Frauen, keine Angst vor Finanzen und Altersvorsorge! Anna Terschüren von LazyInvestors gibt Tipps, wie wir am cleversten für unsere Rente vorsorgen.
Warum tun wir uns so schwer mit dem Thema Altersvorsorge?
Aus den gleichen Gründen, warum wir uns schwer mit Steuern tun: Diese Themen sind Ungetüme, die auf komplett undurchsichtigen Regeln beruhen und für den Ottonormalverbraucher einfach nicht erschließbar erscheinen.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass es eine riesige Industrie gibt, die ein großes Interesse daran hat, dass die Endkunden eigentlich gar nichts begreifen. Intransparenz belebt hier klar das Geschäft.
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Das wollten wir uns einfach nicht länger anschauen und haben uns darum entschlossen, das Thema so aufzubereiten, dass es alle verstehen können.
Wie schafft ihr es, mit euren Seminaren das Thema Altersvorsorge unterhaltsam zu machen?
Zunächst haben wir eine recht lockere Ansprache. Das hat nichts damit zu tun, dass wir irgendwie gut rüberkommen wollen, sondern damit, dass wir einfach genau so im normalen Leben sprechen und uns nicht verbiegen. Wir wollen ein authentisches Bild abliefern und zeigen, dass man ohne Anzug und Krawatte ziemlich viel Ahnung haben kann. Zudem sind wir der Meinung, dass gerade die Finanzbranche ein bisschen mehr Lockerheit und Humor vertragen kann. Da braucht es gar nicht viel, um im Vergleich ziemlich unterhaltsam hervorzustechen.
Wie bleibt ihr immer auf dem aktuellsten Stand?
Wir haben einige super Quellen, die wir immer verfolgen. Generell sind wir gut vernetzt unter den "Finanz-Selbsthilfe"-Anbietern. Also den Leuten, denen es um die finanzielle Bildung und nicht das Verkaufen komischer Rentenprodukte geht. Da kriegt man zwangsweise das Wichtigste mit. Gleichzeitig ist die Methode, die wir unseren Kurs-Teilnehmern empfehlen, eher zeitlos. Auch wir befassen uns daher nicht mit aktuellen Kursen und Marktprognosen (die eh nie eintreten), sondern eher mit den "großen" Themen.
Wie intensiv muss ich mich mit dem Thema Vorsorge auseinandersetzen? Reicht eine Entscheidung und dann "läuft" das ganze?
Jein. Man muss sich einmal intensiv damit beschäftigen. Da muss man durch, das ist einfach so. Nur, wenn man das notwendige Wissen hierzu aufbaut, kann man auch eine qualifizierte Entscheidung treffen und finanziell mündig werden. Das bedeutet nicht, dass man Expertin werden muss, aber ein Grundverständnis ist unseres Erachtens absolut elementar. Wenn man dies einmal hat und sich entschieden hat, wie der eigene Vermögensaufbau aussehen soll, ist man eigentlich durch mit der Nummer und muss nur ab und zu seine Altersvorsorge pflegen. Da reden wir aber eher von "Wartungsarbeiten", die nicht mehr als ein paar Minuten im Quartal umfassen müssen.
Viele Mütter arbeiten Teilzeit. Wie sorgen sie am besten für die Rente vor, ohne gleich die Hälfte eines ohnehin nicht üppigen Nettogehalts aufwenden zu müssen?
Das Gute ist: Wenn Du selbst Deine Altersvorsorge aufbaust, bist Du völlig flexibel: Du kannst am Anfang erstmal nur das anlegen, was übrig bleibt. Und wenn das nur ein paar Kröten im Monat sind. Du kannst Beträge jederzeit anpassen, im schlimmsten Falle auch pausieren etc. Auf der anderen Seite ist auch klar: Von nix kommt nix. Wenn dann die Kinder alt genug sind und man wieder mehr arbeiten kann, sollte man also auch auf jeden Fall seine Sparquote erhöhen, damit am Ende das Geld reicht. Der Zinseszins ist zwar eine super Sache und hilft auch bei kleinen Beträgen enorm - Hauptsache, man fängt früh an. Aber natürlich braucht es auch einen gewissen Grundstock, der Rendite bringen kann. Logisch.
Welche Altersvorsorge ist jetzt wirklich clever? Und was sollten wir besser lassen?
