Vom Teeniestar zur Charakterdarstellerin: Schauspielerin Lisa-Marie Koroll wurde als Tina in der Filmreihe "Bibi & Tina" berühmt, mit 24 Jahren geht sie neue Wege. Ein Gespräch über Imagewechsel, Schauspielern auf Englisch und die große Frage: Kino oder Netflix?
EMOTION: Lisa-Marie, in deiner neuen Serie, der Agententhriller-Komödie „Ze Network“ (zu sehen auf RTL+) spielst du mit David Hasselhoff und Henry Hübchen. Welche neue Seite von dir als Schauspielerin sehen wir in der Serie?
Lisa-Marie Koroll: Die Rolle der Melli, David Hasselhoffs mysteriöse Assistentin, wurde mir vom Regisseur Christian Alvart quasi „auf den Leib“ geschrieben. Er dachte beim Schreiben der Rolle an mich, das ist immer eine einzigartige Erfahrung, weil sich dadurch der Zugang zur Rolle sehr persönlich anfühlte. Außerdem habe ich mich optisch extrem für die Rolle verändert – meine Haare sind fast schwarz gefärbt, ich habe blaue Strähnen und meine Arme sind tätowiert. Und ich spiele zum ersten Mal auf Englisch, was natürlich eine Herausforderung ist. Ich habe dafür mit einem Akzent-Coach gearbeitet.
EMOTION: Was hast du aus der Arbeit an dieser Rolle gelernt?
Lisa-Marie Koroll: Mir ist wieder klar geworden, wie vielfältig mein Beruf ist. Ich möchte mich nicht auf einen Rollentyp beschränken. Sich permanent selbst zu wiederholen, das finde ich langweilig und ist nicht die Art von Schauspielerei, die ich mich machen möchte. Und ich habe gemerkt, wie ich an meinen Rollen wachse. Allein, dass ich als Melli in einer anderen Sprache spiele, ist ein Riesenunterschied! Man denkt erst: Ach, die Rolle spiele ich so, wie ich das auch auf Deutsch machen würde, aber das funktioniert nicht. Die englische Sprache hat eine ganz andere Melodie. Das war spannend zu erleben für mich.
EMOTION: Du bist sehr jung bekannt geworden, vor allem in deiner Rolle als Tina in der Filmserie "Bibi & Tina". Wie emanzipiert man sich von so einer prägenden Rolle?
Lisa-Marie Koroll: In Deutschland wird mit Erfolg anders umgegangen als zum Beispiel in den USA. Wer dort erfolgreich einen Film dreht, wird künftig als Zugpferd behandelt. In Deutschland ist man da etwas gehemmter, habe ich manchmal den Eindruck. Ich habe jedenfalls lange daran gearbeitet, mich auch in Rollen zeigen zu können, die ganz anders sind als Tina. Auf der anderen Seite hat mir die Filmreihe die Tür in die Branche so weit geöffnet, dass ich wahnsinnig viele großartige Leute kennengelernt habe, die mich auf dem Weg stark unterstützen. Also: Es war nicht ganz einfach, mich von der Rolle der Tina zu lösen, ohne die Rolle wäre ich aber auch nicht da, wo ich heute bin.
EMOTION: Welche Zukunftsfragen beschäftigen dich gerade, wenn du an deine Karriere denkst?
Lisa-Marie Koroll: Die gleichen Fragen und Unsicherheiten wie alle in ihren Zwanzigern: Wie geht’s weiter, wo geht’s hin? Davon bin auch nicht befreit. Hinzu kommt, dass in der Schauspielbranche überhaupt nicht vorhersehbar ist, was als Nächstes passiert. Die Corona-Krise hat einen großen Einschnitt in der Branche provoziert, keiner weiß, wie es mit dem Thema Kino weitergehen soll. Auf der anderen Seite ist die Zeit gerade sehr spannend, weil Streaming-Produktionen in der öffentlichen Wahrnehmung plötzlich eine ähnliche Bedeutung haben wie Kinofilme.
EMOTION: Kino oder Streamingdienst – was ist für dich als Schauspielerin gerade interessanter?
Lisa-Marie Koroll: Ich habe dieses Jahr eine große Netflix-Produktion gedreht, das war hochinteressant. Es waren Menschen aus ganz Europa beteiligt. Und das Ergebnis wird natürlich auch nicht nur in Deutschland ausgespielt, sondern in vielen Ländern. Das ist für mich als Schauspielerin eine unfassbare Chance, ich kann mich dadurch viel besser international aufstellen.
EMOTION: Träumst du von Hollywood?
Lisa-Marie Koroll: Ich weiß, dass Hollywood nicht unbedingt auf mich oder andere deutsche Schauspieler:innen wartet. Aber dass man durch Streaming die Chance bekommt, in mehr und auch internationaleren Produktionen dabei zu sein, das macht schon Spaß! Mal sehen, wo es für mich noch hingehen wird.
EMOTION: Was steht dieses Jahr noch auf dem Plan für dich?
Lisa-Marie Koroll: Urlaub! Ich habe dieses Jahr viel gearbeitet und das hat viel Spaß gemacht. Jetzt ist es aber an der Zeit, mich mal zu entspannen.
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