie nicht. "Nach einem Burnout habe ich gemerkt, da ist etwas in mir, das sich von dem Gefühl der ewigen Verantwortung lösen will, etwas ändern zu müssen", sagt Parshad. Also ging sie all-in, fokussierte sich nur noch auf Comedy.
Karriere im Rekordtempo: Parshad folgt ihrem Herzensweg
Angefangen hat sie mit Stand-up-Comedy bei Open Mics, dann hatte sie bereits mit 21 Jahren ihre eigene Radioshow "Push – Parshi’s Urban Shit" und mit 23 ihren eigenen Podcast "Frühlife-Crisis". Sie arbeitet mit Funk zusammen an verschiedenen TikTok- und Youtube-Projekten und ist mit Comedy Specials beim ZDF "Neo Magazin Royale" aufgetreten. Aktuell verkuppelt sie Menschen im Youtube-Format "The Love Doctors", arbeitet an einem neuen Podcast-Projekt und wird dieses Jahr noch mit Carolin Kebekus und weiteren Stand-up-Comedians auf Tour gehen. Aber sie plant auch ihre eigene Tour; die erste Show "FML" war nach wenigen Tagen ausverkauft. Und auf Instagram und TikTok wächst ihre Community weiterhin rasant.
Du willst dich weiterentwickeln? Beruflich und privat? Dann komme jetzt auf den EMOTION Women’s Day. Am 8. Mai veranstalten wir DIE Jobkonferenz für Frauen. Sei dabei im Cinemaxx Hamburg Dammtor!
Ihr Erfolgsrezept: Sie spricht an, was ihre Generation bewegt
"Ich versuche eine virtuelle kleine oder große Schwester zu sein, für die, die es brauchen", sagt Parshad, die sich sehr gerne mit ihrer Community austauscht. Sie schafft Content, mit dem die Leute sich identifizieren können, macht nicht nur Halligalli vor der Kamera, weil ihr wichtig ist, auch zu zeigen, dass Menschen, die extrem glücklich wirken, mit Problemen kämpfen. "Wenn du heute nichts Produktives gemacht oder 14 Stunden geschlafen hast, ist das überhaupt nicht schlimm", möchte Parshad vermitteln: "Niemand sagt, dass du jeden Tag ein Wunder sein musst."
Parshad ist ehrlich, direkt und weltoffen. Sie spricht über das, was sie wirklich beschäftigt: Vaterkomplexe, Burnout, Identitätskrisen, Druck von allen Seiten, Familie, Beruf, Gesellschaft. Oder ihre "Frühlife-Crisis". "Ich nehme die Leute mit auf meine Selbsttherapie-Findungsreise", sagt die 25-Jährige. Häufig sind ihre Sketche auch sozialkritisch. Weil es ihr wichtig ist, einen Mehrwert zu schaffen, geht es um Themen wie Gerechtigkeit, Generationskonflikte oder wie Menschen mit diversen Backgrounds in unserer Gesellschaft behandelt werden.
Ethno-Comedy – das muss doch nicht sein
Parshad hat in ihrer Karriere als Comedienne bereits sehr viele diskriminierende Erfahrungen gemacht: "Manchmal habe ich das Gefühl, dass Leute in mir das asoziale Mädchen aus Frankfurt sehen wollen mit dem ausländischen Background anstatt das hessische Mädchen mit dem hessischen Dialekt." Sie fühle sich missverstanden, nicht richtig gesehen. "Es frustriert mich, wenn Leute erwarten, dass ich meinen Migrationshintergrund in mein Comedy-Game mitnehme", sagt Parshad: "Darüber möchte ich einfach keine Witze reißen." Auch wenn sie am Anfang dachte, sie könne nur so als Comedienne anerkannt werden: "Weil das Erste, was die Leute sehen, ja immer der Migrationshintergrund ist."
Sie finde es überhaupt nicht schlimm, wenn jemand diese Schiene fährt und Erfahrungen, etwa wie es ist, in zwei Welten zu leben, oder andere Problematiken in die Comedy einfließen lässt. "Solche Erfahrungen habe ich aber nicht", sagt Parshad. "Ich kann nicht auf eine Bühne gehen und darüber sprechen, wie schwierig es ist, mit einer persischen Mutter zu leben und ich habe auch keinen strengen ausländischen großen Bruder, so wie viele es erwarten, die nicht über den Tellerrand herausschauen wollen." Sie wünscht sich von der Gesellschaft, dass wir alle Vorurteile abbauen und damit aufhören, Menschen in Schubladen zu stecken: "Versuch die Person kennenzulernen und nicht dir vorzustellen, wie jemand sein könnte, wie dieser Mensch lebt oder wie die Familie wohl ist."
Ihre Definition von Erfolg
Ihr größter Erfolg ist es, dass ihre Freund:innen sagen: "Du bist immer noch die Parshad, die wir vor zehn Jahren und noch früher kennengelernt haben." Karrieretechnisch ist ihr größtes Ziel, eine eigene Late Night Show zu haben, privat, eine Work-Life-Balance aufzubauen und glücklich zu sein: "Bei all dieser leidenschaftlichen Arbeit, in die ich mein Herz zu 1000 Prozent reinstecke, möchte ich nicht den Frieden mit mir selbst verlieren. Manchmal vergesse ich, dass ich mich um mich selbst kümmern muss, mir Ruhe schenken muss, um noch weiter Frieden mit meinem inneren Kind zu schließen."
Mehr Themen: