Es wird wieder gestritten und gelitten im Buckingham Palace: Die neue Staffel der Netflix-Hitserie "The Crown" kommt raus. Unsere Autorin Julia Hackober war lange Fan – kann die royale Dauerschleife aber langsam nicht mehr ertragen. Was, bitte, gibt es über Lady Di, die Queen und das abgebrannte Windsor Castle noch Neues zu erzählen?! Genau: nichts!
Die erste Folge ist noch nicht einmal über meinen Fernseher geflimmert – ich weiß aber jetzt schon, was in der fünften Staffel der Netflix-Hitserie "The Crown" passieren wird (Start am 9. November): Elizabeth Debicki wird als Lady Diana ihren Kopf schief legen und aus weit aufgerissenen, Kajal-umrandeten Augen den Niedergang mit Prinz Charles betrachten. Imelda Staunton als Queen Elizabeth wird in perfekt gestärkten, kunterbunten Kostümen bedeutungsschwangere Verhaltensdevisen an ihre Familienmitglieder:innen herausgeben, damit diese auch nie vergessen, dass sie eben nicht nur Mutter, Schwester, Ehefrau ist, sondern die Queen. Und Prinz Charles, gespielt von Dominic West, wird stirnrunzelnd nach Camilla lüsten.
Zugegeben: Auch ich habe sämtliche bisherigen "The Crown"-Staffeln durchgesuchtet. Diesmal bin ich aber Königshaus-müde: Was, bitte schön, kann man über die Royals noch erzählen, was in den vergangenen Jahren nicht schon x-mal medial durchgekaut wurde?! Wie oft soll sich die Öffentlichkeit noch mit der Frage auseinandersetzen, warum die 90er-Jahre so ein schwarzes Jahrzehnt für die Windsors waren? (Das Einzige, was daran noch spannend ist: Wieso haben die daraus eigentlich nichts gelernt?!) Und: Wie viele Schauspielerinnen sollen sich noch an der Rolle von Diana mit schief gelegtem Kopf versuchen (hier eine Übersicht von ganzen neun Bildschirm-Dianas von Naomi Watts bis Kristen Stewart)?
Wieso finden wir unsere Royal-Sucht normal?
Mal im Ernst, die Windsor-Dauerschleife ist doch langsam ziemlich ausgeleiert. Ich frage mich: Gucken wir "The Crown" eigentlich noch, weil uns die Serie wirklich interessiert – oder weil unsere Gehirne dermaßen unter der ewigen royalen Dauerbeschallung leiden (Vermächtnis der Queen! Prinz Harrys Eskapaden! Kates Outfits!), dass wir es ernsthaft normal finden, uns immer und immer wieder mit gescheiterten Thronfolger-Ehen und brennenden Schlössern zu befassen?!
Schon klar, "The Crown" liefert Unterhaltung, eine fiktionalisierte Perspektive auf historische Ereignisse. Aber gerade deshalb muss die Frage erlaubt sein, welche Bedeutung die perpetuierte Inszenierung von Momenten, die, wie Lady Dianas Trennungsinterview oder ihr Auftritt im "Revenge Dress" längst ins kollektive Gedächtnis übergangen sind, überhaupt für die Gegenwart haben kann.
Wenn wir mal ganz ehrlich sind: eigentlich keine. Das Königshaus der Gegenwart hat so viele Probleme, dagegen wirkt die sanfte Kritik der Serie – nach dem Motto: Hey! In den 90ern gab’s auch schon Leute, die Monarchie nicht nuuuur glamourös fanden! – reichlich banal. Und vor allem: langweilig. Denn dass Lady Di von den Royals unfassbar mies behandelt wurde und dass sich Familie König imagetechnisch davon wohl nie mehr erholen wird, hat sich wohl langsam herumgesprochen.
Insofern bleibt nur zu sagen: Rest endlich in peace, Lady Diana – und nach dieser Staffel hoffentlich auch die Serie "The Crown".
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