Das sollte schon klar geworden sein: Wir sind ganz klar dafür, das Thema nicht aus der Hand zu geben und selbst sein Vermögen aufzubauen. Das geht am sinnvollsten und einfachsten, indem man sich ein Weltportfolio aus passiven Indexfonds wie ETFs baut. Hierbei handelt es sich um super breit angelegte Fonds, die quasi die ganze Welt abdecken und tausende von Einzelwerten umfassen. Man versucht also nicht, auf irgendeine Weise den Markt zu schlagen oder sowas, sondern nimmt einfach am globalen Geschehen teil - mit seinen Höhen und Tiefen. Das bedeutet, dass man Finanzkrisen und co. einfach aussitzen können muss. War man aber - mit Blick auf historische Daten - lang genug investiert, so konnte einem auch die größte Finanzkrise bislang nichts anhaben und man hätte trotzdem zu diesem Zeitpunkt positive Renditen gehabt.
Da die Altersvorsorge ja normalerweise auf Jahrzehnte angelegt ist, gilt es also, Schwankungen einfach auszuhalten und sich nicht von den Medien verrückt machen zu lassen.
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Leider werden diese langweiligen Indexfonds von den meisten Bank- und Versicherungsberatern überhaupt nicht erwähnt, denn hier gibt es nicht viel dran zu verdienen. Bankberater verkaufen einem viel lieber aktiv gemanagte Fonds, bei denen das Fondsmanagement versucht, den Markt zu schlagen.
Damit wären wir gleich beim Thema "Was sollten wir besser lassen"
Zunächst kommen alle uns bekannten Studien zu dem Ergebnis, dass aktiv gemanagte Fonds auf Dauer durchschnittlich weitaus schlechter performen als der Markt. Warum sollte man also auf ein aktives Produkt zurückgreifen und das Risiko eingehen, weniger als die Marktrendite einzufahren, wenn man es sich leicht, bequem und insbesondere kostengünstig mit einem passiven Indexfonds machen kann? Warren Buffett übrigens empfiehlt passive Indexfonds als das Nonplusultra für den Privatanleger, aber auch unabhängige Portale in Deutschland wie z.B. Finanztip und Stiftung Warentest raten hierzu. Natürlich gibt es noch viele weitere Konstrukte zur Altersvorsorge. Aber kein uns bekanntes führt zu einer vergleichbaren Rendite ohne ziemlich risikoreich zu sein. Rentenversicherungen hingegen machen das, was ihr Name verrät: Sie versichern den Inhaber - in diesem Falle gegen das Risiko der Langlebigkeit.
Damit hat man dann gerne mal nach 25 Jahren in Rente erst den Betrag wieder raus, den man anlegt hat. Wenn man jedoch selbst vernünftig und unaufgeregt für sein Alter anlegt, steht man damit summa summarum wesentlich besser da, als wenn man eine Versicherung erworben hat. Man sollte sich immer wieder vor Augen führen: Versicherungen sind keine Geldanlage, sondern eben Versicherungen! Die haben ihre Berechtigung, können auch beigemischt werden, falls man sich z.B. vor Hartz IV sorgt, aber sie ersetzen keine "richtige" Altersvorsorge.
Ist die Immobilie der richtige Weg?
Auch hier handelt es sich unseres Erachtens um einen weit verbreiteten Irrglauben. Das Eigenheim ist oftmals kein gutes Investment. Wir haben uns mit dem Thema sehr intensiv auf unserem Blog beschäftigt, haben viel gerechnet und kommen immer wieder zu dem Schluss: Im Nachhinein weiß man zwar, ob der Kauf einer Immobilie schlau war, im Vorfeld ist das selten der Fall. Das ist ein ziemliches Glücksspiel. Außerdem hat man hiermit ein riesiges Klumpenrisiko an den Hacken. Da gibt es wirklich schlauere Methoden. Eine Immobilie sehen wir vielmehr als Lifestyle-Entscheidung, nicht aber als die ideale Altersvorsorge.
Was wurde aus der Riester-Rente?
