Das Prämenstruelle Sydrom (PMS) kann Betroffenen kurz vor ihrer Periode ganz schön zu schaffen machen. Stimmungsschwankungen, Unterleibsschmerzen und Erschöpfung sind nur einige der typischen Symptome. Woher kommt PMS – und was hilft dagegen?
PMS: Stimmungsschwankungen, Heißhunger und Krämpfe
Für viele Menstruierende gehört PMS in der zweiten Zyklushälfte dazu. Die Symptome beginnen nach der Ovulation und klingen mit Beginn der Periode ab; am stärksten sind die Beschwerden in der Regel vier bis zehn Tage vor dem Einsetzen der Regelblutung. PMS kann sich sehr unterschiedlich auf die Betroffenen auswirken – während einige "nur" ein leichtes Unwohlsein verspüren, ist es für andere beinahe unmöglich während dieser Zeit ihren normalen Alltag zu bestreiten. Dabei ist jeder Zyklus anders und Menstruierende können jeden Monat unterschiedlich stark an PMS leiden. Wie viele Menstruierende vom Prämenstruellen Syndrom betroffen sind, ist nicht genau bekannt. Verschiedene Studien sprechen von 20 bis 40 Prozent. Einige meinen sogar, dass beinahe jede menstruierende Person schon einmal zumindest leichte PMS-Symptome erlebt hat.
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Das passiert im Körper
Nach dem Eisprung produziert der Körper vermehrt das Gelbkörperhormon Progesteron, gleichzeitig fällt der Östrogenspiegel ab. Die genaue Ursache von PMS ist wissenschaftlich leider noch nicht geklärt, man geht aber davon aus, dass ein Ungleichgewicht dieser beiden Hormone die Symptome auslöst. Außerdem reagieren einige Menstruierende wohl auf die Abbauprodukte von Progesteron. Weiterhin gelten zum Beispiel die familiäre Veranlagung, Stress, Alkoholkonsum, Rauchen, Schlaf- und Bewegungsmangel als Faktoren, die PMS begünstigen können.
Typische PMS-Symptome
Das Prämenstruelle Syndrom kann sich sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche Betroffener auswirken. Die Liste möglicher PMS-Beschwerden ist lang – und jede:r erlebt die Tage vor den Tagen unterschiedlich. Typische körperliche PMS-Symptome sind Kopfschmerzen, Unterleibsschmerzen und Krämpfe, unreine Haut, Spannungsgefühle in der Brust, schlechter Schlaf, Kreislaufprobleme, Heißhunger, Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen und Verdauungsprobleme.
Das macht PMS mit der Psyche
Auch die psychischen Beschwerden sind bei PMS sehr unterschiedlich ausgeprägt. Zu den typischen Symptomen gehören Stimmungsschwankungen, Konzentrationsprobleme, Unsicherheit, Lustlosigkeit, Lethargie, Erschöpfung und Reizbarkeit. Auch leichte depressive Verstimmungen können vorkommen.
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PMDS: Wenn der Zyklus die Persönlichkeit verändert
Eine besonders heftige Form von PMS ist die Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS). Betroffene leiden stark unter den psychischen Symptomen und können sich in ihrem Wesen komplett verändern. PMDS führt zu schweren psychischen Verstimmungen und damit häufig zu Konflikten.
Dr. Andrea Hocke, Leiterin der Gynäkologischen Psychosomatik der Universitätsfrauenklinik Bonn, erklärt gegenüber der Welt mögliche Auswirkungen von PMDS: "Im Prinzip ist es eine sehr abrupte Wesensveränderung. Kompetente, freundliche und lebenstaugliche Menschen können sich aus heiterem Himmel in einen Menschen verwandeln, der sehr reizbar ist und der mit dem Alltag komplett überfordert ist." Sie berichtet von Patient:innen, die sich plötzlich selbst nicht wiedererkennen: "Es kommt zu Ehekrisen, die Mutter ist den Kindern gegenüber sehr ungehalten, im Job funktioniert man nicht mehr."
Zusätzlich zu den hormonellen Schwankungen können laut Hocke auch psychische Vorbelastungen oder mangelnde Selbstfürsorge Auslöser für PMDS sein. Häufig erlebe sie Patientinnen, "die tausendprozentig berufstätig, tausendprozentig Mutter, tausendprozentig Ehefrau und nebenbei auch noch eine gute Freundin sein wollen oder eben müssen." Die hormonellen Schwankungen vor der Periode täten dann den Rest. Demnach sind besonders perfektionistische und leistungsorientierte Patient:innen mit einer gewissen psychischen Verletzlichkeit besonders PMDS-gefährdet.
