Zoë Jenny wurde für ihren Debütroman "Das Blütenstaubzimmer" 1997 weltweit gefeiert. Danach wurde es turbulent im Privatleben der Schriftstellerin: Trennungen, Umzüge, Muttersein, auch berufliche Tiefpunkte folgten. Wie sie mit Niederlagen umgeht, erzählte sie uns ganz offen.
EMOTION: Sie waren erst 23 Jahre alt und haben mit Ihrem Debütroman "Das Blütenstaubzimmer", welcher in 27 Sprachen übersetzt wurde, einen Riesenerfolg gefeiert. Bei Ihren Nachfolgewerken war der plötzliche Erfolg dann aber schnell weg. Wie geht man als 23-jährige – in einem Alter, bei dem Anerkennung doch so einen hohen Stellenwert hat – damit um, erst zum Star hochgejubelt zu werden und plötzlich nicht mehr gesehen zu werden?
Zoë Jenny: Das kann ich so nicht bestätigen. Zwischen zwanzig und fünfunddreißig war ich dauernd unterwegs. Man kann sich das schwer vorstellen, aber ich lebte praktisch fünfzehn Jahre aus dem Koffer. Ich habe sehr viel gearbeitet. Lesungen auf der ganzen Welt gemacht bis nach China und Japan und gleichzeitig insgesamt sieben Bücher geschrieben und unzählige Essays, Kolumnen und Artikel für Zeitungen und Magazine. Ich arbeitete überall: im Flugzeug, im Hotel, im Zug. Eines Tages in Paris wurde es mir zu viel, ich brach zusammen und musste Interviews und eine Lesereise durch Frankreich absagen. Ich war 15 Jahre ununterbrochen an der Öffentlichkeit und arbeitete rund um die Uhr. Plötzlich wurde es einfach zu viel. Seither muss ich mich zwischenzeitlich immer wieder ganz bewusst zurückziehen.
EMOTION: Nicht nur Ihr beruflicher Werdegang sondern auch Ihr Privatleben gleicht einer Sinuskurve – die allerdings von steilen Höhen und Tiefen gekennzeichnet ist. Sie sind immer ein Stehaufmännchen gewesen. Was hat Sie bewegt, immer wieder an sich selbst zu glauben, aufzustehen und weiterzulaufen?
Zoë Jenny: Es ist wahr, dass ich immer wieder großen Widerständen ausgesetzt war, aber ich sah das immer als Herausforderung. Wenn ich Angst habe, will ich diese überwinden. Es scheint mir, dass ich mich nur dadurch entwickeln kann. Ich weiß, dass viele Frauen von der Angst besetzt sind, nicht zu entsprechen, aber für mich war das nie ein Thema. Das ist für mich eine Freiheit, die ich jedem wünschen würde. Diese Freiheit wurde mir allerdings nicht gegeben, ich habe sie mir genommen. Ich habe mich oft aus scheinbar perfekten Situationen freiwillig wieder hinauskatapultiert - um der Freiheit willen. Ich weiß, dass es die meisten Menschen nicht tun, weil der Schritt ins Ungewisse ziemlich viel Mut braucht.
Ich denke, das Schlimmste sind nicht Niederlagen, sondern ein Leben, das aus Angst vor Niederlagen nicht gelebt wird.
Tweet
EMOTION: Sind Niederlagen wichtig?
Zoë Jenny: Mit Niederlagen umzugehen lernen ist wesentlich. Das fängt schon im Kindergarten an. Als meine Tochter das erste mal beim Eislaufen hinfiel, sagte ich zu ihr: "Das Gute am Hinfallen ist, dass man lernt, wieder aufzustehen". Die Kunst ist, aus Niederlagen etwas zu lernen und etwas Positives daraus zu gewinnen. Die erfolgreichsten Menschen sind diejenigen, die mit Niederlagen virtuos umgehen können und man kann getrost davon ausgehen, dass jedes auch noch so schillernde und nach außen scheinbar perfekte Menschenleben voller Niederlagen steckt.
Manchmal ist es lebenswichtig zu vergessen.
Tweet
EMOTION: Nicht umsonst sagt man, "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker!" Denken Sie, dass gerade die Lebenskrisen Sie zu dieser Persönlichkeit gemacht haben?
Zoë Jenny: Ich hatte eine sehr unglückliche Kindheit. Mit meinem ersten Buch habe ich mich selbständig gemacht und mir so etwas wie Freiheit erschrieben und reiste um die ganze Welt. Niederlagen habe ich eigentlich nie als solche empfunden sondern als Herausforderung. Das Leben ist voller Aufgaben, die gelöst werden wollen. Wir haben eine sehr oberflächliche Vorstellung von Erfolg, wenn man sie nur in Absatzzahlen misst oder in Buchverkäufen. Das Leben ist doch viel zu wertvoll, um sich über sowas Gedanken zu machen.
Tipp: Wer Schriftstellerin Zoë Jenny live erleben möchte, kann am 8. März 2019, dem Weltfrauentag, am SMART WOMEN DAY in Basel teilnehmen. Mit dabei: Referentinnen aus den Bereichen Psychologie, Literatur, Sport, Unterhaltung und Musik.
Die Veranstaltung richtet sich an Frauen, die nach Inspiration für ihre persönliche Entwicklung suchen - ein Erlebnis- und Erfahrungstag mit sozialem Charakter.
Das Motto der Veranstaltung lautet "Empower Women – Wege zur inneren Stärke". Die Teilnehmerinnen erwartet ein Erlebnis- und Erfahrungstag mit sozialem Charakter. Sie erhalten nachhaltige Mittel und Strategien an die Hand für die Entwicklung und Stärkung ihres eigenen Potenzials. Außerdem inspirierende Erfahrungs-Berichte aus den Bereichen Körper, Energie und Geist und dies von Frauen, die ihren Weg erfolgreich gehen - und auch aus Misserfolgen die Chance zu einer positiven Veränderung erkannt und umgesetzt haben.