Glücklichsein lernen – das scheint manchmal gar nicht so leicht. Wir verraten euch, was ihr für euer Glück tun könnt und welche Gewohnheiten ihr unbedingt ablegen solltet.
Glücklichsein lernen: Das Gehirn trainieren
Unser Gehirn ist ein Muskel, den wir trainieren können und der ein Leben lang formbar ist. Ein Beispiel: Seit wir wie selbstverständlich Navigationssysteme auf unseren Smartphones benutzen, können sich die Wenigsten überhaupt noch ohne zurechtfinden – unsere Orientierung wurde einfach zu lange nicht trainiert. Wenn wir uns dann mal wieder häufiger ohne Navi bewegen, bauen sich die entsprechenden Verbindungen im Gehirn wieder auf. Ähnlich funktioniert das Gehirn auch in Bezug auf unsere Emotionen. Jedes Mal, wenn wir eine Emotion empfinden und ausleben, stärken wir die entsprechenden neuronalen Strukturen. Wenn wir also häufiger Glück empfinden, fällt es uns also auf Dauer auch leichter.
Glücklichsein ≠ negative Emotionen verdrängen
Glücklichsein zu lernen bedeutet aber nicht, alle negativen Emotionen zu verdrängen und nur positive Gefühle zuzulassen – im Gegenteil. Im ersten Schritt ist es wichtig, die eigenen Empfindungen, die guten und die schlechten, bewusster wahrzunehmen und zu erkennen: Was macht mich glücklich? Was frustriert mich? Womit fühle ich mich wohl, womit nicht? Und wie reagiere ich körperlich und psychisch auf bestimme Situationen? Den eigenen Körper und die eigene Gefühlswelt in ihrem vollen Umfang gut zu kennen und zu verstehen, ist der erste Schritt auf dem Weg zum Glück.
Die Vogelperspektive einnehmen
Die eigene Situation von einem neutralen Standpunkt aus zu betrachten ist für viele Menschen zunächst schwierig – doch auch das ist Übungssache. Die Evolution hat uns gelehrt, auf bestimmte Reize mit starken Emotionen zu reagieren. Daher wollen wir manchmal instinktiv zum Beispiel flüchten oder kämpfen. Doch wenn wir lernen, einen Reiz zunächst kognitiv zu verarbeiten, bevor wir emotional darauf reagieren, können wir uns viele unangenehme Situationen ersparen. In Stresssituationen sind wir dann zum Beispiel nicht mehr gelähmt oder haben Angst, sondern können lösungsorientierter handeln. Es gibt verschiedene Strategien die uns bei der neutralen Bewertung helfen können: Rückwärts von fünf herunterzählen, dreimal tief ein- und ausatmen oder eine bestimmte Bewegung mit den Fingern machen – all das gibt dem Verstand Zeit, den Reiz zu verarbeiten. Selbstbeherrschung und Gelassenheit lassen sich übrigens auch durch Meditation trainieren.
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Welche Faktoren kann ich nicht verändern?
Ein wahrer Glückskiller sind Gedankenspiralen rund um die Fragen "was wäre wenn...", "hätte ich doch nur..." oder "warum habe ich denn nur nicht...". Es gibt Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben und die wir einfach nicht verändern können – egal, wie sehr wir es uns wünschen. Doch pausenlos darüber nachzudenken bringt uns rein gar nichts, außer Frust und Ärger. Wer Glücklichsein lernen möchte, muss daher früher oder später auch lernen, Dinge zu akzeptieren, auf die wir keinen Einfluss haben. Und sich stattdessen fragen: Wie kann ich von diesem Punkt aus mein bestmögliches Leben leben.
Das kleine Glück
Viele Menschen laufen den großen Lebenszielen hinterher und verlieren dabei das kleine Glück aus den Augen. Sicher haben wir alle schon einmal Sätze gehört, oder auch selbst gesagt oder gedacht, wie: "Wenn ich erst eine Beförderung bekommen / ein Haus gekauft / diese Prüfung geschafft / ... habe, DANN bin ich glücklich". Spoiler: Das passiert nicht. Glück kommt nicht von selbst nach bestimmten Lebensabschnitten, Glück kommt nicht von außen – sondern aus uns selbst. Und wenn wir unser Glück immer mit einem Ziel verknüpfen, dann wird es immer noch ein weiteres Ziel geben, das wir denken erreichen zu müssen, um dann ENDLICH glücklich zu sein.
Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten.
Pearl S. Buck, SchriftstellerinTweet
Drei Übungen aus der positiven Psychologie
Auch die positive Psychologie geht davon aus, dass Glück in uns selbst entsteht – und zwar zu etwa 40 Prozent durch das eigene Denken und Handeln. Die positive Psychologie arbeitet mit positiven Gefühlen und Wohlbefinden um Menschen ein möglichst erfülltes und glückliches Leben zu ermöglichen. Dazu gibt es zahlreiche Übungen, um mehr Zufriedenheit zu empfinden. Zum Beispiel:
Der positive Tagesrückblick
Notiere dir jeden Abend drei Dinge, die heute besonders positiv oder schön waren. Das müssen keine außergewöhnlichen Dinge sein – wir haben ja gerade gelernt, dass das Glück auch in den kleinen Dingen liegt. Vielleicht hattest du ein nettes Gespräch oder hast dir Zeit genommen ein paar Seiten in deinem Buch zu lesen?
Dankbarkeitsbesuch
Dankbarkeit ist eine sehr positive Emotion und kann Beziehungen stärken. Bedanke dich im Rahmen dieser Übung bei einem Menschen, der etwas getan oder gesagt hat, was einen positiven Einfluss auf dein Leben hatte. Das kann gerade erst gestern, oder auch schon vor längerer Zeit gewesen sein. Schreibe der Person einen Brief und statte ihr oder ihm dann einen Besuch ab, um diesen vorzulesen. Das mag im ersten Moment etwas befremdlich erscheinen, wird aber sowohl für dich als auch für dein Gegenüber eine sehr positive und emotionale Erfahrung sein.
Freundlichkeitstag
In der positiven Psychologie gilt Freundlichkeit als eine charakterliche Stärke, die uns dabei helfen kann, zufriedener zu sein. Sei im Rahmen dieser Übung einen Tag lang bewusst freundlich zu Menschen – Bekannten, aber auch Fremden. Damit kannst du sowohl dir, als auch anderen Personen ein positives Gefühl schenken.
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