Knirschen, bis die Zähne so richtig drunter leiden und irgendwann auch die Psyche. Um dem endlich ein Ende zu setzen, habe ich mir Botox in den Kaumuskel spritzen lassen und dadurch wieder ein positives Verhältnis zu meinen Zähnen aufgebaut.
Hannah ist Beauty-Redakteurin aus Leidenschaft und liebt es, neue Produkte zu testen. Sie ist die "INCI-Checkerin" der Redaktion und kennt sich ganz genau mit Inhaltsstoffen und ihrer Wirkweise aus. In Hannahs Highlights zeigt sie jeden Monat ihre persönlichen Beauty-Favoriten und spricht auch über Themen wie Selfcare und Nachhaltigkeit.
Meine Zähne und ich – eine On-Off-Beziehung
Eigentlich war ich mit meinen Zähnen immer zufrieden, vor allem weil sie so schön gerade sind, sodass ich nie eine Zahnspange brauchte. Bis vor zwei Jahren habe ich mich nicht großartig mit ihnen auseinandergesetzt, doch dann ging es damit los, dass ich mir alle vier Weisheitszähne entfernen lassen musste. Und weil mein Motto ganz oder gar nicht ist, habe ich mir alle vier auf einmal rausoperieren lassen. Auch das ging gut über die Bühne; ich hörte nur, wie brutal die Chirurgin mir die Zähne rausbrechen musste und dass es gut war, dass ich mir die Vollnarkose gegönnt hatte.
Dann passierte mir etwas ziemlich Dummes, was mich ein kleines bisschen meines Vertrauen in meine Zähne kostete. Ich lag wie so oft mit meinem iPad im Bett und brach vor Müdigkeit kurz weg, sodass mir das iPad mit voller Wucht auf den Kopf knallte. Es traf meinen Mund in einem so blöden Winkel, dass ich seitdem drei Sprünge in meinem rechten Schneidezahn habe. Bisher hält der Zahn, doch ich weiß, dass er irgendwann brechen kann. Seitdem habe ich eine Zahnzusatzversicherung, und zwar zum teuersten Tarif mit 100 Prozent Deckung – bei mir hat es sich bisher total gelohnt. Doch die Krönung war schließlich, als ich erfuhr, dass ich nachts wohl ziemlich stark knirsche.
Meine Knirschschiene – Liebe auf den zweiten Blick
Als mir mein Zahnarzt eröffnete, dass ich eine Knirschschiene brauchte, war ich bedingt begeistert – sexy ist anders. Doch ich lernte sie ganz schnell lieben, weil sie mir minimal Sicherheit gab. Ich finde es nämlich schrecklich, keine Kontrolle über mein Knirschen zu haben, da es nachts passiert. Ich hatte gehofft, endlich Ruhe zu haben. Bis sich an meinem Oberkiefer ein Zahn lockerte, was ich immer beim Essen merkte, was für mich als Genießerin doppelt schlimm war.
Nun hatte ich also endgültig die Kontrolle über meinen Kaumuskel verloren, den nicht mal eine Knirschschiene in Zaum halten kann. Mein Zahnarzt bestätigte mir, dass ich mir den beweglichen Zahn nicht einbilde, es aber noch nicht mal Lockerungsgrad eins sei, was mich allerdings auch nicht beruhigen konnte. Und damit nicht genug: Es reichte anscheinend nicht, dass man meinem Gebiss den Abrieb schon ansehen konnte (spitz sind meine Eckzähne schon lange nicht mehr) – nein, an meinem Unterkiefer sprang an einem Zahnhals auch noch ein Stück ab, weil ich durch das Knirschen so viel Druck darauf ausgeübt hatte.
Physio – angenehm, aber leider nicht genug
Da mir mein damaliger Zahnarzt keine weiteren Optionen aufzeigte, wechselte ich zu einem anderen, bei dem ich sehr happy bin. Von ihm bekam ich erstmal ein Rezept für Physio. Ich fand es super, dass er mich auch über Botox aufklärte, aber meinte, dass er mir keine Empfehlung geben kann und die Entscheidung ganz bei mir liegt. Also probierte ich es mit der Physio, das war zwar angenehm, brachte aber nur in dem Moment Erleichterung. Meinen Kiefer verkrampfte ich nun auch tagsüber stark, weil ich ständig an meine Zähne denken musste. Mir fiel auf, wie ich plötzlich bei anderen sofort auf den Mund schaute und ihre mit meinen Zähnen verglich. Zwischendurch hatte ich Alpträume, dass mir vor lauter Knirschen alle Zähne ausfallen. Dieser Belastung wollte ich endlich ein Ende setzen und tat das, was mir so lange im Kopf rumschwirrte – Botox spritzen lassen.
