Besonders Frauen sind von Altersarmut bedroht, denn das Thema Altersvorsorge wird oft verdrängt, weil es gerade nicht in den Finanzplan passt. So gehen wir es an!
Altersvorsorge für Frauen ist so wichtig, dass das Thema nicht verschoben werden darf. Oft stecken sie wegen der Familie zurück oder leiden darunter, dass sie weniger verdienen. Finanzexperte und Buchautor Malte Krüger warnt bei der Privatvorsorge vor blindem Vertrauen in die Finanzindustrie. Er hat sich dort undercover umgeschaut: Das System, auf dem unsere Rente basiert, ist kundenfeindlich. Wer nicht aufpasst, investiert sich in den Ruin. Umso wichtiger, dass Frauen selbst aktiv werden, sich nicht vom "Dschungel der Zahlen" abschrecken lassen und erkennen, wenn sie jemand über den Tisch ziehen will.
"Wird schon" ist keine Devise in der Altersvorsorge
Meist beginnt es mit dem schlechten Gewissen und der Einsicht: Ich muss jetzt mal was tun! Ich muss an meine Altersvorsorge denken. Doch wie anfangen? Der erste Weg führt oft zur Bank oder Versicherung. Da viele Fonds, Renten oder Aktien derart kompliziert erscheinen, vertrauen wir gerne dem Profi. Dafür ist er schließlich da. Im zweiten Schritt unterschreiben wir etwas, das wir nicht verstehen und verlassen uns auf den Berater, der uns gegenübersitzt. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass im Alter Geld übrigbleibt.
Beratung ja, aber kritisch bleiben
Das Problem an der Sache: Viele Berater und Banken wollen nicht Ihr Bestes, sondern verkaufen, was ihnen selbst Gewinn bringt. Ich habe es mit eigenen Augen erlebt, wie unwissend und gewinngesteuert viele dieser Institutionen arbeiten. Die Branche ist beherrscht von schlechter Beratung, wenig Know-how und viel Verkaufsdruck. Produkte, die keine Rendite einbringen und damit die Rente ruinieren. Die neue Finanzrichtlinie, MiFID 2, wird an dieser Ertragsgetriebenheit nichts ändern. Um später nicht in der Altersarmut zu landen, hilft nur eins: selbst ist die Frau.
Unsere Tipps für die beste Altersvorsorge für Frauen
Hier ein paar Tipps, wie Sie die Verkaufsfallen umgehen, Ihr Geld nicht zum Fenster raus investieren und trotzdem fürs Alter vorsorgen können.
- Nicht auf die "Profis" verlassen
Der Bank vertrauen und gut? Lieber nicht. Vor Ihnen sitzt selten ein kompetenter Berater, sondern ein Verkäufer. In vielen Institutionen der Finanzindustrie ist es gar nicht üblich, die Mitarbeiter oder selbstständigen Berater fachlich gut auszubilden. Unternehmen trimmen ihre Leute lediglich darauf, schnell und viel zu verkaufen. Dafür lehren sie Verkaufstaktiken, rhetorische Überzeugungsmethoden und Gesprächsleitfäden – keine Inhalte. Berater haben selbst in einer Bank oft gar keinen fachlichen Background. Traurig, aber wahr: Kunden werden daher häufig Produkte aufgeschwatzt, die nicht zu ihrem Leben passen – von Aufklärung keine Spur.
- Sie müssen das Produkt verstehen
Auch wenn Sie kein Finanzgenie oder Zahlenmeister sind: Sie sollten das Produkt verstehen. Wie entsteht Gewinn? Wann kommt es zu Schwankungen? Können Sie die Kosten durchschauen? Ist das Produkt ohne Verluste flexibel kündbar oder nicht? Nur so können Sie selbstverantwortlich entscheiden. Da beißt die Maus keinen Faden ab: Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, zu recherchieren und selbst aktiv zu werden. Erfahrungen und Basiswissen gibt es auch in meinem Buch.
