Gender-Forscher:innen aus Canberra empfehlen eine genderneutrale Sprache im akademischen Kontext. Denn Wörter wie "Mutter" und "Vater" sind nicht inklusiv.
Einige Wörter sind so fest in unserem Sprachgebrauch verankert, dass wir sie gar nicht mehr hinterfragen. Seit unserer Geburt unterscheiden wir zum Beispiel zwischen "Mutter" und "Vater". Doch diese Unterteilung schließt nicht-binäre Personen aus. Das hat auch das Gender Institute der Australian National University (ANU) erkannt und jetzt ein Handbuch veröffentlicht, das genderneutrale Begriffe in der akademischen Lehre an der Universität empfiehlt.
Genderneutrale Begriffe für "Mutter" und "Vater"
"Während sich viele Studierende als 'Mutter' oder 'Vater' bezeichnen werden, schließt die Verwendung der Begriffe, allein um die Elternschaft zu benennen, jene aus, die sich nicht mit binären Geschlechtern identifizieren", zitiert die New York Post einen Abschnitt aus dem Handbuch. Stattdessen soll von einem "austragenden Elternteil" und einem „nicht-gebärenden Elternteil“ die Rede sein. Auch für andere Begriffe werden Alternativen vorgeschlagen: Muttermilch“ sollte in "menschliche Milch" oder "Elternmilch" umbenannt werden und "breastfeeding" in "chestfeeding".
Lies auch:
- Gender Pay Gap - deshalb ist die Einkommenslücke immer noch so groß
- Gender-Debatte: Sind Diskussionen über das Gendern nicht längst überholt?
- Geschlechtsneutrale Erziehung: Wie geht das?
- Debatte über Meinungsfreiheit: Brauchen wir Cancel Culture?
Die Lehrenden sollen sich selbst korrigieren, wenn sie unbeabsichtigt die falschen Wörter verwenden. "Sprachgewohnheiten brauchen Übung, um sie zu überwinden, und die Studierenden erkennen die Bemühungen an, die Sie machen, um sich inklusiv auszudrücken", heißt es außerdem in dem Handbuch. Dieses entspricht übrigens keiner offiziellen Richtlinie an der ANU, vielmehr sei es einem Sprecher zufolge angesichts der akademischen Freiheit von Expert:innen des Gender Institutes geschrieben worden.
Transfreundliche Sprache wird auch in Großbritannien diskutiert
Zeitgleich wird auch in Großbritannien die Forderung nach einer trans-freundlichen Sprache laut. Hebammen und Ärzt:innen werden nun auf den Geburtenstationen der Universitätskliniken Brighton und Sussex laut der britischen Times dazu angehalten, oben genannte Wörter im Geburts- und Kreißsaal-Kontext zu verwenden. Dieser neue Sprachgebrauch soll trans Männer und trans Frauen auf den Geburtsstationen einbeziehen.
Mehr Mut zur genderneutralen Sprache!
Zugegeben: Sperrig und gewöhnungsbedürftig klingen Begriffe wie "Oberkörper geben" (chestfeeding) oder "austragender Elternteil" natürlich schon. Doch darum geht es nicht primär. Wir brauchen mehr solcher Denkanstöße und Debatten, die unsere jetzigen Sprachstrukturen hinterfragen und die dazu führen, dass wir uns von heteronormativen, männlichen und binär geprägten Begriffen lösen. Es braucht mehr Mut und Experimentierfreude, Sprache neu zu denken und endlich so zu gestalten, dass sie die gesellschaftliche Realität abbildet, das bedeutet: alle Geschlechter und sexuellen Orientierungen berücksichtigt.
Lies mehr über Gleichberechtigung: