Lassen Sie uns über Geld reden! Hier kommen Frauen zu Wort, die sich damit auskennen. Dieses Mal: Renate Kiel, 54, Finanzexpertin aus Hamburg.
EMOTION: Wo lässt sich im Alltag einfach Geld sparen?
Renate Kiel: Zum Beispiel bei der Telefonrechnung. Ich achte darauf, ob ich jemanden übers Festnetz erreichen kann, anstatt gleich die teurere Handynummer zu wählen. Man sollte auch ab und zu seine Versicherungen prüfen – ob man wirklich alle braucht und ob es günstigere Alternativen gibt.
Wofür geben Sie gern Geld aus?
Für Kleidung und Reisen. Und für Kunst oder Einrichtungsgegenstände.
Was war Ihr letzter Fehlkauf?
Ich hatte unsere Möbel neu beziehen lassen, doch kaum war der Stoff drauf, gefiel er mir nicht mehr. Leider war ich auch mit dem nächsten unzufrieden. Inzwischen haben wir Variante Nummer drei. Ärgerlich!
Was mögen Sie daran, den ganzen Tag mit Geld zu tun zu haben?
Ich diskutiere gern über den Kapitalmarkt, bewerte die Informationen. Und es freut mich, dass Kunden explizit nach meiner Meinung fragen. Das gemeinsame Ringen um die beste Entscheidung macht mir Spaß.
Wer ist zu Hause der Finanz-Chef?
Mein Mann und ich teilen es uns auf. Er ist Betriebswirt und hat mich indirekt für das Fach begeistert. Ich hörte ihn immer für seine Prüfungen ab.
Viele Paare streiten sich über Geld …
Wir nicht. Das heißt nicht, dass wir über Ausgaben immer einer Meinung sind. Zum Beispiel hat sich mein Mann ein Boot gekauft, was ich für völlig irrational hielt. Trotzdem habe ich seinen Wunsch akzeptiert.
Abgesehen von Ihnen: Interessieren sich Frauen wirklich weniger für Finanzthemen als Männer?
Jein. Das Interesse nimmt zu, allerdings oft, weil der Mann keine Zeit hat oder sich die Frau als Single selbst kümmern muss. Insgesamt sind mir Frauen immer noch zu ängstlich. Sie trauen sich nicht zu fragen, wie die Phänomene in der Finanzwelt zusammenhängen. Sie glauben, sie verstehen es sowieso nicht. Und wenn sie doch fragen, bekommen sie es von Männern oft falsch erklärt.
Wäre die Finanzkrise anders verlaufen, wenn Frauen das Sagen gehabt hätten?
Ja! Die Fehler, die aus Geldgier passiert sind, hätten Frauen zwar auch gemacht. Aber sie wären anders mit den Folgen umgegangen: ehrlicher gegenüber den Anlegern. Damit wäre alles undramatischer verlaufen. Die Männer haben erst falsche Erklärungen abgegeben und Fehler zu spät eingestanden. Ich habe es in der Bank selbst erlebt: Unsere Beraterinnen haben sich in Selbstvorwürfen aufgerieben, die männlichen Kollegen nicht.
Wie risikofreudig sind Sie bei Ihrer privaten Geldanlage?
Mittel. Ich tue nichts, was ich nicht auch meinen Kunden empfehlen könnte. Ich lege mein Geld hauptsächlich in Aktien an. Aber eine Laufzeit von mindestens fünf Jahren ist für mich die Grundvoraussetzung. Außerdem investiere ich in Fonds mit Inflationsschutz.Von geschlossenen Fonds halte ich nichts – und niemals würde ich Aktien auf Kredit kaufen.
Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient – und wofür haben Sie es ausgegeben?
Mit 19 habe ich zwei Wochen lang in zwei Schichten gekellnert. Das hat – dank sehr viel Trinkgeld! – für drei Wochen Urlaub auf Sizilien gereicht.
Renate Kiel, 54, arbeitet seit 26 Jahren als Finanzmarktexpertin. Nach Stationen bei verschiedenen Banken war sie zuletzt Niederlassungsleiterin der LGT Bank in Hamburg. Kiel hat Germanistik und Slawistik studiert, wollte eigentlich Professorin werden. Als Quereinsteigerin landete sie schließlich bei der Hypovereinsbank – und sattelte ein BWL Studium drauf. Renate Kiel lebt mit ihrem Mann in Hamburg.