Vorbei die Zeiten, in denen nur nett in die Kamera gelächelt wurde. Immer mehr weibliche Hollywoodstars machen den Mund auf.
Willkommen am Set, lieber Feminismus!
Traumfabrik Hollywood – das große Ziel aller Filmschaffenden oder eher ein antiquiertes Sinnbild absurder Schönheitsideale, rassistischer Castings, übergriffig-sexistischer Regisseure? Immer mehr Künstlerinnen erheben ihre Stimme und sagen, was ihnen nicht passt.
Regisseurin Olivia Wilde schmiss Shia LaBeouf am Set raus, weil sie keine A****löcher mehr dulden wollte.
Keira Knightley verkündete im Januar, sie habe eine Klausel in ihre Verträge setzen lassen, die Nacktszenen ausschließt. Höchstens bei einer weiblichen Regisseurin würde sie eine Ausnahme machen. Grund dafür war nicht ausschließlich #MeToo – sie habe einfach keine Lust mehr, den Male Gaze, den männlichen Blick, zu bedienen.
Emma Watson setzt sich seit Jahren für den Feminismus ein. 2014 wurde sie zur Sonderbotschafterin der Vereinten Nationen für Frauen ernannt, und entwickelte die Kampagne "HeForShe", die sich für die Gleichstellung von Männern und Frauen einsetzt. 2016 gründete Watson den feministischen Lesezirkel "Our Shared Shelf", der auf der Plattform Goodreads unter dem Slogan "Feminism is for everyone" jeden Monat ein Buch diskutiert. Im letzten Jahr wurde Emma dann noch Aufsichtsrätin des französischen Luxuskonzerns Kering, zu dem Marken wie Gucci und Balenciaga gehören. Hier engagiert sie sich vor allem für Nachhaltigkeit. Gerade verriet sie in ihrem neuesten Instagram-Post, dass sie sich mit Rassismus auseinandersetzt, und empfiehlt ihren Followern eine eigens dafür konzipierte Spotify-Playlist (Titel 1 darauf ist das Hörbuch von Renie Eddo-Lodge "Why I'm No Longer Talking to White People About Race". 2017 auf deutsch unter dem Titel "Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche" erschienen).
Schauspielerin Brie Larson hat ihre feministische Botschaft sogar schon einem Blockbuster namens Captain Marvel verpasst. Endlich mal eine weibliche Superheldin auf der Leinwand – was natürlich nicht unumstritten blieb. Als Brie in einem Interview sagte, ihr sei aufgefallen, dass ihr bei Presseterminen überwiegend weiße Männer gegenübersaßen, brach ein medialer Shitstorm gegen die Darstellerin los. Dabei hatte Larson nur erklärt, dass sie Presseveranstaltungen in Zukunft inklusiver gestalten wolle, um sicherzustellen, dass niemand aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe oder Behinderung von den Terminen ausgeschlossen würde.
Auch Katherine Heigl sprach vor ein paar Tagen öffentlich über Sexismus. Sie habe sich den vergangenen Jahren getraut, ihre Meinung zu sagen – was dazu führte, dass man sie in Hollywood als "schwierig" empfand. "Ist eine Person schwierig, wenn sie eine Meinung hat, die jemand anderem nicht gefällt?", fragte sie Ende Januar in einem Interview mit der Washington Post. Heigl setzt sich auf ihrem Instagram-Account regelmäßig mit dem Thema Menschenrechte auseinander.
Bringt uns der Feminismus aus Hollywood weiter?
Weltweit werden die Statements der Schauspielerinnen diskutiert: Das sei kein echter Feminismus, reine Imagepolitur, Geltungsdrang, losgelöst von der Realität normaler Frauen…
Was bringt uns also der aktuelle Star-Feminismus?
1. Er macht den Feminismus populärer. Schafft es das Interview in einer Zeitschrift bis aufs Sofa der Leser*innen, ist die Botschaft angekommen.
2. Dank Social Media kann sich ein Gedanke verbreiten und wird millionenfach geteilt.
3. Eine Bewegung wie #MeToo oder #TimesUp kann nicht nur jahrzehntelange Hierarchiegefüge aufbrechen, sondern sexuelle Belästigung und Diskriminierung endlich öffentlich anprangern.
4. In Hollywood sitzt das Geld. 2018 gründeten Stars mit #TimesUp eine Initiative, die einen Fonds für Rechtsbeihilfe ermöglichte, der über 13 Millionen Dollar (knapp 11 Millionen Euro) enthielt und unterstützen sollte, dass sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz rechtlich verfolgt und langfristig nicht mehr akzeptiert werden dürfen.
5. In Hollywood lebt der Gender Pay Gap. Wird der endlich beseitigt, strahlt das auch auf andere Branchen aus.
6. Schafft es der Feminismus in die Drehbücher und auf die Leinwand, erreicht er bestenfalls ein Millionenpublikum. Da hilft jede prominente Botschafterin.