- Der Berater muss das Produkt verstehen
Auch sollten Sie darauf achten, ob der Berater das Produkt versteht. Häufig können Makler Fonds und Versicherungen gar nicht erklären, weil sie nur ein paar Verkaufsargumente von den Produktlieferanten mitbekommen haben. Sie durchblicken den Finanzdschungel kaum besser als ein Laie. Dafür gibt es klare Anzeichen: Der Berater wiederholt die Argumente, schweift ab oder "will Sie nicht damit belästigen". Mit verbalem Geschick gelingt es ihm, dass Sie sich schuldig fühlen, wenn sie nicht unterschreiben.
Grundsätzlich gilt: Ein Berater, der bei seiner Erklärung nicht in die Tiefe geht, sich keine Zeit nimmt oder sogar mit Floskeln ausweicht? Hier läuten alle Alarmglocken. Zeigt der Berater diese Mängel, ist Gefahr im Verzug: Der Berater kann Ihnen ertragreichere Produkte gar nicht anbieten, weil er sie selbst nicht kennt. Vergleichbar mit einem Arzt, der den aktuellen Forschungsstand der Heilkunst nicht kennt, und Ihnen nur einfachste Schmerzmittel verschreibt.
- Verkaufstaktiken durchschauen
Ein Verkäufer weiß, wie er ein Nein in ein Ja verwandelt. Durch mehrere geschlossene Fragen, die Sie bejahen (müssen), stellt er Ihr Unterbewusstsein auf Zustimmung ein. Seien Sie außerdem wachsam, wenn die Gesten und Sätze des Verkäufers einstudiert wirken, wenn der Berater nicht über Kosten spricht, zuverlässigen Reichtum verspricht und mit „exklusivem“ Wissen prahlt. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Berater Sie über den Tisch ziehen will, helfen immer Kontrollfragen: Warum ausgerechnet dieses Produkt und kein anderes? Warum dieser Fonds und dieser Markt und kein anderer?
Finden Sie einen bodenständigen, qualifizierten Berater, der nicht unter Verkaufsdruck steht, der keinen Prozentsatz auf das verwaltete Volumen erhebt und eigenständig Geldanlagen erstellen kann. Verlassen Sie sich nicht auf Ihr Bauchgefühl, sondern auf klare Fakten.
- Last but not least: Trauen Sie sich!
Grundsätzlich gilt: Investieren ist besser, als das Geld unters Kopfkissen zu legen. Denn dort kann es sich nicht vermehren. Das Ersparte schrumpft von Jahr zu Jahr und Ihre Rentenlücke wächst. Lassen Sie sich vom scheinbaren Elfenbeinturm nicht einschüchtern. Bleiben Sie kritisch, nehmen Sie sich Zeit, fragen Sie (mehrmals) nach. Auch wenn ein Produkt noch so kompliziert klingt, der Berater im Anzug und Cabrio prahlt und Banken mit ihren Glaspalästen Autorität ausstrahlen: Lassen Sie sich nicht von der häufig aufgeblasenen Selbstdarstellung der Branche blenden. Viel zu oft gibt sie vor, ein Herrschaftswissen zu besitzen, das es nicht gibt. Denn alle Berater kochen nur mit Wasser.
Malte Krüger – einer, der auszog, das Investieren zu lernen … und dabei mehr als nur Geldstaub aufwirbelte. Malte Krüger ist Geisteswissenschaftler und Querdenker durch und durch. Sieht er ein Problem, will er es ganzheitlich durchleuchten, von allen Perspektiven betrachten und verstehen. Für die Recherche seines zweiten Buches "Undercover in der Finanzindustrie" erhielt er ein Stipendium der Günter-Wallraff-Stiftung. Der studierte Sprachwissenschaftler leitet mit zwei Partnern eine Privatschule in Neumünster in der Erwachsenenbildung. Als Spezialist für politische Rhetorik und Dialektik trainiert Krüger seit zehn Jahren Lehrer, Politiker, Juristen und Ärzte unter anderem für das Kultusministerium Niedersachsen oder die Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein. www.finanzwelt-undercover.de