In ihrem Buch "Eat Like A Woman" haben drei junge Österreicherinnen Rezepte zusammengestellt, die gegen Krämpfe helfen oder den Eisprung fördern können. Was dahinter steckt.
Periodenschmerzen vorbeugen, ohne direkt zur Pille zu greifen oder durch die Ernährung die eigene Fruchtbarkeit unterstützen? Ja, das geht, sagen Andrea Haselmayr, Denise Rosenberger und Verena Haselmayr. Die Österreicherinnen haben sich mit dem Einfluss von Essen auf den weiblichen Zyklus beschäftigt und mit ärztlicher Unterstützung Rezepte erstellt, die Frauen je nach Phase ihres Zyklus unterstützen können.
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EMOTION.DE: Ich habe beim Essen bisher an vieles gedacht - aber nie an meinen Zyklus. War das ein Fehler?
Andrea Haselmayr, Denise Rosenberger, Verena Haselmayr: Nein. Denn die wirkungsvolle Verbindung von Ernährung und Zyklus steckt im Moment ja noch in den Kinderschuhen und ist keinesfalls schon zur Gewohnheit geworden. Es ist vielmehr eine ganz neue Bewegung, eine Perspektive, die neugierig machen soll, um alte Denkweisen zu hinterfragen und zu reflektieren, neue Ansätze hingegen zu erkennen und sich davon inspirieren zu lassen, welche alternativen Möglichkeiten es zur Tablette gibt.
Ist der Schokoladen-Hieper während der Periode also auch ein Signal meines Körpers?
Ganz intuitiv greifen wir häufig zur Schokolade während unserer Tage. Unser Körper weiß zu jedem Zeitpunkt, was er braucht, damit er uns mit Kraft, Energie und Lebensfreude versorgen kann. Zum Einen strotzt roher Kakao nur so von Nährstoffen wie dem krampflösenden Magnesium und dem blutbildenden Eisen. Zum Anderen versorgt er unser Nervensystem mit essenziellen Aminosäuren, die zur Ausschüttung von Serotonin, dem Glückshormon, beitragen.
Um die Wirkung von Kakao in seiner potenziellen Wirkung nutzen zu können, ist es wichtig, darauf zu achten: Je roher die Schokolade, desto besser. Raffinierter Zucker und sämtliche industriell hinzugefügten Zusatzstoffe hemmen die Aufnahme, der wirklich wesentlichen Nährstoffe – und unterstützen Entzündungen und Schmerzen, die Frau in der Zeit ihrer Periode gar nicht gebrauchen kann. Deshalb die Devise – je roher und dunkler und unsüßer die Schokolade – desto besser.
Schauen Sie nun selbst immer darauf, was Sie je nach Zyklus essen und was macht das mit Ihnen?
Da wir uns seit vielen Jahren mit diesem Thema beschäftigen und dadurch zu vielsagenden Ergebnissen unserer Selbststudien kamen, ist die Achtsamkeit und der Blick auf das, was wir essen, immer präsent. Was jedoch viel wichtiger zu betonen ist, ist, dass wir Frauen dazu ermutigen möchten, wieder in die Selbstverantwortung zu gehen – selbst wahrnehmen, was unser Körper in welcher Phase des Zyklus benötigt, hinzuspüren, wo es gerade schmerzt, um ihn dabei zu unterstützen, dass er sich wieder wohler, gesünder, vitaler und freier fühlt. Wir möchten die Leserinnen mit #FeminineFood inspirieren und zu einer intuitiven, bewussten Ernährungsweise einladen.
Intution ist also besser als Nährwertangaben?
Essen wir intuitiv, bemerken wir schnell, dass in jenen Lebensmitteln, zu denen wir greifen, genau die Inhaltsstoffe stecken, die wir im Moment benötigen, z.B. Folsäure in Erdbeeren und Mangos oder Eisen in Hafer und Amaranth.
Können Nahrungsmittel auch Periodenbeschwerden lindern?