Die gibt es noch! Und mittlerweile gibt es sogar Produkte, bei denen mehr als eine Nullrendite erzielt werden kann. Aber es ist immer das Gleiche, egal, wohin man schaut: Ohne Risiko gibt es keine Rendite. Will man also Vermögen aufbauen, muss man zwischendurch auch Schwankungen aushalten. Bei Produkten wie Riester hingegen, die Garantien liefern, kann man auch nicht viel erwarten. Etwaige staatliche Förderungen werden übrigens oftmals von hohen Kosten und schlechten Renditen aufgezehrt. Also nur, weil der Staat was dazugibt, heißt das noch lange nicht, dass sich das insgesamt lohnen wird. Da muss man immer im Einzelfall ganz genau hinschauen.
Wie können wir unsere Arbeitgeber mit einspannen in die Altersvorsorge?
Klar, es gibt vermögenswirksame Leistungen und betriebliche Altersvorsorge. Und gerade, wenn einem der Arbeitgeber etwas schenkt, kann man das wunderbar mitnehmen. Allerdings sollte man sich hier auch wieder fragen, wieviel man in die bAV stecken will, denn auch hier sind die dahinterliegenden Produkte oft nicht so lukrativ. Ein Arbeitgeberwechsel macht das ganze auch nicht leichter: Wenn der neue Arbeitgeber einen Vertrag mit einer anderen Direktversicherung z.B. hat, kann man nur den Vertrag wechseln oder den alten selbst fortführen bzw. stilllegen. Wir finden das ganze Modell nicht so zeitgemäß: Wer bleibt denn heutzutage noch Jahrzehnte im selben Job?
Wie finde ich die Altersvorsorge, die am besten zu mir passt?
Wir glauben, dass die eigene Vermögensanlage mit passiven Indexfonds für viele genau das richtige ist. Unsere Kurs-Teilnehmer berichten, dass ihnen die Verbraucherzentralen ebenfalls eigentlich nur dazu geraten haben. Weiterhin sollte man sich überlegen, inwieweit man wirklich auf Garantien durch herkömmliche Versicherungsprodukte setzen muss. Das ist eine höchst individuelle Sache. Je nach dem eigenen Humankapital kann man also das ganze komplett in die eigene Hand nehmen oder Garantieprodukte beimischen.
Wer kann mich unabhängig und individuell beraten?
Wie schon gesagt machen da die Verbraucherzentralen nach den Auskünften unserer Kurs-Teilnehmer einen super Job. Dann gibt es prinzipiell noch unabhängige Honorarberater, diese sind aber schwer zu finden. Man sollte sich unbedingt vorher schriftlich geben lassen, dass der Berater von keinem Anbieter eine Provision bekommt - also ein "echter" Honorarberater ist. Generell ist die Situation in Deutschland wirklich unterirdisch: 99% der Finanz"berater" haben Interessenskonflikte, da sie Provisionen für die von ihnen vertriebenen Produkte erhalten. Warum sollten sie uns also das verkaufen, was für uns wirklich das beste ist und nicht das, womit sie am meisten verdienen?
Was ist die cleverste Altersvorsorge ab 40?
Auch hier geht unserer Ansicht nach nichts über das selbstständige Anlegen in passive Indexfonds. So hat man die volle Flexibilität: Wieviel spare ich an? Wann zahle ich mir wie viel aus? Zu beachten gilt: Was angelegt ist, sollte - basierend auf historischen Werten - mindestens 15 Jahre lang nicht gebraucht werden. Soviel Zeit sollte also sein.
Dr. Anna Terschüren, Mitgründerin LazyInvestors, kennt sich perfekt aus beim Thema "Frauen und Finanzen"
Anna Terschüren ist seit jeher in den Finanzen zu Hause. Das Thema steht nicht erst seit ihrem Berufsleben im Mittelpunkt, sondern schon während des Studiums und ihrer Promotion: Mit ihrer Doktorarbeit sorgte die 35-jährige bereits für Aufsehen in den großen Medien, da sie mit dem Rundfunkbeitrag aufräumte. 2017 riefen Terschüren und ihr Mitgründer Martin Eckardt das Projekt LazyInvestors ins Leben, um Leuten zu helfen, sich mit ihren Finanzen wohlzufühlen. Seitdem haben sie eine große Community aufgebaut, die regelmäßig ihren Blog besucht und ihr (Finanz-)Leben verbessert. Durch ihr Webinar und ihren Online-Kurs konnten die LazyInvestors bereits Tausenden von Leuten helfen, ihre Altersvorsorge eigenverantwortlich zu regeln. Alle Infos sind auf www.lazyinvestors.de zu finden.