"Period. End of Sentence" gewann einen Oscar. Die Doku zeigt: Menstruation ist in Indien ein großes Tabu-Thema. Ein paar Frauen und "The Pad Project" tun etwas dagegen.
Film über Menstruation: "Period. End of Sentence" gewinnt Oscar
"Ich kann nicht glauben, dass ein Film über die Menstruation einen Oscar gewonnen hat", sagte die die amerikanisch-iranische Regisseurin Rayka Zehtabchi in ihrer Dankesrede auf der Oscar-Verleihung, selbst wohl noch etwas überrascht von dem großen Erfolg. Ihr Film "Period. End of Sentence" wurde bei den 91. Oscars am 24. Februar 2019 in Los Angeles mit dem Preis für den besten Dokumentar-Kurzfilm ausgezeichnet.
Große Bühne für ein wichtiges Thema: die Menstruation
Auch wenn Dokumentar-Kurzfilm nur eine der kleinen Kategorien ist, bekommt damit dennoch ein wichtiges Thema wenigstens kurz eine große Bühne: die weibliche Menstruation. Die 26-minütige Dokumentation, die auf dem Streaming-Dienst Netflix verfügbar ist, handelt von ein paar Frauen in einem Ort nahe Delhi, die dank "The Pad Project" eine Maschine zur Verfügung gestellt bekommen, mit der sie Binden herstellen, um damit Frauen den Zugang zu Hygieneartikeln zu ermöglichen.
Ländliches Indien: "Stigma Monatsblutung"
Auch wenn der deutsche Titel, "Stigma Monatsblutung", etwas sperrig klingt, bemüht er sich, die Situation zu beschreiben, die die Filmemacherinnen beim Dreh im ländlichen Indien vorfanden. Wenn die Regisseurin und ihr Team Menschen nach der Periode fragten, dann bekamen sie verschämte Blicke, Sprachlosigkeit, kaum richtiges Wissen.
Ohne Ausbildung und eigenes Geld: Leben in Abhängigkeit
In Indien steht es um die Rechte der Frauen nicht zum Besten, die gesellschaftliche Benachteiligung ist stark spürbar. Laut einem Bericht der Hilfsorganisation Plan brechen in Indien 20 % der Mädchen die Schule ab, sobald ihre Regel einsetzt. Frauen werden weder ermutigt eine Ausbildung zu machen noch Geld zu verdienen und das bedeutet ein Leben in Abhängigkeit.
Weshalb ihr die Dokumentation schauen solltet:
- Man sieht Szenen, die schockieren: Eine Frau, nach ihrer Periode gefragt, ringt ewig um Worte und bringt am Ende kein einziges heraus. Eine der Protagonistinnen erzählt, dass Frauen mit Menstruation den Tempel nicht betreten dürften, weil sie dann angeblich schmutzig seien. Eine Gruppe von jungen Männern, antwortet auf die Frage, was die Periode sei: "Es ist wie eine Art Krankheit, oder?"
- Der Film zeigt, dass viele Frauen in Indien Stoff zum Aufsaugen des Bluts benutzen. Den Stoff werfen sie einfach auf dem Land weg, weil sie ihn nicht waschen wollen. Viele Frauen haben keinen Zugang zu Binden oder trauen sich nicht, diese in Shops bei Männern zu kaufen.
- In dem kleinen Ort reden Frauen nicht über die Menstruation, nicht mit anderen Frauen, erst Recht nicht mit Männern. Darüber reden wäre allerdings ein erster Schritt in Richtung Enttabuisierung der Periode.
- Trotz aller Abgründe zeigt der Film auch Lichtblicke: Ob das nun die Frauen sind, die erst 18.000 Binden pressen und dann von Tür zu Tür gehen, um sie zu verkaufen oder die Schulleiterin, die sagt: "Ich bin ein kleines bisschen Feministin" und dann hinterherschiebt: "Frauen sind stärker, aber sie wissen es selbst nicht."
- Wirklich toll: Durch die Bindenproduktion im Dorf bekommen mehr Frauen Zugang dazu, zum anderen gibt die Produktion Frauen Arbeit, die dadurch finanziell unabhängig werden. Eine junge Frau will sich mit dem Geld die Ausbildung als Polizistin finanzieren.
- "Period. End of Sentence" ist kein Bollywood-Film, der uns ein weiteres Indien-Klischee präsentiert, sondern er zeigt ein Stück reales Leben und behandelt ein gesellschaftlich relevantes Thema. Man sieht in der Dokumentation die unfassbare Benachteiligung der Frauen in Indien, aber der Film zeigt auch Frauen, die etwas verändern wollen und macht Mut, selbst etwas zu tun.