Eine Spritze Entlastung, bitte
Ich hätte mir wirklich niemals gedacht, dass ich mit 25 freiwillig und begeistert zu Botox greifen würde. Meinte ich doch immer, nur irgendwann mal bei einer sehr ausgeprägten Zornesfalte dafür offen zu sein. Mittlerweile sehe ich das ganz anders und muss gestehen, dass meine Hemmschwelle nach dem ersten Piks deutlich gesunken ist. Vor dem Spritzen an sich hatte ich kaum Angst, eher davor, wie das Ergebnis aussehen und sich anfühlen würde. Die Behandlung nahm Dr. Negin Pakravesh vor, eine ästhetische Dermatologin. Bei ihr fühlte ich mich sofort wohl, sie erklärte mir auch ganz genau, wie wichtig es sei, nur den Kaumuskel und nicht den Muskel darüber zu treffen, der fürs Lächeln verantwortlich ist.
Um nicht "mit Kanonen auf Spatzen zu schießen", bekam ich eine geringe Dosis des Präparats Bocouture von Merz Aesthetics, denn bei zu vielen Einheiten kann es passieren, dass das Kauen unangenehm wird. Die drei kleinen Pikser rund um die beiden Kaumuskel spürte ich kaum, die Wirkung dafür sehr schnell. Die ersten beiden Tage hatte ich leichte Kopfschmerzen, eine Woche lang empfand ich Dinge wie Essen und beim Putzen zu meiner Lieblingsplaylist mitzusingen als sehr anstrengend. Das pendelte sich allerdings schnell ein, jetzt merke ich nur noch die positiven Aspekte. Mein Kiefer ist endlich entspannt und das Botox hat auch psychisch etwas bewirkt – ich denke nicht mehr 24/7 an meine Zähne und habe sie so angenommen, wie sie sind. Diese Entlastung hält nun vier bis sechs Monate, eine Botox-Behandlung gegen Knirschen kostet zwischen 300 und 600 Euro. Übrigens: Mein Gesicht ist nun minimal schmaler, da mein Kaumuskel durch das Knirschen sehr ausgeprägt war – stört mich keineswegs.
Meine Zahnpflege-Routine für ein gutes Verhältnis zu meinen Zähnen
Wenn mein Knirsch-Problem irgendetwas Positives gebracht hat, dann die Tatsache, dass ich mich nun noch besser um meine Zähne kümmere. So sieht meine ganze Zahnpflegeroutine aus:
Ich habe schon als Kind ausschließlich eine elektrische Zahnbürste benutzt und daran hat sich auch nichts geändert. Meine ist ein klassisches Modell von Oral-b ohne viel Chichi. Ich mag's, dass sie alle 30 Sekunden vibriert und ich so weiß, dass ich immer gleich lang und gründlich putze. Sonst hat sie noch drei Putzmodi und blinkt rot, wenn ich zu fest aufdrücke, mehr Funktionen brauche ich nicht. Ich verwende immer die "Sensitive"-Aufsteckbürsten, um so schonend wie möglich zu putzen. Bei der Zahnpasta bin ich markentreu und bin es gewohnt, zu Elmex zu greifen. Früher immer die klassisch rote Tube, mittlerweile ist es die relativ neue "Opti-schmelz". Sie fiel mir sofort ins Auge, als meine Mitbewohnerin sie sich kaufte. So hübsch lila und den Zahnschmelz soll sie auch stärken, perfekt. Ich muss gestehen, dass ich erst seit Anfang 20 Zahnseide benutze, dafür aber äußerst gewissenhaft. Es vergeht kein Abend ohne; nicht mal, wenn ich um fünf Uhr morgens vom Feiern zurückkomme, verzichte ich darauf. Auch hier mag ich die "Sensitive"-Variante am liebten, zusätzlich benutze ich Zahnseidesticks (die von The Humble Co. basieren hauptsächlich auf Maisstärke), weil ich es vom Winkel sonst nicht ganz nach hinten schaffe. Weil ich gern etwas weißere Zähne hätte, teste ich gerade das "Weissbad" von Vardis, halte aber Abstand von DIY-Bleachingmitteln oder Zahnpasten mit Weiß-Versprechen. Irgendwann will ich mir meine Zähne professionell bleachen lassen, das übernimmt meine Zahnzusatzversicherung sogar alle zwei Jahre. Und da ich ein paar Füllungen habe, putze ich meine Zähne auf Empfehlung meines Zahnarztes einmal wöchentlich mit "Elmex Gelée", das enthaltene Fluorid beugt Karies vor und stärkt den Zahnschmelz.
Meine Zahnpflege-Routine ist mir genauso wichtig wie meine Skincare-Routine und gibt mir ein gutes Gefühl. Genauso wie meine Entscheidung für Botox. Natürlich muss jede:r für sich selbst wissen, welcher Weg der richtige ist. Wichtig ist, dass ihr euch damit wohl fühlt.
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