Erst in diesem Jahr wurde PMDS von der World Health Organization (WHO) als eigene Diagnosekategorie klassifiziert. Laut US-amerikanischer Studien sind zwischen zwei und fünf Prozent der Menstruierenden von PMDS betroffen.
Das hilft gegen die Beschwerden
Leider gibt es kein Allheilmittel gegen PMS. Das kann die Beschwerden aber zumindest etwas lindern:
Bei leichten Beschwerden: Sport, Entspannung und die richtige Ernährung
Auch, wenn es häufig schwerfällt: Sport und regelmäßige Bewegung helfen gegen PMS. Du hast noch nicht den Sport gefunden, der dir wirklich Spaß macht? Dann schau mal hier: Test: Welcher Sport passt zu mir.
Was PMS außerdem vorbeugt: Öfter mal runterkommen, Stress abbauen und vermeiden. Genauso wie beim Sportprogramm gilt auch hier: Leichter gesagt als getan. In unserem Special für mehr Achtsamkeit haben wir bewährte Tipps und Übungen für euch gesammelt. Außerdem kannst du im Test herausfinden, welcher Stress-Typ du bist.
Auch eine Ernährungsumstellung kann helfen, PMS-Beschwerden zu mindern. Empfohlen werden zum Beispiel Lebensmittel mit vielen Omega-3-Fettsäuren (z.B. Lachs, Walnüsse, Leinsamen und Sojabohnen) sowie ausreichend Vitamine. Außerdem sollten Menstruierende Mineralien wie Calcium und Magnesium zu sich nehmen und möglichst wenig Alkohol, Koffein und Salz konsumieren. Mit diesen Rezepten und Drinks aus dem Buch "Eat like a Woman" könnt ihr euren Zyklus auf natürliche Weise unterstützen.
Wenn die Schmerzen stärker werden: Geht dahin wo der (Mönchs-)Pfeffer wächst!
Wenn die Schmerzen zu stark werden verschaffen Schmerztabletten schnelle Linderung. Langfristig kann es sich auch lohnen, pflanzliche Hilfsmittel auszuprobieren. Mönchspfeffer zum Beispiel soll gegen Regelschmerzen und PMS helfen. Bis die gewünschte Wirkung einsetzt, kann es aber schon mal drei Monate oder länger dauern. Auch Frauenmantel, Johanniskraut und Kamille sollen sich positiv auf die Beschwerden auswirken.
Wer besonders unter einzelnen Symptomen, wie zum Beispiel Wassereinlagerungen, leidet, sollte Rücksprache mit seiner Ärztin oder seinem Arzt halten und sich bei Bedarf spezifische Medikamente verschreiben lassen.
Wenn die Psyche stark leidet...
Werden die psychischen Beschwerden von PMS oder PMDS zu stark, können auch eine Psychotherapie oder, nach intensiver Abstimmung mit Ärztin oder Arzt, die Einnahme von Antidepressiva helfen. Wenn es weitere psychische Belastungspunkte im Leben der Betroffenen gibt, kann eine Psychotherapie häufig auch unabhängig von PMS-bedingten Beschwerden ein hilfreicher und befreiender Schritt sein.
Auch hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille können psychische Symptome von PMS lindern.
Insgesamt gilt: Selbstfürsorge ist ein unfassbar wichtiger und unterschätzter Punkt – im Kampf gegen PMS, häufig aber auch für das allgemeine Wohlbefinden. Betroffene sollten möglichst lernen, die Signale ihres Körpers zu deuten und darauf zu hören. Was außerdem bei der Diagnose hilft: Tagebuch über Symptome und Auffälligkeiten führen. Am besten über mehrere Zyklen hinweg. Damit fällt der Frauenärztin oder dem Frauenarzt die Diagnose und damit die richtige Behandlung leichter.
Und zum Schluss: Aufhören mit blöden Sprüchen!
Was außerdem helfen würde: Keine blöden Sprüche mehr zu Periode und PMS hören zu müssen. Häufig wird das, was Menstruierende jeden Monat durchmachen, als Lappalie abgestempelt. Oder, noch schlimmer, ins Lächerliche gezogen. "Lustige" Sprüche à la "Na, die hat wohl ihre Tage" möchte bitte niemand mehr hören. Stattdessen gerne Verständnis zeigen und Wärmflaschen gegen Krämpfe machen.
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