Unsere Selbstversuche zeigten sehr deutlich, wie sich bestimmte Lebensmittel positiv auf Periodenbeschwerden auswirken können. Natürlich ist zu beachten, dass jede Frau ganz individuell auf genannte Lebensmittel reagiert. Die Tatsache, dass Lebensmittel bestimmte Inhaltsstoffe besitzen, die den Zyklus als auch unser Hormonsystem positiv als auch negativ beeinflussen, ist bereits in der Ernährungswissenschaft erwiesen und erforscht. Wesentlichen Einfluss auf die Linderung von Periodenbeschwerden und PMS haben zB viele Frauenkräuter wie etwa Schafgarbe oder Frauenmantel, von deren Wirkung sogar schon Hildegard von Bingen begeistert war.
Andrea, Sie waren schwer krank und sind erst aus dieser Krise heraus dazu gekommen, sich mit Ihrer Weiblichkeit zu beschäftigen. Ist das ein Thema, das in unserer Gesellschaft zu wenig beachtet wird?
Ja, so kann man das formulieren. Durch meine persönliche Geschichte mit dem Thema Weiblichkeit bin ich auf einige gesellschaftliche Hürden gestoßen. Eine Frau sollte nicht nur gebildet sein, sie sollte auch hübsch aussehen, die Kinder erziehen, den Haushalt erledigen und sich in der abgebrühten Karrierewelt durchkämpfen. Jeden Tag. Ob Regel oder nicht. Auf der Strecke bleibt dabei – das Frausein, die Weiblichkeit, die speziellen Bedürfnisse und das besondere Potential des Zyklus, das in uns schlummert.
Wir beugen uns also dem Druck und unterdrücken die eigene Weiblichkeit?
Es hat mich geschockt, wie schnell Frauen zur Tablette greifen, um dem gesellschaftlichen Rollenbild der Frau von heute gerecht zu werden – viele Frauen empfinden ihren Zyklus als Last und verschweigen oder unterdrücken ihn. Die notwendige Ruhephase, die die Zeit der Blutung mit sich bringt, ist im heutigen Arbeitsleben einfach nicht möglich. Der Stress und Druck der dadurch entsteht, wirkt sich natürlich auf die körperlichen und seelischen Befindlichkeiten aus und verstärken die Intensität der Beschwerden. Ein Hamsterrad.
Tut sich hier nicht etwas in der öffentlichen Wahrnehmung? Ich denke da an die "Free Bleeding"-Bewegung ....
Ja, langsam bewegt sich etwas ... In einigen Ländern, gibt es Unternehmen die Frauen, die menstruieren, zusätzliche freie Urlaubstage einräumen – meiner Meinung nach müssen es ja nicht gleich freie Tage sein, aber die Wissenslücken und das fehlende Verständnis von Arbeitgebern gegenüber beschäftigten Frauen im fruchtbaren Alter, sollte heutzutage der Vergangenheit angehören. Schließlich geht uns die Möglichkeit der Fortpflanzung alle etwas an.
Sollten Ärzte also weniger Hormone verschreiben und stattdessen Rezepttipps geben?
Dieser Ansatz wäre bestimmt wünschenswert. Ein Meilenstein in der Medizin wäre es, Hormone nicht leichtfertig zu verschreiben, ohne vorher einen ganzheitlichen Weg zu gehen. Natürlich ist der medizinische Blick nicht weniger beachtenswert, doch der Hinweis auf weitere mögliche Alternativen, wie z.B. der regelmäßige Verzehr von eisenhaltigen Lebensmitteln bei Neigung zur Anämie anstatt pharmazeutische Eisentabletten zu verschreiben, wäre eine wegweisende Richtung, um Natur und Medizin in einem guten Maß zu verbinden.
Welche Zutaten sollte ich für meinen Zyklus immer im Haus haben?
Roher Kakao, Nüsse, Pseudogetreide (Quinoa, Amarant, Hirse), frisches biologisches Obst und Gemüse (Avocado, Granatapfel und aber auch der heimische Fenchel oder die Rote Beete …)
Rezepte für die Regel - vier Gerichte aus dem Buch "Eat Like A Woman"
Bleibe auf dem Laufenden und lass Dich von der Weiblichkeit inspirieren – der Blog zum Buch: www.femininefood.at