Liebe zum Detail, Empathie und Kreativität sind für Diversity & Inclusion Expertin Angélica Pérez Vorteile von ADHS. Sie setzt sich dafür ein, das Bewusstsein rund um Neurodiversität am Arbeitsplatz zu stärken. Am 8. Mai ist sie Speakerin beim EMOTION Women's Day.
"Neurodivergente Menschen, die etwa ADHS, Autismus und Dyslexie haben, werden täglich mit Barrieren konfrontiert", sagt Diversity & Inklusion-Expertin Angélica Pérez: "Sie müssen sich rechtfertigen, anpassen und maskieren. Das finde ich unfair."
Als die Kolumbianerin vor sechs Jahren als Au-pair nach Deutschland gekommen ist und kaum Deutsch konnte, habe man ihr oft das Gefühl gegeben, dass ihre Meinung nichts wert wäre, sie nicht intelligent genug ist. Die Rassismus-Erfahrungen hätten sie aber nicht entmutigt, sondern ihr Mitgefühl geweckt: "Ich weiß, wie es ist, ausgegrenzt und unsicher zu sein. Mit meiner Arbeit möchte ich anderen Menschen, die von Vorurteilen betroffen sind, eine Stimme geben." Ihre Vision ist es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle zeigen können, wie sie sind und dementsprechend gefördert werden. Die Kolumbianerin ist aktuell Diversity, Equity & Inclusion Managerin bei Adesso SE und war zuvor auch als Diversität-Expertin bei einem globalen Beratungs-Konzern tätig.
Diversity betrifft uns alle
Neben Neurodiversität fokussiert sie sich auch auf die Schwerpunkte Gender, 'Ethnicity', Anti-Rassismus und 'Cross Cultural Awareness', also das Bewusstsein und die Akzeptanz anderer kultureller Identitäten. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich damit, warum Diversität im Unternehmen vorangetrieben werden sollte und wie es gelingen kann, dass alle Mitarbeiter:innen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten, Identitäten, Hintergründen und Erfahrungen optimal eingesetzt werden können und sich gesehen fühlen. In den letzten drei Jahren hat sie fünf Communitys aufgebaut: "Bei meinem ehemaligen Arbeitgeber habe ich das Thema Neurodiversität vorangetrieben und eine Community aufgebaut, bei der sich innerhalb kürzester Zeit hunderte Betroffene und auch Unterstützer:innen zusammengefunden haben."
Bei der Errichtung eines neuen Standortes hat sie sich außerdem dafür eingesetzt, dass neurodivergente Menschen mitgedacht werden: "Wir haben Mitarbeiter:innen aus dem Spektrum einbezogen und gemeinsam einen Raum gestaltet, der an die unterschiedlichen Bedürfnisse angepasst ist." Geräusche werden etwa abgeschirmt, es gibt verschiedene Bildschirme und die Lichter sind dimmbar. Angélica ist wichtig, über Empowerment-Workshops und Awareness-Sessions ein Bewusstsein zu schaffen, dass es kein "one-size-fits-all" gibt und genau darin die Stärke liegt. "Verschiedene Gedankengänge führen zu innovativeren Lösungen", sagt Angélica, die selbst ADHS hat: "Die Personen performen anders. Es gibt aber nicht nur die lineare Arbeitsweise." Sie sieht beispielsweise Details, die Kolleg:innen oft gar nicht bemerken. Nur ein Aspekt, warum Angélica ihr ADHS als Superkraft ansieht.
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Warum Allys so wichtig sind
Die Diagnose ADHS hat Angélica erst seit kurzem. Mentale Gesundheit ist in ihrem Heimatland aber immer noch ein großes Tabu. "Die Community, die ich gegründet habe, ohne zu wissen, dass ich selbst neurodivergent bin, hat mir sehr viel Kraft gegeben", sagt Angélica Pérez: "Dort habe ich ein offenes Ohr gefunden, konnte meine Erfahrungen teilen und habe selbst vom Support-System profitiert, wenn ich Momente habe, in denen ich mit meiner Diagnose struggle." Damit hat sie diesen Safe-Space und nicht nur selbst mit erschaffen, sondern auch am eigenen Leib erfahren, wie wertvoll es ist, am Arbeitsplatz Menschen um sich herum zu haben, die nachvollziehen können, wie es ihr geht und ihre eigenen Erfahrungen teilen. Um Verbündete zu werden, rät sie: "Informiert euch und fragt nach, um Berührungsängste abzubauen" und verweist auf das deutsche Sprichwort: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."
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